Oskar Messter

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Oskar Messter

Oskar Messter, gebürtig Oskar Eduard Mester, (* 21. November 1866 in Berlin[1][2]; † 6. Dezember 1943 in Tegernsee) war ein deutscher Filmpionier, Mitbegründer des Deutschen Optikerverbandes und Beisitzer in der Meisterprüfungskommssion für Berlin und Potsdam.

Messter wurde als Sohn des Mechanikers Eduard Gustav Colmar Meßter und dessen Ehefrau Maria Wilhelmine geboren.[3] Nach Abschluss der Schule ließ er sich im Betrieb seines Vaters, der sich auf die Herstellung optischer und feinmechanischer Geräte spezialisiert hatte, selbst zum Mechaniker und Optiker ausbilden. Daneben absolvierte er ein Volontariat in der Optischen Werkstätte Paul Waechter.

Bis 1888 absolvierte er den Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger. 1893 heiratete er Henriette Albertine Margaretha Wittmann. Aus der Ehe ging der Sohn Eduard Oskar Messter hervor.[4] 1909 ließ er die Schreibweise seines Namens von Mester zu Messter ändern.[5]

Oskar Messter

Am 1. Dezember 1891 gründeten der Vater Eduard Colmar Meßter und sein Sohn Oskar das bis 1931 bestehende Unternehmen Ed. Meßter oHG mit Sitz im Haus Friedrichstraße 95 in Berlin.[6] Am 4. November 1896 wurde Oskar Messter als Nachfolger des Kaufmanns Friedrich Wilhelm Bauer Gesellschafter des Unternehmens Berliner electro-technische Fabrik Bauer & Betz.[7] Ab 1896 brachte Messter die ersten brauchbaren Filmprojektoren (mit Malteserkreuzschaltung[8]) auf den Markt. Im November desselben Jahres eröffnete er an der Friedrichstraße das erste deutsche Kunstlichtatelier und übernahm das Theater Unter den Linden als Kino. Im Jahr 1900 gründete er die Unternehmen Vereinigte mechanische Werkstätten GmbH[9], Kosmograph-Compagnie GmbH (später in Messter-Film GmbH umbenannt)[10] und Projection GmbH (später Messter’s Projection GmbH genannt)[11]. Kurze Zeit später gründete er sein eigenes Atelier, in dem erste Stummfilme entstanden.[12] Sie zeigten unter anderem das deutsche Kaiserpaar, Naturaufnahmen und Luftaufnahmen von Berlin, die von einem Ballon aus angefertigt wurden. 1903 führte er erstmals Tonbilder auf, indem er den Filmprojektor und ein Grammophon koppelte und zeitgleich zuvor synchron aufgezeichnete Schallplatten abspielte, dieses Gerät nannte er Biophon. Es wurde auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis vorgestellt. Mit nahezu 300 produzierten Filmen stieg Messter während der Kaiserzeit zum Impresario des deutschen Films auf und verhalf Schauspielerinnen wie Henny Porten zum Starkult.

Im Jahr 1912 gelang Messter gemeinsam mit Friedrich Simon Archenhold mit dem Riesenfernrohr der Sternwarte in (Berlin-)Treptow die weltweit erste Filmaufnahme einer Sonnenfinsternis.[13]

Im Februar 1913 gründete Messter die Autor-Film Compagnie GmbH.[14] Am 26. März 1914 wandelte er die Vereinigte mechanische Werkstätten GmbH in die Meisterdirigenten Konzert GmbH um.[15] Gegenstand des Unternehmens war jetzt: „Die Herstellung und der Vertrieb von sogenannten Dirigentenfilms, die Erwerbung von solchen Dirigentenfilms, die Erwerbung der hierzu erforderlichen Patente, Rechte, Verträge und dergleichen sowie alle hiermit im Zusammenhang stehenden Geschäfte; insbesondere auch die eigene Veranstaltung von Konzerten durch die Gesellschaft“. Den Aufbau seines Filmkonzerns schloss Messter im November mit der Gründung der Hansa-Film Verleih GmbH ab.[16]

Erster Weltkrieg

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Luftbildmessung im Ersten Weltkrieg

Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs schnitt Messter aus Dokumentationen zum Kriegsgeschehen, die er als Leutnant in der Presseabteilung des Generalstabs produzierte, die erste deutsche Wochenschau. Die Messter-Wochenschau wurde erstmals am 23. Oktober 1914 gezeigt. Für den Generalstab arbeitete er die Zensurbestimmungen für fotografische und kinematografische Bilder aus. Bilder von aktuellen Kriegsereignissen, Toten, Schwerverletzten, Waffen, Flugzeugen und militärischen Hafenanlagen wurden grundsätzlich verboten.[17]

Messter erhielt 1915 den Auftrag, eine Reihenbildkamera (die sogenannte Zielübungskamera) für die Luftaufklärung zu entwickeln, und wurde für deren erfolgreiche Entwicklung mit dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.[18]

In seiner im August 1916 verfassten Denkschrift „Film als politisches Werbemittel“ begründete er die Notwendigkeit der deutschen Propagandafilme als Antwort auf die „deutschfeindlichen Filme“ der Entente-Staaten.[19] Im gleichen Jahr gründete er gemeinsam mit dem österreichischen Filmschaffenden Sascha Kolowrat-Krakowsky das Unternehmen Sascha-Meßter-Film, das Nachfolgerin der österreichischen Tochtergesellschaft der Meßter-Film[Anm. 1] wurde und die ab dem Frühjahr 1916 die (vereinigte) Kolowrat-Meßter-Woche[20] produzierte, eine Kriegsberichte liefernde Wochenschau der k. u. k. Film-Propaganda, die unter anderem während der Kriegsausstellung Wien 1916 einen filmischen Schwerpunkt bildete.[21] Messter ließ sich die Maschinengewehrkamera patentieren, ein Zielübungsgerät zur Ausbildung von Bordschützen. Mit seiner am 13. November 1918 gegründeten Luft-Wettkampf GmbH kam Messter kurz vor Kriegsende zu spät.[22] Zweck des Unternehmens war laut Handelsregistereintrag die „Verwertung und Ausnutzung eines Apparates und der für denselben erteilten Patente, durch welchen auf photographischem Wege festgestellt wird, welches von mehreren sich bekämpfenden Flugzeugen Sieger geblieben ist, und alle damit im Zusammenhang stehenden Geschäfte“.

Noch vor Kriegsende verkaufte Messter für den Preis von 5,3 Millionen Mark (11.003.157 Euro) seine Unternehmen in Berlin und Wien, die in der neu gegründeten UFA aufgingen, in der er ab 1925 Aufsichtsratsmitglied war.

Oskar Messter mit Ehefrau Antonie in den Bergen

Ende 1918 erwarb er in Tegernsee das Haus Zum Leitenbauer, das er seit 1939 dauerhaft bewohnte. Ebendort wurde posthum eine Straße nach ihm benannt.[23] Zu seinem Freundeskreis dort zählten der Opern- und Liedsänger Julius Patzak, der Volksschauspieler Albert (Bertl) Schultes und der Schriftsteller Ludwig Ganghofer.[24]

Im März 1922 erfolgte eine Umwandlung der Luft-Wettkampf GmbH in die Optikon GmbH mit Niederlassungen in Berlin und München[25] und 1928 eine weitere Umfirmierung in Meßter-Optikon GmbH (1928–1933)[26]. Sein Sohn Eduard ging 1928 mit der Meßtro-Film-Verleih GmbH eine strategische Allianz mit dem Unternehmen Orplid-Film des Produzenten Georg Jacoby ein, in der Branche als Orplid-Messtro bekannt: Die Orplid konzentrierte sich auf die Herstellung von Filmen, Messters Filmverleih übernahm das Marketing und den Vertrieb der Filme. Oskar Messter, der sich als Finanzier beteiligte, nahm Einfluss auf die Filmprojekte. So wurde sein Wunschprojekt Die Sandgräfin als Messter-Film beworben.[27]

Messter begeisterte sich für das Aufkommen des Tonfilms, sah er darin doch eine Fortentwicklung seiner frühen Tonbilder. Bei der Tonbild-Syndikat AG, der er als Mitglied des Aufsichtsrats angehörte, fanden seine Ideen zunächst wenig Gegenliebe. Nichtsdestotrotz gründete er im Dezember 1928 die Meßter Filmton GmbH.[28] Mit Hans Steinhoff als Regisseur produzierte Messter 1929 die Kurzfilme Maienandacht und Gestörtes Ständchen.[29]

Als der Meßtro-Verleih im Jahr 1932 zahlungsunfähig wurde, stellte auch die Orplid ihre Geschäftstätigkeit ein. Die Gläubiger des Meßtro-Filmverleihs stimmten im Februar 1933 einem Vergleich zu, infolgedessen das Vergleichsverfahren aufgehoben wurde.[30] Am 10. September 1934 wurde auf der Gesellschafterversammlung die Liquidation des Unternehmens beschlossen.[31] Damit endeten Messters filmische Aktivitäten.

Repräsentant der Filmindustrie

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Henny Porten mit Oskar Messter, Internationaler Film-Kongress 1935

1926 nahm er als Repräsentant der deutschen Filmindustrie am Ersten internationalen Filmkongress in Paris teil und stiftete für besondere Verdienste um Kinematographie die Oskar-Messter-Medaille, deren erster Preisträger er selbst wurde. Messters erste Ehe wurde geschieden; 1928 heiratete er Antonie Maria Theresia König (1898–1978).

Ab 1930 bekleidete Messter noch Positionen bei der Filmoberprüfstelle Berlin und der Deutschen Filmgemeinschaft, die 1931 den Film Mädchen in Uniform produzierte.[32] 1932 überließ er seine umfangreiche Sammlung kinematografischer Geräte dem Deutschen Museum in München.

In der Weimarer Republik wurde Messter Mitglied im Stahlhelm, Bund der Frontsoldaten. In der Zeit des Nationalsozialismus ließ er sich als Altmeister der deutschen Filmwirtschaft feiern.[33] Anlässlich der von der Reichsfilmkammer veranstalteten Vorführung der ersten Filme des Reichsfilmarchivs im Harnack-Haus nahm Messter am Internationalen Filmkongress teil, der vom 25. April bis 1. Mai 1935 im Filmtheater am Friedrichshain in Berlin stattfand.[34]

1936 veröffentlichte er seine Memoiren Mein Weg mit dem Film. Seine letzten beiden Lebensjahre verbrachte er zurückgezogen und gesundheitlich angeschlagen mit seiner Frau in seinem Haus am Tegernsee.[35]

Grab in Tegernsee

Messter starb mit 77 Jahren und wurde auf dem Tegernseer Friedhof beerdigt. Die Grabplatte trägt die Inschrift:

ALTMEISTER DER KINEMATOGRAPHIE / ALS ERFINDER, FORSCHER UND WEGBEREITER BEGRÜNDER DER DEUTSCHEN KINOINDUSTRIE

Seine zweite Frau Antonie (* 26. Februar 1898) starb am 17. März 1978 und wurde in seinem Grab beigesetzt.

Bei der Auflösung seiner Berliner Wohnung im Jahr 1944 gelangten die letzten Teile des Messter-Archivs an den Tegernsee. Messters zweite Frau Antonie (1898–1978) wurde als Mitglied der Reichsfilmkammer im November 1944 als Filmarchivarin aufgenommen und übte diesen Beruf bis zu ihrem Tod aus. In einzelnen Fällen erlaubte sie eine Auswertung der Papiere ihres verstorbenen Ehemanns.[35]

Messters schriftlicher Nachlass wird im Bundesarchiv in Koblenz verwahrt.[37] Seine Sammlung historischer Kameras und Projektoren übergab er dem Deutschen Museum in München.[38]

Produktionen (Auswahl)

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Akt-Skulpturen (1903)
Commons: Oskar Messter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Charlottenburg I, Nr. 13/1893
  2. Landesarchiv Berlin, Heiratsregister Standesamt Berlin-Dahlem, Nr. 9/1928
  3. vgl. Taufregister vom 17. Februar 1867, Evangelische Kirche Jerusalemskirche Berlin; kostenpflichtig abrufbar auf Ancestry.com
  4. Landesarchiv Berlin, Geburtsregister Standesamt Berlin I, Nr. 694/1893
  5. Amtlicher Eintrag vom 17. Dezember 1909 auf der Heiratsurkunde Nr. 13/1893
  6. Gesellschaftsregister Nr. 13190, Einträge im Berliner Handelsregister am 30. Dezember 1891 und 5. Oktober 1931
  7. Gesellschaftsregister Nr. 13081, Eintrag im Berliner Handelsregister am 6. November 1896
  8. Biographie Messters bei Filmportal
  9. Handelsregister Berlin HRB Nr. 936
  10. Handelsregister Berlin HRB Nr. 1099
  11. Handelsregister Berlin HRB Nr. 1100
  12. Messter's Projection GmbH. In: filmportal.de. Deutsches Filminstitut, abgerufen am 7. Oktober 2016.
  13. Memoiren Oskar Messter im Archiv der Archenhold-Sternwarte
  14. Handelsregister Berlin HRB Nr. 11846
  15. HRB Nr. 936, Eintrag im Berliner Handelsregister am 11. Mai 1914
  16. Handelsregister Berlin HRB Nr. 13497
  17. Klaus Kreimeier: Traum und Exzess. Die Kulturgeschichte des frühen Kinos. Zsolnay, Wien 2011, ISBN 978-3-552-05552-0, S. 364 f.
  18. Bundesarchiv – Oskar Messter – Begründer der deutschen Kino- und Filmindustrie
  19. Bundesarchiv – Oskar Messter – Begründer der deutschen Kino- und Filmindustrie
  20. Tagesneuigkeiten. (…) Vergnügungsanzeiger. (…) Kleine Bühne (Elite-Kino) (…). In: Neues Wiener Journal, Nr. 8081/1916 (XXIV. Jahrgang), 30. April 1916, S. 21, oben rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwj
  21. Die Kriegszeit in Oesterreich. Kinos in der Kriegsausstellung Wien 1916. In: Neuigkeits-Welt-Blatt, Nr. 109/1916 (XLIII. Jahrgang), 12. Mai 1916, S. 7, Mitte rechts. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/nwb
  22. Handelsregister Berlin HRB Nr. 15806
  23. Oskar-Meßter-Straße, 83684 Tegernsee
  24. Tegernseer Nachrichten. (PDF; 3,6 MB) Einem Filmpionier zum 150. Geburtstag. Stadt Tegernsee, 1. November 2016, S. 22, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 8. Dezember 2016.@1@2Vorlage:Toter Link/publish.cmcitymedia.de (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
  25. Eintrag im Münchener Handelsregister am 21. Oktober 1922
  26. HRB Nr. 15806, Einträge im Berliner Handelsregister am 28. April 1928 und 15. Mai 1933
  27. Horst Claus: Filmen für Hitler. Die Karriere des NS-Starregisseurs Hans Steinhoff. Filmarchiv Austria, Wien 2013, S. 156.
  28. Handelsregister Berlin HRB Nr. 42202
  29. Horst Claus: Filmen für Hitler. Die Karriere des NS-Starregisseurs Hans Steinhoff. Filmarchiv Austria, Wien 2013, S. 181 ff.
  30. Eintrag Nr. 89596 im Deutschen Reichsanzeiger Nr. 46 vom 23. Februar 1933, S. 4
  31. HRB Nr. 34266, Eintrag im Berliner Handelsregister am 16. Oktober 1934
  32. Internet Movie Database. Abgerufen am 17. Juni 2011.
  33. Inschrift der Gedenktafel Anfänge des Films, Friedrichstraße 16, Berlin
  34. Bundesarchiv – Oskar Messter – Begründer der deutschen Kino- und Filmindustrie
  35. a b Bundesarchiv – Oskar Messter – Begründer der deutschen Kino- und Filmindustrie
  36. Bundesarchiv R 55/99, Bd. 2, 1940–1943, 5.18.1 Auszeichnungen für Künstler und Wissenschaftler, Verleihung der Goethe-Medaille für Kunst und Wissenschaft
  37. Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs Band 48, Nachlass Oskar Messter, Bestand N 1275, bearbeitet von Babett Stach, Koblenz 1994
  38. https://mediarep.org/server/api/core/bitstreams/e1bc50e7-e44e-411a-a33d-f1fc60549ed2/content
  1. Die Meßter Film u. Apparate Gesellschaft m. b. H. (Wien, VII., Neubaugasse 25) wurde am 13. Januar 1914 in das Handelsregister des k. k. Handelsgerichts Wien eingetragen. Dieses bis in die 1920er-Jahre agierende Unternehmen dürfte sich mit dem Betrieb Kolowrats auf gemeinsame (Wochenschau-)Produktionen formlos geeinigt haben, da eine handelsrechtliche Verbücherung der in Vorspannen erscheinenden Sascha (S/M) Messter bzw. einer Sascha-Meßter-Film nicht nachzuweisen ist (Protokollierte Firmen in Adolph Lehmann’s allgemeinem Wohnungs-Anzeiger). – Zur Firmengründung der Meßter Film u. Apparate Gesellschaft m. b. H. siehe: Firmenprotokollierungen. (…). In: Amtsblatt zur Wiener Zeitung, Nr. 13/1914, 17. Jänner 1914, S. 68, Spalte 3 oben. (online bei ANNO).Vorlage:ANNO/Wartung/wrz