Observatoire de Bordeaux
Die Observatoire de Bordeaux ist eine französische Sternwarte in Bordeaux und gehört zu den Observatoire aquitain des Sciences de l’Univers (OASU), einer regionalen Vereinigung von Forschungslabors. In ihrer Forschungsarbeit war es bis 2016 der Universität Bordeaux angegliedert. Die Standorte der OASU befinden sich neben Bordeaux in Toulouse, Montpellier, Lyon, Besançon und in Strassburg. Eine Außenanlage dieser Forschungseinrichtung ist das Radioteleskop in Würzburg.[1]
Geschichte und Standort
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auslöser für die Bestrebung, ein Observatorium einzurichten, war der Venustransit 1761 und 1769, der großes Interesse an der Astronomie stimulierte. Man entschied sich für den Standort östlich der Stadt auf einer Anhöhe auf 73 Metern, auf der ein Haus für diesen Zweck bestimmt, aber einhundert Jahre nicht mit den nötigen Instrumenten eingerichtet wurde. Aus Bordeaux hörte man: „Die Sternwarte hat einen schönen Horizont, aber keine Instrumente.“[2]: S. 290 Das Gebäude steht nahe dem 45. Breitengrad, der von Zeitgenossen für die Himmelsbeobachtung als ideal angesehen wurde, läge er doch genau in der Mitte zwischen Äquator und Nordpol. Jérôme Lalande meinte, es sei „etwas Bemerkenswertes und scheint die Astronomen zu rufen“.[2]: S. 289.
„Ces deux passages successifs de Vénus sur le Soleil, et le zèle que M. Larroque avait déployé dans ces circonstances pour les études astronomiques avaient fait sentir à l’Académie de Bordeaux qu’il était de nécessité absolue pour elle d’avoir dans son hôtel un local destiné à renfermer les instruments de physique ou d’astronomie appartenant à la Compagnie et une terrasse suffisamment élevée pour se prêter à l’examen des Astres.“
„Diese beiden aufeinanderfolgenden Venusdurchgänge über die Sonne und der Eifer, den Herr Larroque unter diesen Umständen für astronomische Studien an den Tag gelegt hatte, ließen die Akademie von Bordeaux spüren, dass es für sie eine absolute Notwendigkeit war, in ihrem Hotel einen Raum zu haben, der dazu bestimmt war, die der Gesellschaft gehörenden physikalischen oder astronomischen Instrumente aufzubewahren, sowie eine Terrasse, die hoch genug war, um sich für die Untersuchung der Gestirne zu eignen.“
Mit der Französischen Revolution wurden die Akadelien vernichtet samt ihrer technischen Gerätschaft. Sie wurden unfachmännisch „eingelagert, wurden verbrannt oder verschwanden ganz“.[2]: S. 290.
Der unglückliche Ausgang des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/ 71 wurde zum Anlass genommen, sich mehr auf die Forschung und Bildung zu konzentrieren. Die beiden Professoren Gaston Lespiault (1823–1904) und Victor Raulin waren als Naturwissenschaftler sehr an eines astronomischen und meteorologischen Observatoriums interessiert und verpflichteten sich, für eine jährliche Mitfinanzierung von 10.000 Francs aufzukommen. Es war von einer „bedauerlichen Nachlässigkeit“ die Rede, dass noch immer keine Sternforschung in Bordeaux möglich wäre. Die Naturwissenschaft wartete schon lange auf die Einrichtung eines astronomischen Observatoriums, könnte diese der Marine und für die Handelsschifffahrt nützlich sein. Doch über 100 Jahre gab es Ereignisse oder Zwischenfälle, die eine Gründung, für die alles vorbereitet schien, vereitelte.[2]: S. 290.
Nach einem weiteren Venusdurchgang schloss die Stadt Bordeaux mit der Staatsregierung eine Vereinbarung, eine funktionsfähige Sternwarte einzurichten. Die Stadt beteiligte sich mit einer Summe von 100.000 Francs. Diese Initiative wirkte inspirerend. Auch in Toulouse und Marseilles regte sich jetzt der Wunsch nach einer entspechenden Einrichtung. Gleichzeitig legte die Regierung ein Bildungsprogramm auf, das das Interesse der Bevölkerung an diesem Thema wecken sollte.[3] In den Jahren 1872 bis 1874 wurden endlich konkrete Planungen vorangetrieben, die im Stadtratsbeschluss für die „Größe der Einrichtung, der Festlegung des Anteils der Stadt an den Kosten und der genauen Lage“ gipfelten. Am 17. Oktober 1876 lag ein entsprechender Stadtratsbeschluss vor.[2]: S. 290.
Die Sternwarte wurde im Frühjahr 1879 ihrer Bestimmung übergeben. In der Folge erschienen Annalen mit Meridianbeobachtungen. Mit einem Zitat Kepplers mahnte der damalige, erste Direktor des Instituts, Georges Rayet, dass auch weiterhin die notwendigen Gelder für die Forschung bereit gestellt würden.[2]: S. 295. Er hatte bis zu seinem Tod 1906 diese Position inne.
Es war zunächst für optische und fotografische Nutzung für 11° bis 17° nördliche Deklination eingerichtet. 2016 wurde der Ort als Forschungszentrum aufgegeben, weil die Universität in der Nachbargemeinde von Bordeaux, Pessac, eine neue Sternwarte eingerichtet hatte. Unter La Noë konnte eine Erweiterung des Semirot-Gebäudes durchgeführt werden, die Messier-Gebäude genannt wurde (benannt nach dem Astronomen Charles Messier, der Nebel und Galaxien entdeckte). Dieses Gebäude wurde im Dezember 1986 von Jacques Chaban-Delmas eingeweiht.
Leitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Forschungseinrichtung stand zu Beginn unter der Direktorenschaft von Georges Rayet, der sich sehr um die Finanzierung gekümmert hat. Sein Nachfolger war Luc Picart (1867–1956; 1906–1937), der die von Rayet begonnene Sternkarte zu Ende führte, aber sich auch mit Forschungen beschäftigte, für die diese Carte du Ciel als Grundlage diente, insbesondere die Bestimmung der Eigenbewegungen. Er schaffte dafür ein damals neues Instrument, den Blinkkomparator, an. Während seiner Amtszeit nahm die Arbeit am Obervatorium deutlich zu. Sein Nachfolger wurde Gilbert Rougier (1886–1947; 1937–1947).
Rougier war mit 51 Lebensjahren schon am Ende seines Berufslebens und konnte keine 10 Jahre mehr an der Gestaltung der Einrichtung mitwirken. Er kam von dem Observatoire du Pic du Midi, wurde für den bevorzugten Kandidaten gehalten und einstimmig dazu gewählt. Ihm folgte Pierre Sémirot (1947–1970), dem auch die Außenstelle in Würzburg zu verdanken ist.[1] Mit dem Edgar-Faure-Gesetz vom November 1968 wurden die Amtsperioden von höheren universitären Einrichtungen auf fünf Jahre begrenzt. Weitere Direktoren waren:
- Jean Delannoy (1970–1975)
- Fernand Poumeyrol (* 1927; 1975–1981)
- Jérôme de La Noë (* 1941; 1981–1987)
- Jacques Colin (* 1945; 1987–2000)
- Alain Castets (* 1946; 2000–2006)
- Francis Grousset (* 1948; 2007–2011)
- Éric Villenave (* 1968; 2012–)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b L’Observatoire astronomique de Bordeaux au XXe siècle Union Scientifique d’Aquitaine (USA), September 2012.
- ↑ a b c d e f L’Observatoire de Bordeaux Revue internationale de l’enseignement, 1900
- ↑ a b Astronomical, Magnetic and Meteorological Observations Made at the United States Naval Observatory. United States Naval Observatory, 1889, S. 131–133.
Koordinaten: 44° 50′ 5,6″ N, 0° 31′ 33,6″ W