O Lugar do Morto

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Film
Titel O Lugar do Morto
Produktionsland Portugal
Originalsprache Portugiesisch
Erscheinungsjahr 1984
Länge 123 Minuten
Stab
Regie António-Pedro Vasconcelos
Drehbuch Carlos Saboga
António-Pedro Vasconcelos
Produktion José Luís Vasconcelos
Musik Alain Jomy
Kamera João Rocha
Schnitt Manuela Viegas
Besetzung

O Lugar do Morto (portugiesisch für „Der Platz des Toten“) ist ein portugiesischer Kriminalfilm des Regisseurs António-Pedro Vasconcelos aus dem Jahr 1984.

Der hier doppeldeutig gemeinte Filmtitel bezieht sich auf die umgangssprachliche Bezeichnung für den Beifahrersitz im Auto und stammt aus der Zeit vor der Gurtpflicht Ende der 1970er Jahre, als Beifahrer eine besonders hohe Todesrate bei Unfällen aufwiesen.

Der Journalist Álvaro Serpa wird Zeuge einer eigenartigen Szene, aus der ein Selbstmord eines Ingenieurs resultiert und er die Bekanntschaft der geheimnisvollen Ana Mónica macht. Er lässt sie in seiner Zeugenaussage unerwähnt und recherchiert danach selbst zu dem Fall. Er beginnt im weiteren Verlauf eine Affäre mit der verführerischen Ana, was sein ohnehin kompliziertes Liebesleben durcheinander bringt und ihn in immer schwierigere Situation bringt.

Álvaro gerät selbst ins Visier der polizeilichen Ermittlungen und stößt während seiner Recherchen und Gespräche mit den Beteiligten auf immer größere Widersprüche. Die trotz Affäre distanziert bleibende Ana stellt sich als immer undurchsichtiger heraus, und seine Lage spitzt sich immer weiter zu.

Küstenstraße in Cascais: die teils als Schnellstraße ausgebaute Küstenstraße zwischen Lissabon und Cascais ist Schauplatz wichtiger Szenen in O Lugar do Morto.

Nach einer Vorpremiere am 19. Oktober 1984 im Cinema Lumière in Porto feierte der Film am 25. Oktober 1984 Premiere. Der nach zwischenzeitlich großen finanziellen Schwierigkeiten zwischen 1982 und 1984 entstandene Film wurde mit über 300.000 Zuschauern[1] ein großer Kassenerfolg in Portugal und damit ein wirtschaftlich erfolgreiches Beispiel für Werke einiger ehemaliger Novo-Cinema-Regisseure, die sich nach der Nelkenrevolution 1974 für ein publikumswirksames Kino entschieden hatten, mit dem sie Inhalte zu transportieren versuchten. Vasconcelos wurde dabei der erfolgreichste Vertreter dieser Regisseure.

Der Film ist auch vom Stil des französischen Regisseurs François Truffaut beeinflusst, der kurz nach Fertigstellung dieses Films starb. Regisseur und Cineast Vasconcelos fügte in den Vorspann eine Widmung an Truffaut ein, der ein Zitat Murnaus folgt. Seine an Truffaut oder Hitchcock erinnernde Geschichte von der Suche nach der unbekannten Schönen ist eine weitere Reminiszenz des Regisseurs an die Filmgeschichte.

Das Werk fand nicht nur den Zuspruch des Publikums, sondern auch das Lob der Kritik. Sie befand den Film für handwerklich solide und flüssig erzählt, und er zeigte dabei deutliche technische Fortschritte im Portugiesischen Film. Hervorgehoben wurden zudem der Filmschnitt und der Rhythmus des Films, aber auch die darstellerischen Leistungen des Ensembles. So überraschten sowohl die als Fernseh- und Radiomoderatorin tätige Theaterschauspielerin Ana Zanetti (* 1949) als auch der Journalist Pedro Oliveira (* 1947), der hier seine erste und einzige Schauspielrolle hatte, womit beide Hauptdarsteller dem Kino bislang unbekannt waren, aber als bekannte Gesichter aus dem Fernsehen vermutlich noch mehr Besucher anlockten.[1] Aber auch die Darstellungen der anderen Schauspieler überzeugten Kritik und Publikum gleichermaßen, darunter Ruy Furtado, Teresa Madruga, Manuela de Freitas oder auch Carlos Coelho als gemütlich wirkender, sich aber als hartnäckig, aufmerksam und gründlich herausstellender Inspektor. Auch weitere gezeigte Aspekte wie die sich ändernden traditionellen Familienbilder in der portugiesischen Gesellschaft, die im Film benutzte Alltagssprache, die sehenswert eingefangenen alltäglichen Stadtbilder der Zeit oder auch Szenen in modernen Diskotheken und Bars sprachen das Publikum an und überzeugten auch die Kritik.[2][3]

O Lugar do Morto war der portugiesische Kandidat für den besten fremdsprachigen Film zur Oscarverleihung 1985, gelangte dort jedoch nicht zur Nominierung.

Der Film erschien Ende der 1980er Jahre als VHS-Kassette bei ITAD Vídeo und 2003 als DVD mit Bonusmaterial bei Costa do Castelo Filmes.[4]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Eintrag des Films in der Infopédia, der Online-Enzyklopädie der Porto Editora, abgerufen am 12. März 2021
  2. Jorge Leitão Ramos: Dicionário do Cinema Português. 1962-1988. Editorial Caminho, Lissabon 1989 (ISBN 972-21-0446-2), S. 232f.
  3. A. Murtinheira/I. Metzeltin: Geschichte des portugiesischen Kinos. 1. Auflage, Praesens Verlag, Wien 2010 (ISBN 978-3-7069-0590-9), S. 118f
  4. DVD-Hülle, Costa do Castelo Filmes 2003