Ostafrikanische Föderation

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Die Ostafrikanische Föderation (Suaheli: Shirikisho la Afrika Mashariki) ist eine mögliche Vereinigung der 8 unabhängigen Staaten Burundi, Demokratische Republik Kongo, Kenia, Ruanda, Südsudan, Somalia, Tansania und Uganda zu einem einzigen, föderativ organisierten, souveränen Staat in Ostafrika. Die Vereinigung beruht auf dem wirtschaftlichen und politischen Integrationsmechanismus der Ostafrikanischen Gemeinschaft (East African Community), der aus diesen Staaten gebildet wird.[2]

Im September 2018 wurde ein Komitee gebildet, das mit der Ausarbeitung einer gemeinsamen regionalen Verfassung beginnen soll.[3] Über die Realisierbarkeit des Projekts gibt es international gemischte Ansichten.[4][5]

Der Ausschuss trat vom 14. bis 18. Januar 2020 zu einer fünftägigen Konsultation in Burundi zusammen und kündigte an, dass bis Ende 2021 eine Konföderationsverfassung ausgearbeitet werden soll. Nach Genehmigung des Entwurfs durch die sieben EAC-Staaten nach einem Jahr der Konsultationen soll die ostafrikanische Konföderation bis 2023 gegründet werden. Der Fahrplan für eine vollständige politische Föderation wird auf künftigen Treffen ausführlich erörtert.

Möglicher Staat

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Mit 4.812.618 Quadratkilometern wäre die Ostafrikanische Föderation das größte Land in Afrika und das siebtgrößte der Welt.[6] Es würde sich vom Atlantischen bis zum Indischen Ozean erstrecken. Seine Bevölkerung von ca. 280 Millionen Einwohnern würde es zur größten Nation in Afrika und zur viertgrößten der Welt machen. Der neue Staat hätte eine sehr junge und stark wachsende Bevölkerung, die bis 2050 auf ca. 600 Millionen ansteigen könnte, womit es die Einwohnerzahl der Vereinigten Staaten übertreffen würde.[7] Das Durchschnittsalter würde 17,8 Jahre betragen.[8] Christen würden die Bevölkerungsmehrheit stellen, wobei es bedeutende muslimische und animistische Minderheiten gäbe. Der Staat hätte eine große Vielfalt an verschiedenen ethnischen Gruppen.[9]

Suaheli wäre die Verkehrssprache und die Amtssprache wäre Englisch. Die vorgeschlagene Hauptstadt ist die tansanische Stadt Arusha, die nahe der kenianischen Grenze liegt und ein diplomatisches Zentrum darstellt. Arusha ist der derzeitige Hauptsitz der Ostafrikanischen Gemeinschaft. Große und bedeutende Städte wären Daressalam, Kinshasa, Nairobi, Kampala, Bujumbura, Kigali, Mombasa und Juba.

Als gemeinsame Währung würde der Ostafrikanische Schilling wiederbelebt werden, der 1921 bis 1969 die Währung der Britischen Kolonien in Ostafrika war.[10] Die Teilstaaten der Föderation weisen derzeit typische Charakteristiken von Entwicklungsländern auf, bei einigen (insbesondere Kenia, Tansania, Uganda und Ruanda) waren in den letzten Jahren starke Fortschritte zu verzeichnen, während Burundi und Südsudan die ärmsten Gliedstaaten wären. Durch die Schaffung eines gemeinsamen Marktes erhofft man sich positive wirtschaftliche Impulse, eine größere Rolle in der Weltwirtschaft und eine Ausbreitung des wirtschaftlichen Wachstums von den Küstengebieten in die inneren Gebiete Ostafrikas.[9] Schon heute ist die Ostafrikanische Gemeinschaft eine der Regionen mit dem stärksten Wirtschaftswachstum weltweit.[11]

Der Staat wäre nach dem Prinzip einer Föderation organisiert. Weitere Details zur Struktur des politischen Aufbaus sind noch unklar und würden erst mit der Verabschiedung der gemeinsamen Verfassung geklärt werden. Der legislative Arm des Staates wäre die bereits existierende East African Legislative Assembly.

Gliedstaaten
Name Fläche
in km²
Einwohnerzahl
(2020)[12]
BIP in Mrd. Int. US$
(2020)[13]
BIP in Int. US$ pro
Kopf (2020)[14]
Burundi Burundi 27.834 11.890.780 9,170 771
Kongo Demokratische Republik Demokratische Republik Kongo 2.344.858 89.561.400 102,263 1.141
Kenia Kenia 580.367 53.771.300 246,160 4.578
Ruanda Ruanda 26.338 12.952.210 28,674 2.213
Sudsudan Südsudan 644.329 11.193.730 11,533 862
Tansania Tansania 945.087 59.734.210 161,169 2.779
Uganda Uganda 241.040 45.741.000 104,945 2.294

Die Idee einer Ostafrikanischen Föderation besteht seit den frühen 1960er Jahren, als Kenia, Tanganjika, Uganda und Sansibar ihre Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erlangten. Die politischen Führer der vier Nationen äußerten Interesse an der Bildung einer Föderation zur Stärkung der gemeinsamen Stimme auf der Weltbühne. Julius Nyerere bot sogar 1960 an, die bevorstehende Unabhängigkeit von Tanganjika (voraussichtlich 1961) hinauszuschieben, damit alle ostafrikanischen Gebiete als Föderation gemeinsam die Unabhängigkeit erlangen. Der Plan scheiterte jedoch später am Widerstand von Kenia und Uganda, während Sansibar und Tanganjika sich 1964 zu Tansania vereinigten.[15]

Die Ostafrikanische Gemeinschaft wurde 1967 von Uganda, Kenia und Tansania gegründet, jedoch 1977 nach internen Streitigkeiten wieder aufgelöst. Im Jahre 2000 wurde die Gemeinschaft von den drei Staaten wiederbelebt, um die gemeinsame Integration voranzutreiben. 2007 traten Burundi und Ruanda der Organisation bei.[16]

Der Zusammenschluss der gegenwärtigen Ostafrikanischen Gemeinschaft zu einem einzigen Staat wird seit der Neubelebung geplant, mit den frühesten Schätzungen der Gründung der Föderation im Jahr 2013. Im Jahr 2010 startete die Gemeinschaft einen eigenen gemeinsamen Markt für Waren, Arbeit und Kapital in der Region mit dem Ziel einer gemeinsamen Währung bis 2013 und einer vollständigen politischen Föderation im Jahr 2015.[17]

Am 14. Oktober 2013 begannen die Staats- und Regierungschefs von Uganda, Kenia, Ruanda und Burundi in Kampala ein Treffen, um eine Verfassung für die Ostafrikanische Föderation auszuarbeiten.[18] Im Dezember 2014 wurden die Bemühungen um eine vollständige politische Föderation auf 2016 oder später verschoben.[19]

Der Südsudan wurde im März 2016 zur Mitgliedschaft in der Ostafrikanischen Gemeinschaft zugelassen und trat ihr September 2016 bei und wurde damit das sechste Mitglied.[20] Es ist unklar, wie sich der mögliche Beitritt des Südsudans zur EAC auf den Zeitplan für den Verband oder dessen Umfang auswirken könnte, da in dem Land von 2013 bis 2018 ein Bürgerkrieg herrschte und der Grenzverlauf zum Sudan noch ungeklärt ist.

Im November 2016 einigte sich der Ministerrat der Ostafrikanischen Gemeinschaft auf die Gründung einer Ostafrikanischen Konföderation, bevor es schließlich zu einer Ostafrikanischen Föderation kommen soll.[21]

Im September 2018 wurde ein Ausschuss gebildet, der mit der Ausarbeitung einer gemeinsamen Verfassung beginnen soll. Ein erster Entwurf soll im Jahr 2021[veraltet] vorliegen.[3] Die Einführung einer gemeinsamen Währung ist für 2023[veraltet] geplant.

Im Jahr 2022 trat die Demokratische Republik Kongo als siebtes Mitglied der Ostafrikanischen Gemeinschaft bei.[22] Der Präsident des rohstoffreichen Landes, Félix Tshisekedi erwartete unter anderem, dass der Beitritt die Ausfuhr von Bodenschätzen über die ostafrikanischen Häfen Mombasa und Daressalam erleichtern würde.[23]

Einzelnachweise

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  1. [1]
  2. Political Federation. Abgerufen am 23. Juni 2019.
  3. a b Ready for a United States of East Africa? Abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).
  4. A political union for east Africa? In: The Economist. 9. Februar 2019, ISSN 0013-0613 (economist.com [abgerufen am 23. Juni 2019]).
  5. The Difficulties of Creating an East African Federation. Abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).
  6. The East African Federation: An African Powerhouse? In: Africa Association of Entrepreneurs. 30. März 2022, abgerufen am 20. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).
  7. World Population Prospects – Population Division – United Nations. Abgerufen am 23. Juni 2019.
  8. The East African Federation: An African Powerhouse? In: Africa Association of Entrepreneurs. 30. März 2022, abgerufen am 20. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).
  9. a b MUGWANGA: United East Africa best solution yet to ethno-regional. Abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).
  10. East African trade bloc approves monetary union deal. In: Reuters. 30. November 2013 (reuters.com [abgerufen am 23. Juni 2019]).
  11. Njenga Hakeenah: Landlocked EAC countries get another coastal gateway via the DRC. In: The Exchange. 11. April 2022, abgerufen am 20. Juni 2022 (amerikanisches Englisch).
  12. Population, total | Data. Abgerufen am 23. Juni 2019.
  13. GDP, PPP (current international $) | Data. Abgerufen am 23. Juni 2019.
  14. GDP per capita, PPP (current international $) | Data. Abgerufen am 23. Juni 2019.
  15. Donald Rothchild: East African Federation. In: Transition. Nr. 12, 1964, ISSN 0041-1191, S. 39–42, doi:10.2307/2934492, JSTOR:2934492.
  16. EAC History. Abgerufen am 23. Juni 2019.
  17. FACTBOX: East African common market begins. Reuters, 1. Juli 2010, archiviert vom Original am 12. August 2020; abgerufen am 6. April 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/af.reuters.com
  18. Sudan Tribune: ST (2013-10-15) Uganda hosts meeting of experts to fast-track political federation of East Africa. SudanTribune.com, abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).
  19. East Africa: Further Delays for the EAC Political Federation. 20. Dezember 2014, archiviert vom Original am 5. Juli 2015; abgerufen am 23. Juni 2019 (englisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/allafrica.com
  20. South Sudan admitted into EAC In: Daily Nation, 2. März 2016. Abgerufen am 4. März 2016 (englisch). 
  21. Zephania Ubwani: East Africa: Finally, East African Nations Agree to Disagree On Federation In: The Citizen (Dar es Salaam), 30. November 2016. Abgerufen am 24. August 2017 (englisch). 
  22. DR Congo joins East African bloc. 29. März 2022, abgerufen am 9. April 2022 (englisch).
  23. DRC in the EAC: Is there going to be an East African Federation? In: The Exchange. 1. Juni 2022, abgerufen am 20. Juni 2022 (englisch).