Oberhasel (Weißenhasel)

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Die Oberhaseler Mühle aus nördlicher Richtung gesehen

Oberhasel, auch Tannenbergisch Hasel genannt, ist ein aufgegebenes Dorf, das zwischen Weißenhasel und Nentershausen lag. Es soll erstmals als „Hasolo“ im Helmarshäuser Zinsregister von 1195 urkundlich erwähnt worden sein. Von dem ehemaligen Ort hat sich nur die Oberhaseler Mühle, ein heutiges Bauerngehöft erhalten.[1][2]

Die Stelle des Dorfes befand sich im südlichen Teil der Gemarkung von Weißenhasel, einem Ortsteil der Gemeinde Nentershausen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg. Der Bereich gehört zum Richelsdorfer Gebirge, einer durch Bergbau geprägten, hügeligen Kulturlandschaft im Nordosten von Hessen. Die eigentliche Siedlungsstätte konnte noch nicht lokalisiert werden. Ruinen ehemaliger Gebäude sind nicht mehr nachzuweisen, die damaligen Bauwerke aus Holz und Lehm wurden auf mörtellosen Grundmauern errichtet. Dagegen gilt der Standort der zugehörigen Kirche als gesichert. Sie wurde auf einem schmalen, aus dem Tal ragenden Ausläufer des Kirchbergs, rund zweihundert Meter nordöstlich der Oberhaseler Mühle erbaut.[3]

Julius Ludwig Christian Schmincke (* 1811; † 1886), Metropolitan zu Sontra, berichtete in der „Geschichte des Klosters Cornberg“, dass in Urkunden des Baumbachschen Archiv in Nentershausen aus den Jahren 1349 und 1356 eine „Capelle in Hasela“ erwähnt wird, die „filialis ecclesie parrochialis in Reynde“ genannt wird. Diese Kirche hatte einen eigenen Pleban (Pfarrer), dem die Parochialrechte zustanden. Zu dieser Kirche gehörte vermutlich früher auch die Gemeinde von Weißenhasel, die hier ihre Verstorbenen begrub.[4]

Oberhasel soll, schrieb der Pfarrer und Chronist der Familie von Baumbach, Lambertus Collmann, im Jahr 1375 überfallen, zerstört und nicht wieder aufgebaut worden sein. „Als die von Baumbach wegen zweier fuldischer Dörfer mit dem Abte von Fulda in Fehde kamen und verwüstend das fuldische Gebiet durchstreiften, versprach hierauf der Landgraf von Hessen dem Abte seine Hilfe und beide zogen mit ihren Heerhaufen vor die Tannenburg, zerstörten die Baumbachschen Dörfer, die seitdem wüst sind und zwangen die von Baumbach zur Unterwerfung.“[1]

Oberhaseler Mühle

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Die Oberhaseler Mühle oder Oberhasler Mühle, wie sie in der Niveaukarte des Kurfürstentums Hessen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts bezeichnet wurde, wird heute auch Gerlachsmühle genannt. Sie liegt unmittelbar neben der hier Kupferstraße genannten Landesstraße 3249. Das Grundstück wird von der Hasel durchflossen, einem weitgehend begradigten Wiesenbach, der als rechter Zufluss in die Sontra mündet. Zu den aus geschichtlichen Gründen unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden gehören das aus dem späten 18. Jahrhundert stammende Wohnstallhaus, dessen Stallbereich um 1900 erneuert wurde und die gegenüber liegende Scheune mit einem Schopfwalmdach aus dem Jahr 1797.[5]

  • Ellen Kemp: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Bd. II. (Ludwigsau bis Wildeck). Friedr. Vieweg & Sohn, Braunschweig/Wiesbaden 1997, ISBN 3-528-06247-9.
  • Karl-Heinz Berndt: Geschichte und Geschichten aus dem Richelsdorfer Gebirge. Ein Heimatbuch. Books on Demand, Norderstedt 2008, ISBN 978-3-8370-3266-6.

Einzelnachweise

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  1. a b Herbert Wenk: Zur Geschichte des Dorfes Weißenhasel. In: Karl-Heinz Berndt: Geschichte und Geschichten aus dem Richelsdorfer Gebirge. Ein Heimatbuch. S. 124 f.
  2. Georg Landau: Historisch-topographische Beschreibung der wüsten Ortschaften im Kurfürstenthum Hessen … In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, Siebentes Supplement, Kassel 1858, S. 329
  3. Oberhasel, Landkreis Hersfeld-Rotenburg. In: Historisches Ortslexikon auf der Website des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen (LAGIS); abgerufen am 13. Oktober 2024.
  4. J. L. Chr. Schmincke: Geschichte des Klosters Cornberg nach urkundlichen Quellen. In: Zeitschrift des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde. Neue Folge. Erster Band. Commisionsverlag von August Freyschmidt. Kassel 1867. S. 192 f.
  5. Oberhaselermühle. In: Ellen Kemp: Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, Kulturdenkmäler in Hessen, Landkreis Hersfeld-Rotenburg, Bd. II. (Ludwigsau bis Wildeck). S. 603.

Koordinaten: 51° 1′ 35,7″ N, 9° 56′ 3,3″ O