Notae

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Notae waren bei den klassischen römischen Juristen (fundatores iuris civilis) Anmerkungen in Kurzform, die sie älteren Juristenschriften beifügten.

Ein erster bezeugter Fall waren die notae des Proculus – namengebender Begründer der Rechtschule der Proculianer – zu einer posthum erschienenen systematischen Darstellung des römischen Rechts von Labeo (Posteriores libri). Die Zusammenhänge über die Entstehung von notae sind nicht klar, in diesem (unüblichen) Fall könnte der Umstand eine Rolle gespielt haben, dass Proculus das Hauptwerk aus dem Nachlass heraus veröffentlicht hatte.[1]

Viele Juristen haben in der Kaiserzeit in Werken ihre Notierungen hinterlassen, so schrieb auch Aristo zu Labeos Posteriores libri seine notae. Notierungen zum ius civile schrieben etwa Sabinus und Cassius. Zum Einbänder Regularum von Pomponius und zu den Digesta Julians verfassten beispielsweise Marcellus und Cervidius Scaevola ihre notae. Letzterer erwiderte kritisch auch auf die Digesta des Marcellus.[2] Scaevolas Schüler Tryphonin und Paulus notierten wiederum dessen kasuistische Werke. Letzterer notierte auch zu Werken Julians, Papinians und Ulpians.[3] Nachdem Kaiser Konstantin die Notierungen zu Papinian im Jahr 321 vollständig kassiert hatte, weil ihm dessen Argumentationen zu kritisch erschienen, war die Verbreitung bedeutender Anmerkungen unterbunden.[4]

  1. Detlef Liebs: Rechtsliteratur. In: Ulrike Babusiaux, Christian Baldus, Wolfgang Ernst, Franz-Stefan Meissel, Johannes Platschek, Thomas Rüfner (Hrsg.): Handbuch des Römischen Privatrechts. Mohr Siebeck, Tübingen 2023, ISBN 978-3-16-152359-5. Band I, S. 193–221, hier S. 209 (Rn. 34).
  2. Detlef Liebs, in Reinhart Herzog, Peter Lebrecht Schmidt (Hrsg.): Handbuch der lateinischen Literatur der Antike, hier Band 4: Klaus Sallmann (Hrsg.): Die Literatur des Umbruchs. Von der römischen zur christlichen Literatur 117 bis 284 n. Chr, 1997. S. 150 f. (= § 415.6 W.2 f.).
  3. Detlef Liebs: Rechtsliteratur. In: Ulrike Babusiaux, Christian Baldus, Wolfgang Ernst, Franz-Stefan Meissel, Johannes Platschek, Thomas Rüfner (Hrsg.): Handbuch des Römischen Privatrechts. Mohr Siebeck, Tübingen 2023, ISBN 978-3-16-152359-5. Band I, S. 193–221, hier S. 214 (Rn. 46).
  4. Detlef Liebs: Die Jurisprudenz im spätantiken Italien (260–640 n.Chr.) (= Freiburger Rechtsgeschichtliche Abhandlungen. Neue Folge, Band 8). Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 287.