Nikolai Alexejewitsch Wosnessenski
Nikolai Alexejewitsch Wosnessenski (russisch Николай Алексеевич Вознесенский; * 18. Novemberjul. / 1. Dezember 1903greg. in Tjoploje, Gouvernement Tula, Russisches Kaiserreich; † 1. Oktober 1950 in Leningrad) war ein sowjetischer Ökonom und Politiker.
Biografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aufstieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wosnessenski war der Sohn eines Schreibers im Forstamt. Sein älterer Bruder Alexander Wosnessenski wurde sowjetischer Ökonom. Wosnessenski war seit 1919/20 Komsomolze und 1921 Parteimitglied, besuchte 1924 die Parteihochschule von Swerdlowsk. Danach war er Parteifunktionär im Donez-Kohlerevier. 1925 wurde er Chefredakteur der Regionalzeitung Tula Junge Kommunar. Seine Karriere zeigte erhebliche Abweichungen vom typischen Verlauf anderer Politgrößen. Nachdem er ab 1930 das Institut der Roten Professur absolviert hatte, wurde er 1931 Professor und 1934 mit 31 Jahren Direktor dieses Instituts. 1935 wurde er auf Vorschlag des Ersten Sekretärs der Leningrader Parteiorganisation Andrei Schdanow zum Vorsitzenden der Planungskommission dieses Gebietes ernannt. 1935 promovierte er zudem zum Dr. rer. pol.
Im Zentrum der Macht
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schdanow, seit Ende der 1930er Jahre zweiter Mann nach Josef Stalin in der KPdSU, förderte Wosnessenski weiterhin. 1938 erfolgte seine Ernennung zum Vorsitzenden der staatlichen Planungskommission der UdSSR – auch Gosplan genannt. Er war damit ranghohes Mitglied der Regierung der Sowjetunion. 1941 erhielt er – nur 38 Jahre alt – den neu geschaffenen Posten als Stellvertretender Vorsitzender des Rats der Volkskommissare (also Stellvertretender Ministerpräsident) für den Komplex wirtschaftliche Angelegenheiten im Ministerrat der UdSSR von Stalin. 1942 wurde er in das staatliche Verteidigungskomitee der UdSSR – ein inneres Superkabinett mit nur acht Mitgliedern, unter Vorsitz Stalins – berufen.
Von 1941 bis 1947 war er Kandidat des Politbüros. Vom 28. Februar 1947 bis zum 1. März 1949 war er Vollmitglied im Politbüro der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KPdSU), dem höchsten politischen Gremium der UdSSR.
Opfer Stalins und Berias
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1948, kurz nach dem Tod seines Mentors Schdanow, dessen Gegner Lawrenti Beria und Georgi Malenkow waren, verschwand Wosnessenski 1949 plötzlich ohne jede Erklärung aus dem öffentlichen Leben. Chruschtschow berichtete 1956 in seiner Geheimrede auf dem XX. Parteitag, dass er in die von Stalin und Beria erfundene „Leningrader Affäre“ verwickelt gewesen sei. Nikita Chruschtschow führte aus:
„Bekanntlich waren Wosnessenski und Kusnezow hervorragende und talentierte Funktionäre. Zu ihrer Zeit standen sie Stalin nahe […]. Die Beförderung Wosnessenskis und Kusnezows erschreckte Berija. Wie heute festgestellt werden kann, hat eben Berija gemeinsam mit seinen Untergebenen Materialien in Gestalt von Erklärungen und anonymen Briefen, in der Form von verschiedenen Gerüchten und Gesprächen konstruiert und Stalin ‚untergeschoben‘.“
Wosnessenski wurde am 1. März 1949 aus dem Politbüro ausgeschlossen. Im September 1950 fand die Verhandlung gegen ihn und andere Parteifunktionäre statt, denen vorgeworfen wurde, einen Kampf gegen die Partei und ihr ZK zu führen. Er sowie der Sekretär des Zentralkomitees für Angelegenheiten der Staatssicherheit Alexei Kusnezow, der Vorsitzende des Ministerrats der Russischen RSFSR Michail Rodionow, der Erste Sekretär der Leningrader Partei Pjotr Popkow (1903–1950) und viele andere hohe Parteifunktionäre verloren ihr Leben. Folgende Gründe werden genannt, warum Stalin den exzellenten aber auch elitären Wosnessenski liquidieren ließ: Unregelmäßigkeiten bei der Wirtschaftsstatistik durch Gosplan (Behauptung durch Beria und Malenkow) und Berias Bericht an Stalin, wonach Wosnessenski 1941 – als Stalin in einer Krise war – Molotow ermutigt habe, ihn abzulösen.
Die Umstände von Wosnessenskis Tod sind unklar. Man nimmt an, dass er kurz nach der Urteilsverkündung erschossen wurde. S. I. Semin berichtete laut Dmitri Wolkogonow, dass Wosnessenski nach seiner Verurteilung zum Tod durch Erschießen noch drei Monate im Gefängnis belassen wurde. Erst im Dezember sei er nur leicht bekleidet auf einem Lastwagen nach Moskau befördert worden und vermutlich dabei erfroren.
Wosnessenski war seit 1928 mit Marija Andrejewna Litwinowa (1909–2000) verheiratet und hatte zwei Töchter.
Zu Beginn der Entstalinisierung wurde Wosnessenski am 30. April 1954 rehabilitiert.
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leninorden (2×)
- Stalinpreis
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Spuler: Regenten und Regierungen der Welt. Minister-Ploetz Bd. 4, 1964, ISBN 3-87640-026-0.
- Montefiore: Stalin – Am Hofe des roten Zaren. S. Fischer-Verlag, 2005.
- Michel Tatu: Macht und Ohnmacht im Kreml. Ullstein, Frankfurt, 1967.
- Merle Fainsod: Wie Russland regiert wird. Kiepenheuer & Witsch, 1965.
- Dimitri Wolkogonow: Stalin. Triumph und Tragödie. Ein politisches Porträt. Aus dem Russischen von Vesna Jovanoska, Econ Verlag Düsseldorf, 3. Auflage 1989; ISBN 3-430-19847-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Nikolai Alexejewitsch Wosnessenski im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Zeitungsartikel über Nikolai Alexejewitsch Wosnessenski in den Historischen Pressearchiven der ZBW
- Chruschtschows Geheimrede auf dem XX. Parteitag 1956
Personendaten | |
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NAME | Wosnessenski, Nikolai Alexejewitsch |
ALTERNATIVNAMEN | Voznesenskij, Nikolaj A.; Вознесенский, Николай Алексеевич (russisch) |
KURZBESCHREIBUNG | sowjetischer Politiker |
GEBURTSDATUM | 1. Dezember 1903 |
GEBURTSORT | Tjoploje, Gouvernement Tula |
STERBEDATUM | 1. Oktober 1950 |
STERBEORT | Leningrad |
- Politiker (Sowjetunion)
- Ökonom (20. Jahrhundert)
- Mitglied des Politbüros des Zentralkomitees der KPdSU
- Mitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften
- Träger des Leninordens
- Träger des Stalinpreises
- Opfer des Stalinismus (Sowjetunion)
- Hingerichtete Person (Sowjetunion)
- Träger der Medaille „Für heldenmütige Arbeit im Großen Vaterländischen Krieg 1941–1945“
- Hochschullehrer (Institut der Roten Professur)
- Träger der Medaille „Sieg über Deutschland“
- Sowjetbürger
- Russe
- Geboren 1903
- Gestorben 1950
- Mann