Nowielice
Nowielice (deutsch Neuhof) ist ein Dorf in der polnischen Woiwodschaft Westpommern. Es ist der Landgemeinde Trzebiatów (Treptow a. d. Rega) im Powiat Gryficki (Greifenberger Kreis) zugeordnet.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ortschaft liegt in Hinterpommern am rechten Ufer der Rega, etwa drei Kilometer nordwestlich von Trzebiatów (Treptow a. d. Rega), 20 Kilometer nördlich von Gryfice (Greifenberg i. Pom.) und 85 Kilometer nordöstlich von Stettin.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Geschichte der Ortschaft Neuhof, die bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs ein gemeindefreier Amtsbezirk war,[1] ist eng mit derjenigen des Klosters Belbuck oder Belbog verknüpft, dessen historischer Standort sich innerhalb ihrer Gemarkung befindet: auf einem Berg an der Rega nördlich von Treptow, der zu Neuhof gehört. Das nach der Reformation eingegangene, ehemals mächtige Kloster war 1170 von dem pommerschen Herzog Kasimir I. gegründet und mit Ländereien ausgestattet worden. Zwar verließen die aus Lund in der ehemaligen schwedischen Provinz Schonen angeworbenen Mönche das Kloster wieder, doch die Herzöge Bogislaw II. und Kasimir II. sowie deren Mutter Anastasia besetzten das Kloster 1208 erneut mit Mönchen, diesmal mit Prämonstratensern aus Ostfriesland, ließen es mit Mauern, einem Graben und einem Wall umgeben und schenkten ihm weitere Ortschaften. Das zu einem inselartig befestigten Kastell ausgebaute Kloster an der Rega erhielt den Namen Castrum sancti Petri et Pauli.[2]
Im Jahr 1236 verkaufte Herzog Wartislaw III. dem Kloster die der Stadt Cammin zugewandte Hälfte des Gebiets von Treptow für einhundertundvierzig Mark. Einer in Ueckermünde ausgefertigten Urkunde zufolge verglichen sich Herzog Barnim I. und dessen Sohn Bogislaw IV. 1277 mit dem Abt des Klosters dergestalt, dass das Kloster die der Stadt Cammin zugewandte Hälfte von Treptow als Eigentum erhalten und die andere Hälfte von den Herzögen vom Kloster zu Lehen genommen werden solle und die Herzöge dem Kloster in der Klosterkirche St. Peter und Paul den Treueeid zu leisten hatten.[3]
Die Machtfülle der Äbte war am Anfang des 14. Jahrhunderts derart angewachsen, dass sie Adlige der Umgegend als Vasallen rekrutieren konnten und bewaffnete Auseinandersetzungen mit benachbarten Gutsbesitzern aus den Familien Wedel oder Manteuffel nicht zu scheuen brauchten. Als zur Zeit der Reformation der Abt Johann Boldewan sich der Lehre Luthers zuwandte und im Kloster eine protestantische Schule gegründet hatte, unternahm Herzog Bogislaw X. auf Anraten der katholischen Geistlichkeit 1523 einen Feldzug gegen das Kloster, besetzte es, zog dessen Ländereien ein, um sie seinem Privateigentum einzuverleiben, und ließ den Abt verhaften.[4]
Aus der Klosteranlage wurde ein Vorwerk, und in den Klostergebäuden wurden zunächst Verwaltungsbeamte untergebracht. Durch einen Brand 1560 wurden die Klostergebäude stark beschädigt. Nachdem die Verwaltungsbeamten nach Treptow umgezogen waren, verfielen auch die noch nutzbar gewesenen Gebäude allmählich. 1616 stürzte auch der 56 Jahre lang stehengebliebene Turm der Klosterkirche St. Peter und Paul ein. Im Jahr 1784 hatte die Gemarkung des Vorwerks mit der nunmehr wüsten Klosterstelle eine Flächengröße von 1513 Morgen und 85 Quadratruten.[5]
Im 19. Jahrhundert war Neuhof eine königliche Staatsdomäne Preußens. Im Jahr 1822 wurden die vier Vorwerke Neuhof, Gumminshof, Suckowshof und Heidhof aus dem Amt Treptow des Landkreises Greifenberg ausgegliedert, zu einem eigenständigen Remonteamt mit Verwaltungssitz in Neuhof zusammengefasst und dem preußischen Kriegsministerium auf unbestimmte Zeit in Pacht gegeben, um auf denselben Remonte-Depots einzurichten.[5] Die Verwaltung des Remonteamts kaufte jährlich junge Pferde auf, um sie hier unterzustellen, zu verpflegen und für militärische Nutzungen tauglich zu machen. Nachdem sich das landwirtschaftliche Gelände des Vorwerks Heidhof für Zwecke des Remonteamts als ungeeignet erwiesen hatte, wurde Heidhof aus der Pacht herausgenommen, der Försterei in Deep zugeschlagen und aufgeforstet.[6] Das Remonteamt mit dem Verwaltungssitz in Neuhof blieb bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs bestehen.
Zum Kriegsende wurde Neuhof 1945 von der Roten Armee erobert und anschließend – wie ganz Hinterpommern – unter polnische Verwaltung gestellt. Soweit sie nicht bereits geflohen war, wurde die deutsche Bevölkerung von Neuhof ab 1946 von nach Kriegsende zugewanderten polnischen Milizionären vertrieben. Die deutsche Ortschaft Neuhof wurde in Nowielice umbenannt.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohnerzahl | Anmerkungen |
---|---|---|
1822 | 154 | einschließlich des Vorwerks Carolinenthal mit 29 Einwohnern[7] |
1867 | 200 | am 3. Dezember[8] |
1871 | 176 | am 1. Dezember, darunter 175 Evangelische und ein Katholik[8] |
1933 | 233 | [1] |
1939 | 243 | [1] |
Kirchspiel
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Bevölkerung von Neuhof besuchte bis 1946 die Dorfkirche im Nachbardorf Triebs, die zur Treptower Synode gehörte.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ludwig Wilhelm Brüggemann; Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königl. Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern, Band 2, Teil I: Beschreibung der zum Gerichtsbezirk der Königl. Landescollegien zu Stettin gehörigen Hinterpommerschen Kreise, Stettin 1784, S. 407–408, Nr. (4) (online).
- Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil II, Band 6, W. Dietze, Anklam 1870, S. 1084–1087 (online)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Michael Rademacher: Provinz Pommern – Landkreis Greifenberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Heinrich Berghaus: Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Teil II, Band 6: Kreise Kamin und Greifenberg, Anklam 1870, S. 1010–1047 (online).
- ↑ Ludwig Wilhelm Brüggemann: Ausführliche Beschreibung des gegenwärtigen Zustandes des Königlich-Preußischen Herzogthums Vor- und Hinterpommern. II. Teil, 1. Band, Stettin 1784, S. 411 (online).
- ↑ Christian Friedrich Wutstrack: Kurze historisch-geographisch-statistische Beschreibung von dem königlich-preussischen Herzogthume Vor- und Hinter-Pommern. Stettin 1793, S. 563 (online).
- ↑ a b Heinrich Berghaus, ebenda, S. 1036 (online).
- ↑ Heinrich Berghaus, ebenda, S. 1057 (online)
- ↑ Friedrich von Restorff: Topographische Beschreibung der Provinz Pommern mit einer statistischen Uebersicht. Berlin und Stettin 1827, S. 172 (online).
- ↑ a b Königliches Statistisches Bureau: Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preußischen Staats und ihre Bevölkerung. Teil III: Provinz Pommern, Berlin 1874, S. 74–75, Nr. 115 (online).