Olympia Press

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Olympia Press
Rechtsform
Gründung 1953
Sitz Paris
Branche Verlag
Website [https://www.olympia-press.de (Memento vom 26. März 2011 im Internet Archive) www.olympia-press.de (Memento vom 26. März 2011 im Internet Archive)]
Édouard Manet: Olympia, 1863. Eins der Lieblingsbilder von Girodias. Namensspenderin des Verlags

Olympia Press ist der Name eines englischsprachigen Verlages erotischer Belletristik, der von Maurice Girodias 1953 in Paris gegründet wurde. Er setzte damit den Verlag Obelisk Press seines Vaters Jack Kahane fort. Der Verlag veröffentlichte als erster Samuel Becketts Romane, William S. BurroughsNaked Lunch, Vladimir Nabokovs Lolita, Jean Genet wurde übersetzt und Raymond Queneaus Zazie in der Metro, aber Olympia Press konzentrierte sich auf erotische Literatur. Unter anderem erschien hier 1954, zeitgleich zur französischen Originalausgabe, die erste englische Übersetzung von Geschichte der O.[1]

Die Titel erschienen unter zahlreichen Imprints, namentlich:

  • Olympia Press (1953–1959),
  • Collection Merlin (1953–1955),
  • Teasers (1953–1954),
  • The Atlantic Library (1954),
  • Traveller’s Companion (1955–1965),
  • The Ophelia Press (1958–1960),
  • La Grande Séverine (1960),
  • Ophir Books (1961),
  • Far-Out Books (1961),
  • Olympia Magazine (1962–1963),
  • Othello Books (1962),
  • Odyssey Library (1963).

Die New Yorker Olympia Press existierte von 1967 bis 1974. Venus Freeway (insgesamt 73 Titel) war das letzte Imprint. Ein Springtime for Hitler und das vor Erscheinen konfiszierte President Kissinger waren die letzten Bücher.

Verlagsprogramm

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Maurice Girodias war ein Sohn des Schriftstellers und Verlegers Jack Kahane, der in den 1930er Jahren in seiner Obelisk Press Henry Miller, Anaïs Nin oder Lawrence Durrell, aber auch weniger ambitionierte Erotika (und sich selbst) verlegt hatte. Vater und Sohn gaben der in Paris lebenden amerikanischen Künstlerkolonie Publikationsmöglichkeiten. Als Kunden hatten sie dabei in erster Linie amerikanische und englische Touristen im Auge, die in der „Hauptstadt der Liebe“ etwas erleben wollten. Also ließ Maurice Girodias seine schriftstellernden Kumpanen möglichst drastisch-erotische Geschichten schreiben. Die dünnen grünen Reisebegleiter der Traveller’s Compagnion Series konnten leicht im Reisegepäck versteckt werden.

L’affaire Lolita: Zeitweiliges Verkaufsverbot in Frankreich

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Olympia Press erhielt in den späten 1950er Jahren zeitweilig ein Verbot durch das französische Innenministerium, jene 24 Titel zu verkaufen, die zu dem Zeitpunkt zum Verlagsprogramm gehörten.

Zu den Hintergründen des Verbotes gehört, dass durch eine Kontroverse in britischen Zeitungen öffentlich breiter bekannt wurde, wie häufig britische Publikationsverbote durch private Buchimporte unterlaufen wurden: Zu den zufälligen Käufern des am 15. September 1955 in zwei Bänden erschienenen Romans Lolita des russisch-amerikanischen Autors Vladimir Nabokov zählte Graham Greene. Als dieser Weihnachten desselben Jahres von der britischen Sunday Times befragt wurde, welches seine drei Bücher des Jahres 1955 gewesen seien, nannte er ohne jegliche weitere Ausführungen folgende Titel: die Reisebeschreibung Boswell on the Grand Tour von James Boswell, die aus dem 18. Jahrhundert stammte, das Sachbuch Frankreichs Uhren gehen anders des Schweizer Historikers Herbert Lüthy und Nabokovs Lolita.[2] Dieser letzte Vorschlag lieferte am 29. Januar 1956 dem Chefredakteur der britischen Boulevardzeitung Sunday Express, John Gordon, den Anlass zu heftigen Worten:

„Zweifellos das dreckigste Buch, das ich je gelesen habe. Reine hemmungslose Pornographie. Seine Hauptfigur ist ein perverser Kerl, der eine Leidenschaft für ‚Nymphetten‘ hat, wie er sie nennt. Das, erklärt er, sind Mädchen zwischen 11 und 15. Das ganze Buch ist einer erschöpfenden, ungebremsten und absolut widerlichen Beschreibung seiner Machenschaften und Erfolge gewidmet. Gedruckt ist es in Frankreich. Jeder, der es hierzulande verlegte oder verkaufte, würde mit Sicherheit ins Kittchen kommen. Und die Sunday Times fände das bestimmt nur in Ordnung.“[3]

Weder die Sunday Times noch Graham Greene antworteten direkt auf diese Angriffe. Stattdessen veröffentlichte Greene in dem politischen Magazin The Spectator eine Notiz, dass er eine „John-Gordon-Gesellschaft“ gegründet habe, deren kompetente Zensoren die britische Heimat zukünftig vor den heimtückischen Bedrohungen durch Pornographie schützen sollen. Dieser satirische Akt führte dazu, dass über Monate Leserbriefe die Spalten des Spectators füllten und am 26. Februar 1956 erstmals auch The New York Times Book Review von einem in Großbritannien schwelenden Literaturskandal berichtete, ohne allerdings Romantitel oder Autor zu benennen.[4]

Nachdem es wenige Monate zuvor eine Razzia in den Geschäftsräumen der Olympia Press gegeben hatte, verbot am 10. Dezember 1956 das französische Innenministerium den Verkauf aller 24 Titel, die in dem Verlag erschienen. Auch ein Export dieser Titel war dem Verlag untersagt. Maurice Girodias konnte wenig später nachweisen, dass das französische Innenministerium nur auf Betreiben des britischen Home Office gehandelt hatte. Die französische Presse griff dies gerne auf und stellte sich in ihren Veröffentlichungen auf die Seite des Verlages.[5] Sie sah in dem Verbot einen Angriff auf die traditionelle französische Kunstfreiheit, erkannte auch sehr schnell, dass Nabokovs Roman Lolita der Auslöser war, und bezeichnete die Angelegenheit ab Januar 1957 als L’affaire Lolita.[6]

Das Verkaufsverbot von Lolita war juristisch fragwürdig, da beispielsweise weder ein britisches noch ein US-amerikanisches Gericht den Verkauf dieses Romans untersagt hatte. Der angesehene französische Verlag Éditions Gallimard bereitete außerdem zeitgleich eine französische Ausgabe des Romans vor. Girodias erhielt zudem am 8. Februar 1957 auf seine Anfrage hin einen eindeutigen Bescheid des US-amerikanischen Schatzministeriums, dass Lolita zwar überprüft, aber freigegeben worden sei. In der Summe bedeutete dies, dass für den Roman in Frankreich ein Exportverbot galt, während es in den USA problemlos importiert werden konnte. Ähnlich absurde Situationen galten für andere Titel, die in dem Verlag erschienen. Das Verbot des französischen Innenministeriums sorgte dafür, dass der Verkauf von Erzählungen von Frank Harris und Henry Miller in englischer Sprache verboten war, gleichzeitig waren sie in französischer Sprache weiterhin erhältlich. Noch absurder war die Situation bei J. P. Donleavys Roman Ginger Man. Der Roman, dessen Titel auf Bitten des britischen Homeoffice vom französischen Innenministerium verboten worden war, war in Großbritannien frei verkäuflich.[7] Das Verkaufsverbot aller bei Olympia Press erschienenen englischsprachigen Titel wurde erst im Juli 1959 endgültig aufgehoben. Die französische Ausgabe des Romans Lolita, die Éditions Gallimard verlegt hatte, war seit April 1959 in den französischen Buchhandlungen erhältlich.[8]

Wichtige Erstausgaben

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Weniger bekannte Autoren bzw. Titel waren:

Als die harten Zensurbestimmungen in den USA gelockert wurden, verließ Maurice Girodias 1964 Paris und ging nach New York. Er war dort von 1967 bis 1974 Verleger. Seine Memoiren erschienen 1980.

Eine westdeutsche Olympia Press wurde von Jörg Schröder 1969 gegründet. Dieser rein pornographische Verlag erwirtschaftete in der Zeit der aufkommenden Sexwelle das Geld, um den literarisch und politisch anspruchsvollen März Verlag zu finanzieren. Die deutsche Olympia Press veröffentlichte Übersetzungen, aber auch viele Originalausgaben.

  • Maurice Girodias: Lolita, Nabokov and I. Artikel in der Zeitschrift Evergreen Review, September 1965
  • John de St Jorre: Venus Bound: The Erotic Voyage of the Olympia Press and Its Writers, Random House, New York, 1994.

Anmerkungen und Einzelnachweise

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  1. Story of O. Abgerufen am 2. Juni 2021.
  2. Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 18.
  3. Zitiert nach Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 19.
  4. Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 20.
  5. Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 21 und S. 22.
  6. Graham Vickers: Chasing Lolita: How Popular Culture Corrupted Nabokov’s Little Girl All Over Again. Chicago Review Press, 2008, ISBN 978-1-55652-682-4, S. 50.
  7. Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 22 und S. 23.
  8. Dieter E. Zimmer: Wirbelsturm Lolita. Auskünfte zu einem epochalen Roman. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2008, S. 24.