Orkopf
Der Orkopf ist eine Untiefe in der Nähe der Stiegener Enge, am Ausfluss des Rheins aus dem Bodensee.
Geografie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bodensee verengt sich an dieser Stelle zu einem System aus Rinnen und Bänken aus Seekreide und Kies, bevor er in den Rhein übergeht. Der Orkopf ist eine von Seekreide umgebene Erhebung aus Beckenton, der sich in der letzten Eiszeit abgelagert hat. Im Umfeld liegen Hügelzüge aus dem Miozän, die bis zu 350 m hoch sind. Einige Bäche bildeten Bachschuttkegel in den Rhein, auf denen viele historische und prähistorische Siedlungen liegen.[1]
Archäologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Bereich der Untiefe wurden durch Luftbilder und Taucherbeobachtungen Pfahlsetzungen festgestellt, die auf einen niedrigeren Wasserstand während der Stein- und Bronzezeit weisen. Die zwischen den Orten Öhningen in Baden-Württemberg und Eschenz in der Schweiz entdeckte Fundstelle lässt sich mit den prähistorischen Siedlungen auf der Insel Werd bei Stein am Rhein in der Schweiz vergleichen.
Von 2007 bis 2019 wurden die Pfahlfelder von den beiden Fachstellen für Archäologie im Thurgau sowie von Baden-Württemberg untersucht. Die Funde sowie dendrochronologische und 14C-Datierungen lassen erkennen, dass der Platz im Jung- und im Endneolithikum (3900 v. Chr. bis 3100 v. Chr.), in der frühen Bronze- und wahrscheinlich auch in der Römerzeit genutzt wurde. Ein Steinanker, ein steinerner Netzsenker, ein Ruderblatt und der eiserne Beschlag eines Bootshakens weisen auf intensive fischereiwirtschaftliche Nutzung von der Steinzeit bis in die frühgeschichtliche Zeit.
Die Untersuchungen erfolgten im Rahmen der Kartierung von Pfahlbausiedlungen, die zur Aufnahme in die UNESCO-Welterbeliste erforderlich ist. 2008 wurde das Denkmal in das Interreg IV-Projekt „Ufererosion und Denkmalschutz: Entwicklung von Handlungsoptionen zur Bewahrung des Kulturerbes in der Flachwasserzone des Bodensees und des Zürichsees“ aufgenommen.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Simone Benguerel u. a.: Der Orkopf – eine Fundstelle auf der Landesgrenze (= Archäologie im Thurgau. Band 20). Departement für Erziehung und Kultur des Kantons Thurgau, Frauenfeld 2020, ISBN 978-3-905405-23-1 (PDF; 92,6 MB).
- Martin Mainberger, Matthias Schnyder: Neue urgeschichtliche Dörfer im Ausfluss des Bodensees In: Archäologie Schweiz. Band 32, Nummer 1, 2009, S. 14–21 (PDF-Datei; 5,40 MB).
- Ute Seifel, Bodo Dieckmann: Auf der Grenze – die Pfahlbausiedlung am Orkopf bei Öhningen. In: Jürgen Hald, Wolfgang Kramer (Hrsg.): Archäologische Schätze im Kreis Konstanz. Michael Greuter, Hilzingen 2011, ISBN 978-3-938566-15-2.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Richard Vogt: Landschaftsraum und geologischer Untergrund im Umfeld des Fundplatz Orkopf. In: Simone Benguerel, Hansjörg Brem, Renate Ebersbach, Jutta Hoffstadt, Michael J. Kaiser, Almut Kalkowski, Joachim Köninger, Urs Leuzinger, Tanja Märkle, Martin Mainberger, Elena Marinova, Sebastian Million, Bernhard Muigg, Oliver Nelle, Helmut Schlichtherle, Matthias Schnyder, Willy Tegel, Richard Vogt, Bernd Wahl, Martin Wessels, Lucia Wick (Hrsg.): Der Orkopf. Eine Fundstelle auf der Landesgrenze. 2020, S. 19–25.
Koordinaten: 47° 39′ 12″ N, 8° 53′ 5″ O; CH1903: 708640 / 279077