Oskar Ritschel

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Hubert Oskar Ritschel (* 17. August 1872 in Lüttich, Belgien[1]; † 5. April 1941 in Duisburg) war ein deutscher Wasserforschungsingenieur[2], Unternehmer und Betriebsführer der Magno-Werke in Duisburg und Wülfrath.[3]

1895 meldete er in Berlin sein erstes Patent an für ein Selbstentlüftungsventil für Niederdruckdampfheizungen.[4][5] Ab 1899 bis 1902 führte er die Ritschel und Co. GmbH für Zentralheizungen und Trockenanlagen in Berlin-Charlottenburg.[6][7][8] Später hielt er sich in den Niederlanden[9] und Belgien auf, wo er in Brüssel mit einem Partner unter Mahillon & Ritschel firmierte.[10][11] Während des Ersten Weltkriegs zog er nach Godesberg, wo Ende 1920 die Offene Handelsgesellschaft Ritschel & Keller eingetragen wurde.[12][13] Zahlreiche Produkte bzw. Verfahren ließ Ritschel als Erfinder besonders in den 1920er Jahren patentieren, so unter anderem ein Verfahren zur Verhinderung von metallischen Zerstörungen in Kesseln, Kondensatoren, Rohrleitungen und dergleichen bei Verwendung von Säuren zur Entfernung von Kesselstein.[14]

Zu seinem besonderen Verdienst gehörte die Entdeckung und Entwicklung des Magno-Verfahrens.[15] Dabei handelt es sich um ein Verfahren und eine Konstruktion zur „Beseitigung und Verhinderung von Kalk- und Rost Inkrustation in allen Arten von Warmwassererzeugungs- und Wasserkühlanlagen durch Wasser-Transformation vermittelst saurer- und basischer Reaktion von CO2 (D.R.P.a)“.[16][17][18][19] Seine Produkte fanden weltweit Anerkennung.[20]

Anfang 1926 wurde er Mitbegründer und Aufsichtsrat der „Riwag“-Ritschel Wassertransformatoren Aktiengesellschaft in Duisburg.[21] Von 1934 bis 1937 war er Geschäftsführer der Rheinisch-Westfälischen Wasserreinigungsgesellschaft zu Duisburg.[22][23][24] Ritschel war Mitinhaber und Betriebsführer der Magno-Werke in Duisburg und Wülfrath, in die seine Erfindungen und Patente einbrachte.[25][26]

1939 erhielten die Mango-Werke für eine seiner Erfindung den „Grand Prix“ – die höchste Auszeichnung auf der Internationalen Wasser-Ausstellung Lüttich (Exposition internationale de la technique de l’eau 1939).[27]

Ritschel war seit dem 17. Mai 1930 Mitglied der Krefelder GLL-Tochterloge EOS.[28][29]

1940 erkrankte Ritschel schwer und verstarb 1941 im Krankenhaus Duisburg.[30] Zu seiner Trauerfeier, die im Börsenhaus von Duisburg stattfand, kam neben Arno Fischer, Wilhelm Loch und zahlreichen Ehrengästen auch seine „angebliche“[31] Tochter[32][33][34] Magda Goebbels, die er – in ihrem 19. Lebensjahr am 15. Juli 1920, 13 Tage vor ihrer Verlobung[35] mit dem Großindustriellen Günther Quandt – adoptiert hatte. Ritschel ehelichte „angeblich“ kurz nach der Geburt von Magda 1901 in Berlin deren Mutter Auguste Behrend, ein Dienstmädchen. Die Ehe wurde „nach drei Jahren“ geschieden.[36] Im Mai 1903 heiratete Ritschel in Haarlem (NL) Sophia Roos.[9] Im Alter von fünf Jahren holte er Magda – zunächst gegen den Willen der Mutter – nach Belgien, wo er ihre Internatsaufenthalte auf katholischen Klosterschulen finanzierte. Er selbst wohnte mehrere Jahre aus beruflichen Gründen in Brüssel.[37][38][39] Der Literatur über Magda Goebbels ist zu entnehmen, dass sie eine Neigung zum Buddhismus hatte, eine Weltanschauung, in die sie ihr „Vater“ – obwohl gläubiger Katholik – in jungen Jahren einführte.[40][41] Als „unnahbar“ und „Monokelträger“ beschreibt der britische Historiker Paul Ginsborg in seinem Werk Die geführte Familie. Das Private in Revolution und Diktatur 1900–1950 Oskar Ritschel.[42] Ein Grundstück in Remagen hinterließ er seiner dritten Ehefrau Hedwig Albertine, geb. Ulankowki.[43]

Literatur (Auswahl)

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  • Auguste Behrend, meine Tochter Magda Goebbels. In: Schwäbische Illustrierte, 1. März 1952.
  • Biografie Oskar Ritschel. In: GWF, das Gas-und Wasserfach, 1959, Band 100, S. 274; google.de/books in:
  • Albert Speer: Erinnerungen. Berlin 1969, S. 164 ff.
  • Anja Klabunde: Magda Goebbels. Annäherung an ein Leben Bertelsmann Verlag, 1999. Dort im Namensverzeichnis „Oskar Ritschel“, S. 14 f, 34 f, 42 f, 46, 49, 51, 53, 97, 145, 254, 257 f, 266 ff, 297.
  • Meike Ziervogel: Magda. Edition Atelier, Wien 1995, S. 16–19.
  • Oliver Hilmes: Berlin 1936. Sechszehn Tage im August. Siedler Verlag, München 2016, S. 45–47.

Einzelnachweise

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  1. Coret Genealogie: Registrierung Alexander Hubert Theodore Guillaume Oscar Ritschel am 17. August 1872. Abgerufen am 11. August 2024.
  2. Joachim Scholtyseck: Der Aufstieg der Quandts: Eine deutsche Unternehmerdynastie. C.H.Beck, 2011, ISBN 978-3-406-62252-6 (google.de).
  3. GWF; Das Gas- und Wasserfach. R. Oldenbourg, 1941 (google.de).
  4. Patent DE78157C: Selbstentlüfter mit selbstthätiger Luftregulierung für Niederdruck-Dampfheizungen. Angemeldet am 23. Januar 1894, veröffentlicht am 22. November 1894, Erfinder: Oscar Ritschel.
  5. Verein Deutscher Ingenieure (Hrsg.): VDI-Zeitschrift. 1895 (google.de).
  6. Ritschel. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1899, Teil 1, S. 1204.
  7. Ritschel. In: Adreßbuch für Berlin und seine Vororte, 1901, Teil 1, S. 1324.
  8. In: Berliner Börsen-Zeitung, 31. Mai 1902, Abend-Ausgabe; deutsche-digitale-bibliothek.de
  9. a b Heirat Alexandre Hubert Theodore Guillaume Oscar Ritschel & Albert Oscar Otto Ritschel & Marie Louise Bloos & Sophia Roos & Jacob Roos & Roosje van Trommel am 14. Mai 1903 in Haarlem (Niederlande). In: openarchieven.nl. Coret Genealogie, abgerufen am 11. August 2024.
  10. Mahillon & Ritschel. Nos spécialités d’installations. In: Museum of Old Techniques (Museum voor de Oudere Technieken). Abgerufen am 11. August 2024.
  11. Detailseite. Archivportal-D, abgerufen am 11. August 2024.
  12. Anna Maria Sigmund Ueberreuter: Die Frauen der Nazis. 1998, S. 74; ulis-buecherecke.ch (PDF; 4,1 MB).
  13. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 15. Dezember 1920; deutsche-digitale-bibliothek.de
  14. 1925. 40, 2980 ULB Bonn.
  15. Technische Kurzberichte. In: Der Bauingenieur, 1937, Heft 47/48, S. 752; delibra.bg.polsl.pl (PDF; 9,0 MB)
  16. Quelle: Prospekt von 1930 der Riwag-Ritschel-Wassertransformatoren-Gesellschaft Duisburg a/Rh.
  17. „Riwag“, Ritschel-Wassertransformatoren AG. deutsche-digitale-bibliothek.de
  18. Das Gas- und Wasserfach, Band 100. Oldenbourg, 1959, S. 274; google.de/books
  19. Patent DE895123C: Entsäuerungsfiltermaterial fuer Wässer aus geröstetem Dolomit. Angemeldet am 17. Dezember 1939, veröffentlicht am 29. Oktober 1953, Anmelder: Hella Ritschel, Erfinder: H. Oskar Ritschel.
  20. In: General-Anzeiger für das rheinisch-westfälische Industriegebiet und das westfälische Münsterland, 9. April 1941; deutsche-digitale-bibliothek.de
  21. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 2. Februar 1926; deutsche-digitale-bibliothek.de
  22. Suche „Oskar Ritschel“. 1934; 1934 764. ULB Bonn.
  23. Verbesserung des Solinger Trinkwassers. In: Solinger Tageblatt, 6. Mai 1936; deutsche-digitale-bibliothek.de
  24. Suche „Oskar Ritschel“. 1931; 1931 4988. ULB Bonn.
  25. Suche „Oskar Ritschel“. 1941; 1941 1012. ULB Bonn.
  26. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21. Januar 1939; deutsche-digitale-bibliothek.de
  27. Suche „Oskar Ritschel“. 1940; 1940 1688. ULB Bonn.
  28. Historie. In: freimaurer-krefeld.de. 1. April 2016, abgerufen am 6. August 2024.
  29. Ralf Melzer: Konflikt und Anpassung: Freimaurerei in der Weimarer Republik und im „Dritten Reich“. Braumüller, 1999, ISBN 3-7003-1245-8 (google.de).
  30. Anja Klabunde: Magda Goebbels. Annäherung an ein Leben Bertelsmann Verlag, 1999, S. 268.
  31. Oliver Hilmes: Berlin 1936: Sechzehn Tage im August. Siedler Verlag, 2016, ISBN 978-3-641-15686-2 (google.de).
  32. „Attentatsplan“ auf Brüning. In: NS-Kurier – Südwestdeutsche Tageszeitung für Politik, Wirtschaft, Kultur – Amtsblatt für Stadt und Amtsoberamt Stuttgart, 16. März 1932; deutsche-digitale-bibliothek.de
  33. Die Abstammung der Frau Goebbels. In: Bürener Zeitung, 30. März 1932; deutsche-digitale-bibliothek.de
  34. Suche „Oskar Ritschel“. 1932; 43 (1932) 1017. ULB Münster.
  35. Magda Goebbels. Tabellarischer Lebenslauf im LeMO (DHM und HdG)
  36. Joachim Scholtyseck: Der Aufstieg der Quandts: Eine deutsche Unternehmerdynastie. C.H.Beck, 2011, ISBN 978-3-406-62252-6, S. 196.
  37. Heinrich FraenkelGoebbels, Paul Joseph. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, ISBN 3-428-00187-7, S. 500–503 (Digitalisat).
  38. Carlos Widmann: Gefährtin des Bösen. In: Der Spiegel. Nr. 39, 2001 (online).
  39. Die ersten Gas-Heizkessel – Energieeffizienz anno 1912. In: SBZ Das SHK Magazin. 20. August 2012, abgerufen am 6. August 2024.
  40. Anja Klabunde: Magda Goebbels. Annäherung an ein Leben. S. 35.
  41. Christine Schmidt: Magda Goebbels. Luise F. Pusch, Institut für Frauen-Biographieforschung Hannover/Boston, 1. Mai 2020, abgerufen am 9. August 2024.
  42. Die geführte Familie. Das Private in Revolution und Diktatur 1900–1950. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2014.
  43. Aufgebot. In: Deutscher Reichsanzeiger und Preußischer Staatsanzeiger, 21. Januar 1942; deutsche-digitale-bibliothek.de