Oberlandesgericht Paderborn

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Das Oberlandesgericht Paderborn war von 1816 bis 1849 ein preußisches Oberlandesgericht mit Sitz in Paderborn.

Nach dem Ende des Königreichs Westphalen im Jahr 1813 blieben die Gerichte (siehe Justizwesen im Königreich Westphalen) zunächst bestehen. Da der Appellationshof Kassel aber nun zum Kurfürstentum Hessen gehörte, entfiel die Möglichkeit zu Appellation gegen Urteile der nun preußisch gewordenen Gerichte im Regierungsbezirk Minden. Daher verordnete Zivilgouverneur Ludwig von Vincke, dass die Tribunale zu Paderborn und Höxter jeweils für einander die Appellationsinstanz bilden sollten. Im Vorgriff auf die später durchzuführende Neuorganisation der Justiz trat am 1. Januar 1815 in Minden eine Oberlandesgerichtskommission unter Vorsitz Diedrich Friedrich Karl von Schlechtendals zusammen. Diese war der Vorgänger des einzurichtenden Oberlandesgerichts Minden[1]

Mit der Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 wurde das Oberlandesgericht Minden als Oberlandesgericht für den Regierungsbezirk Minden eingerichtet.[2] Zum 8. November 1816 wurde der Sitz des Oberlandesgerichts von Minden nach Paderborn verlegt.[3]

Nach der Justizreform von 1849 wurden die Oberlandesgerichte aufgehoben und durch Appellationsgerichte (hier das Appellationsgericht Paderborn) ersetzt. 1879 wurden diese erneut durch Oberlandesgerichte, hier das Oberlandesgericht Hamm abgelöst.

Dem Oberlandesgericht Paderborn waren folgende Gerichte nachgeordnet:

Typ Gericht Sitz# Anmerkungen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Beverungen Beverungen Am 13. Juli 1847 zu einer Gerichtsdeputation des Land- und Stadtgericht Höxter herabgestuft
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Bielefeld Bielefeld
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Brakel Brakel 1833 wurde eine Gerichtstagsdeputation Driburg des Land- und Stadtgerichts Brakel geschaffen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Bünde Bünde
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Büren Büren 1835 wurde eine Gerichtstagsdeputation Wünnenberg und 1836 eine Gerichtstagsdeputation Atteln des Land- und Stadtgerichts Büren geschaffen
Staatliche Gerichte Landgericht Delbrück Delbrück 1817 aufgehoben und den Land- und Stadtgerichten Paderborn und Salzkotten zugeordnet. Am 7. September 1818 wurde eine Gerichtskommission Delbrück des Land- und Stadtgerichts Paderborn geschaffen
Staatliche Gerichte Landgericht Enger Enger 1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Bünde zugeordnet
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Halle Halle (Westfalen)
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Hausberge Hausberge 1817 aufgehoben und den Land- und Stadtgerichten Minden und Vlotho zugeordnet. 1831 wurde eine Gerichtstagsdeputation Hausberge des Land- und Stadtgerichts Minden geschaffen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Herford Herford
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Höxter Höxter
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Levern Levern 1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Rahden zugeordnet. 1831 wurde eine Gerichtstagsdeputation Levern des Land- und Stadtgerichts Rahden geschaffen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Lichtenau Lichtenau 1817 aufgehoben und an die Land- und Stadtgerichte Paderborn, Büren und Warburg aufgeteilt. Am 8. Mai 1846 wurde eine Gerichtskommission Lichtenau des Land- und Stadtgerichts Paderborn geschaffen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Lübbecke Lübbecke
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Lügde Lügde 1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Nieheim zugeordnet. 1818 wurde eine Gerichtstagsdeputation Lügde des Land- und Stadtgerichts Nieheim geschaffen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Minden Minden
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Nieheim Nieheim
Staatliche Gerichte Landgericht Oldendorf Oldendorf 1817 aufgehoben und den Land- und Stadtgerichten Lübbecke und Bünde zugeordnet
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Paderborn Paderborn
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Petershagen Petershagen 1834 wurde eine Gerichtstagsdeputation Schlüsselburg des Land- und Stadtgerichts Petershagen geschaffen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Quernheim Quernheim 1831 mit den Gerichten in Bünde und Lübbecke vereinigt
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Rahden Rahden
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Salzkotten Salzkotten Am 30. November 1821 zu einer Gerichtskommission des Land- und Stadtgerichts Paderborn herabgestuft
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Versmold Versmold 1817 aufgehoben und dem Land- und Stadtgericht Halle zugeordnet. 1841 wurde eine Gerichtstagsdeputation Versmold des Land- und Stadtgerichts Halle geschaffen
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Vlotho Vlotho
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Warburg Warburg
Staatliche Gerichte Land- und Stadtgericht Wiedenbrück Wiedenbrück 1834 wurde eine Gerichtstagsdeputation Friedrichsdorf des Land- und Stadtgerichts Wiedenbrück geschaffen. Am 14. Dezember 1847 zu einer Gerichtskommission des Land- und Stadtgerichts Rietberg herabgestuft.
Standesherrliche Gerichte Fürstlich Bentheimsches Gericht der Herrschaft Rheda Rheda Seit dem 15. November 1834 "Fürstliches Land- und Stadtgericht Rheda"
Standesherrliche Gerichte Fürstlich Kaunitzsches Gericht der Grafschaft Rietberg (bis 1822/1835) Rietberg Mit dem Verkauf der Grafschaft Rietberg 1822 an Friedrich Ludwig Tenge begann ein Streit um die Gerichts- und Hoheitsrechte, der 1835 endgültig mit dem Heimfall der Rechte an den Staat endete. Am 4. Juli 1837 wurde es königliches Land- und Stadtgericht Rietberg.
Patrimonialgerichte Landgräflich Hessen-Rothenburgsches Gericht des Mediat-Fürstentums Corvey Höxter
Patrimonialgerichte Kreisgericht Fürstenberg Fürstenberg (Westfalen)
Patrimonialgerichte Gerichtsamt Petershagen Petershagen für die den Amtmännern Vethake und Möller in Erbpacht verliehenen Domänen, errichtet am 2. April 1830

[4][5]

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Björn Czeschick: Das Land- und Stadtgericht Büren 1815–1849, 2018, ISBN 978-3-8405-0164-7, S. 20–25, Digitalisat.
  2. Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzialbehörden vom 30. April 1815 (PrGS S. 85, 98)
  3. Geschichte des Landgerichts Paderborn
  4. Behördengeschichte im Landesarchiv NRW Abteilung Ostwestfalen-Lippe
  5. Handbuch über den Königlich Preussischen Hof und Staat fur das Jahr 1824, S. 377 f. Digitalisat