Norbert Joos
Norbert «Noppa» Joos (* 6. September 1960 in Chur; † 10. Juli 2016 am Piz Bernina)[1][2] war ein Schweizer Bergsteiger und Bergführer.
Leben und Karriere
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Norbert Joos begann schon früh mit dem Bergsteigen, bereits mit zwölf Jahren bestieg er das Matterhorn. Kurz vor seinem 20. Geburtstag hatte er schon die drei grossen Nordwände der Alpen (Eiger, Matterhorn und Grandes Jorasses) bezwungen.[3] Im Alter von 21 Jahren schloss er seine Ausbildung zum Bergführer ab.[4]
Mit der Besteigung des Denali (6190 m, Alaska) im Jahr 1981 wandte sich Joos dem Höhenbergsteigen zu. Er bestieg insgesamt 13 der 14 Achttausender der Erde ohne dabei zusätzlichen Sauerstoff zur Hilfe zu nehmen. Zur Besteigung aller Achttausender fehlte ihm nur noch der Mount Everest (8848 m), an dessen Besteigung er im Mai 2008, dem sechsten Versuch, letztmals scheiterte. Daraufhin rückte er von seinem Ziel, alle Achttausender ohne zusätzlichen Sauerstoff zu besteigen, ab. Joos erklärte, er werde keinen weiteren Versuch mehr unternehmen.[5] Der Everest läge seit seinem 2006 im Abstieg vom Kangchendzönga erlittenen Hirnschlag ausserhalb seiner Möglichkeiten.[6][7]
Ab 1993 betrieb Joos ein Bergsportgeschäft in Chur, in dem er nach eigener Aussage ca. 60 % seiner Arbeitszeit verbrachte. Ausserdem arbeitete er weiterhin als Bergführer und berichtete in Vorträgen über das Höhenbergsteigen.[4][7]
Im Jahr 2005 umrundete Joos mit seinem Partner Peter Gujan den Kanton Graubünden auf der 740 km langen Grenzlinie; in 77 Tagen bestiegen sie 335 Gipfel und bewältigten dabei 145'000 Höhenmeter.[8]
Datum | Berg | Höhe in m | Anmerkung |
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10. Juni 1982 | Nanga Parbat | 8125 | Diamirwand Kinshoferroute |
11. Mai 1984 | Manaslu | 8163 | NW-Normalroute |
24. Oktober 1984 | Annapurna | 8091 | Ostgrat Nord-Süd-Überschreitung |
19. Juni 1985 | K2 | 8611 | Abruzzisporn |
29. Mai 1987 | Broad Peak | 8051 | NW-Route im Alleingang |
23. Juni 1988 | Gasherbrum II | 8034 | Normalroute |
7. Juni 1993 | Hidden Peak | 8080 | NW-Japaner-Route |
23. Mai 1994 | Cho Oyu | 8188 | Tichyroute |
19. Mai 1995 | Dhaulagiri | 8167 | NO-Grat |
1. Mai 1996 | Shishapangma | 8027 | Normalroute von Tibet |
16. Mai 2002 | Makalu | 8485 | Franzosenroute NW-Seite |
15. Mai 2004 | Lhotse | 8516 | Westwand |
14. Mai 2006 | Kangchendzönga | 8586 | Südostwand |
Tod am Piz Bernina
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am frühen Nachmittag des 10. Juli 2016 befand sich Joos bei der Überschreitung des Piz Bernina zusammen mit zwei Gästen in einer Dreierseilschaft auf dem Spallagrat. Zwei Frauen, die ebenfalls zur Gruppe gehörten, folgten als Zweierseilschaft. Die fünf Bergsteiger hatten in der Tschiervahütte übernachtet, waren über den Biancograt zum Gipfel aufgestiegen und wollten über den Spallagrat zur Marco-e-Rosa-Hütte absteigen. Auf einer Höhe von etwa 3900 Metern rutschte eine Person von Joos’ Seilschaft aus und riss die beiden anderen Mitglieder ca. 160 Meter in die Tiefe. Der 55-jährige Joos zog sich beim Sturz tödliche Verletzungen zu. Die anderen zwei Verunfallten, eine 56-jährige Italienerin und ein 58-jähriger Italiener, überlebten schwer verletzt.[9]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Norbert Joos, Peter Schmid: Grenztour Graubünden. Verlag Desertina, 2005, ISBN 978-3-85637-311-5.
- Karin Steinbach Tarnutzer, Peter Schmid: Norbert Joos: Auf die höchsten Berge der Welt. AS Verlag, 2008, ISBN 978-3-909111-61-9.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Norbert Joos. In: bergsport.ch. Norbert Joos Bergsport. Ausführliche Biografie auf der Website des Bergsporthandels.
- Thorsten Kaletsch: Extrem-Alpinist Noppa Joos: «Ich bin Gott noch nie begegnet». In: outdoor-guide.ch. Outdoor Guide, 2009 (PDF; 0,99 MiB, Archiv). Interview über alle Aspekte des Bergsteigens.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Unglück am Piz Bernina: Bergsteiger Norbert Joos stürzt in den Tod. In: spiegel.de. Spiegel Online, 11. Juli 2016, abgerufen am 11. Juli 2016.
- ↑ Thomas Ebert: Am Piz Bernina abgestürzt: Norbert Joos tödlich verunglückt. In: outdoor-guide.ch. Outdoor Guide, 11. Juli 2016, archiviert vom (nicht mehr online verfügbar) am 20. Dezember 2019; abgerufen am 11. Juli 2016.
- ↑ Joos mit 52 auf dem gleichen Gipfel wie mit 20. In: suedostschweiz.ch. Somedia Publishing, 26. August 2012, abgerufen am 13. Juli 2016.
- ↑ a b «Noppa» Joos tödlich verunglückt. In: suedostschweiz.ch. Somedia Publishing, 11. Juli 2016, abgerufen am 12. Juli 2016.
- ↑ Karin Steinbach Tarnutzer, Peter Schmid: Norbert Joos: Auf die höchsten Berge der Welt. 2008, S. 314–322.
- ↑ Thorsten Kaletsch: Extrem-Alpinist Noppa Joos: «Ich bin Gott noch nie begegnet». Outdoor Guide, 2009, S. 32–40.
- ↑ a b Der Bündner Höhenbergsteiger Norbert Joos ist an seinem vierzehnten Achttausender umgekehrt: «Ich musste einsehen – der Everest ist nicht mehr möglich». In: nzz.ch. Neue Zürcher Zeitung, 6. November 2008, abgerufen am 12. Juli 2016.
- ↑ «‘Noppa’ war immer positiv, motivierend – und ohne Schmerz». In: suedostschweiz.ch. Somedia Publishing, 12. Juli 2016, abgerufen am 16. Juli 2016.
- ↑ Unfall am Piz Bernina: Bündner Bergführer Norbert Joos tödlich verunglückt. In: nzz.ch. Neue Zürcher Zeitung, 11. Juli 2016, abgerufen am 11. Juli 2016.
Personendaten | |
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NAME | Joos, Norbert |
ALTERNATIVNAMEN | Joos, Noppa (Spitzname) |
KURZBESCHREIBUNG | Schweizer Bergsteiger und Bergführer |
GEBURTSDATUM | 6. September 1960 |
GEBURTSORT | Chur |
STERBEDATUM | 10. Juli 2016 |
STERBEORT | Piz Bernina |