Olivia Mitscherlich-Schönherr

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Olivia Mitscherlich-Schönherr (* 1973 in Frankfurt am Main) ist eine deutsche Philosophin.

Olivia Mitscherlich-Schönherr studierte Philosophie und Geschichte in Tübingen, Paris, Berlin und Bochum. Im Jahr 2005 wurde sie am Institut für Philosophie der Universität Potsdam promoviert, 2019 ebenda habilitiert. Daneben absolvierte sie eine Ausbildung zur ehrenamtlichen Sterbebegleiterin.[1]

Als Philosophin war sie an Forschungseinrichtungen, Universitäten und Hochschulen in Deutschland, Frankreich, Schweden und der Schweiz tätig. Von 2017 bis 2023 hatte sie eine für sie geschaffene Dozentur für philosophische Anthropologie mit Schwerpunkt auf Grenzfragen des Lebens an der Hochschule für Philosophie in München inne. Seit 2024 ist sie Privatdozentin für Philosophie an der Universität Potsdam und ab Oktober 2024 Distinguished Fellow am Max Weber Kolleg in Erfurt.[2]

Sie war langjährige Generalsekretärin der Helmuth Plessner Gesellschaft und ist Mitherausgeberin der Publikationsreihe „Grenzgänge. Studien in philosophischer Anthropologie“ im de Gruyter Verlag.[3]

Neben ihrer akademischen Tätigkeit meldet sich Mitscherlich-Schönherr regelmäßig als Rednerin und Autorin in öffentlichen Diskussionen zu Wort.[4]

Forschungsschwerpunkte

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Schwerpunkte der akademischen und öffentlichen Stellungnahmen von Mitscherlich-Schönherr liegen in der Praktischen Philosophie.[5]

Die Philosophin betont die erotischen Aspekte praktischer Philosophie.[6] Philosophieren versteht sie als ein vielstimmiges Ringen mit zentralen Fragen des menschlichen Lebens. Wenn Auseinandersetzungen mit existenziellen Fragen in Freundschaft ausgeübt werden, dann vermitteln sie nach Mitscherlich-Schönherr philosophische Lebensorientierung: sie erweitern die Perspektive und erneuern das Denken, Urteilen, Wollen und Handeln. Solches erotisches Philosophieren ist ihr zufolge auch politisch relevant.[7]

Methodisch vertritt Mitscherlich-Schönherr einen Ansatz kritischer Phänomenologie, der phänomenologische Korrelationsforschung mit Verfahren der immanenten Kritik aus der kritischen Theorie und mit dialogischen Darstellungsformen anreichert.[8]

In der philosophischen Anthropologie bahnt sie phänomenologische Erkenntnisprozesse, in deren Verlauf menschliche Personen in ihrer besonderen Würde zugänglich werden.[9] Dabei betont sie in Anschluss an den Philosophen Helmuth Plessner die Unergründlichkeit der menschlichen Natur.[10]

In der Bioethik und Biopolitik setzt sie sich mit Fragen eines gelingenden Lebens in Grenzsituationen auseinander. Das sind für sie u. a. Sterben,[11][12][13] Geburt[14][15][16] sowie Krisensituationen der individuellen Existenz[17] und der Gesellschaft wie die sozio-ökologische Krise des Anthropozäns[18][19] und die Corona-Pandemie.[20][21][22] Einen besonderen Fokus setzt sie bei ihren Auseinandersetzungen auf zeitgenössische Biotechnologien.[23][24]

Mitscherlich-Schönherr ist verheiratet und Mutter zweier Kinder. Sie ist eine Enkelin des Psychoanalytikers Alexander Mitscherlich und der Pianistin Georgia Mitscherlich (geb. Wiedemann) und eine Nichte des Filmemachers Thomas Mitscherlich.[25]

Schriften (Auswahl)

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Als Autorin

Als Herausgeberin

  • mit Dieter Thomä, Christoph Henning: Glück. Ein interdisziplinäres Handbuch. Meztler, Stuttgart 2011, ISBN 978-3-476-02285-1.
  • mit Matthias Schloßberger: Das Glück des Glücks. Philosophische Anthropologie des guten Lebens. De Gruyter, Berlin 2014. ISSN 2192-4279.
  • mit Matthias Schloßberger: Die Unergründlichkeit der menschlichen Natur. De Gruyter, Berlin 2015, ISSN 2192-4279.
  • Gelingendes Sterben. Zeitgenössische Theorien im interdisziplinären Dialog. De Gruyter, Berlin 2021, ISBN 978-3-11-059993-0.
  • mit Reiner Anselm: Gelingende Geburt. Interdisziplinäre Erkundungen in umstrittenen Terrains. 2. Aufl. de Gruyter, Berlin 2022, ISBN 978-3-11-071983-3.
  • Das Gelingen der künstlichen Natürlichkeit. Mensch-Sein an den Grenzen des Lebens unter den Bedingungen disruptiver Technologien. De Gruyter, Berlin 2023, ISBN 978-3-11-127816-2.
  • mit Mara-Daria Cojocaru, Michael Reder: Kann das Anthropozän gelingen? Krisen und Transformationen der menschlichen Naturverhältnisse im interdisziplinären Dialog. de Gruyter, Berlin, 2024, ISBN 978-3-11-109055-9.

Einzelnachweise

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  1. Olivia Mitscherlich-Schönherr: Über mich. Abgerufen am 2. September 2024.
  2. PD Dr. Olivia Mitscherlich-Schönherr. In: uni-potsdam.de. Abgerufen am 3. September 2024.
  3. Reiner Anselm, Martin Heinze und Olivia Mitscherlich-Schönherr (Hrsg.): Grenzgänge. Studien in philosophischer Anthropologie. (Buchreihe). ISSN 2570-0901 (degruyter.com).
  4. Suchergebnisse für „Mitscherlich-Schönherr“. In: philpublica.de. Abgerufen am 3. September 2024.
  5. Stefanie Erxleben: PD Dr. Olivia Mitscherlich-Schönherr. Abgerufen am 2. September 2024.
  6. Hochschule für Philosophie München: Dr. Olivia Mitscherlich-Schönherr über erotisches Philosophieren. 2. Dezember 2022, abgerufen am 2. September 2024.
  7. Olivia Mitscherlich, Simone Miller: Vom Eros der politischen Klugheit. In: deutschlandfunkkultur.de. 24. September 2023, abgerufen am 3. September 2024.
  8. Olivia Mitscherlich-Schönherr: „Los komm, wir sterben endlich aus“. Verantwortliches Zur-Welt-Bringen von Kindern im Anthropozän. In: Kann das Anthropozän gelingen? De Gruyter, 2024, ISBN 978-3-11-109139-6, S. 181–206, doi:10.1515/9783111091396-009.
  9. Olivia Mitscherlich-Schönherr: Staunen-Lernen angesichts der menschlichen Würde. In: Thaumàzein | Rivista di Filosofia. 30. März 2022, S. 170–192 Paginazione, doi:10.13136/THAU.V9I2.152 (replayprint.it [abgerufen am 3. September 2024]).
  10. An den unergründlichen Grenzen des Mensch-Seins. In: mk-online.de. 31. Oktober 2023, abgerufen am 3. September 2024.
  11. Gelingendes Sterben: Zeitgenössische Theorien im interdisziplinären Dialog. In: Gelingendes Sterben. De Gruyter, 2019, ISBN 978-3-11-059993-0, doi:10.1515/9783110599930.
  12. Olivia Mitscherlich-Schönherr: Sterben mit Covid-19: Der einsame Tod. In: Frankfurter Rundschau. 6. Januar 2021, abgerufen am 2. September 2024.
  13. Olivia Mitscherlich-Schönherr: Was wäre gute Sterbehilfe? In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 2. September 2024]).
  14. Gelingende Geburt: Interdisziplinäre Erkundungen in umstrittenen Terrains. In: Gelingende Geburt. De Gruyter, 2021, ISBN 978-3-11-071986-4, doi:10.1515/9783110719864.
  15. Olivia Mitscherlich-Schönherr: Ethik - Keine Lifestyle-Medizin. In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 2. September 2024]).
  16. Olivia Mitscherlich-Schönherr: Vorgeburtliche Selektion: Regierung will bisher verbotene Techniken legalisieren. In: Der Freitag. Nr. 39/2022, ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 2. September 2024]).
  17. Katja Mitić: „Den Lebensplan umzusetzen – so funktioniert das mit dem Glück nicht“. In: welt.de. 22. Juli 2024, abgerufen am 2. September 2024.
  18. Olivia Mitscherlich-Schönherr: Die Stellungnahme des Ethikrates zu Klimagerechtigkeit ist moralisch wohlfeil. In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 2. September 2024]).
  19. Kann das Anthropozän gelingen?: Krisen und Transformationen der menschlichen Naturverhältnisse im interdisziplinären Dialog. In: Grenzgänge. De Gruyter, 2024, ISBN 978-3-11-109139-6, doi:10.1515/9783111091396.
  20. Andreas Main: Menschsein in Corona-Zeiten - "Mit der Pandemie leben und sterben lernen". In: Deutschlandfunk. 16. April 2021, abgerufen am 2. September 2024.
  21. Jakob Augstein: Interview - „Wir waren lange gelähmt“. In: Der Freitag. ISSN 0945-2095 (freitag.de [abgerufen am 2. September 2024]).
  22. David Lauer, Olivia Mitscherlich-Schönherr, Nikil Mukerji und Uwe Justus Wenzel: Was macht die Corona-Krise für die Philosophie so interessant? In: information-philosophie.de. Abgerufen am 2. September 2024.
  23. Das Gelingen der künstlichen Natürlichkeit: Mensch-Sein an den Grenzen des Lebens mit disruptiven Biotechnologien. In: Grenzgänge. De Gruyter, 2021, ISBN 978-3-11-075643-2, doi:10.1515/9783110756432.
  24. Alexandra Hinz: Olivia Mitscherlich-Schönherr über „Das Gelingen der künstlichen Natürlichkeit“. 15. Dezember 2021, abgerufen am 2. September 2024 (englisch).
  25. Andreas Main: „Gottvertrauen wird unter den Tisch gekehrt“. In: deutschlandfunk.de. 11. Juni 2020, abgerufen am 3. September 2024.