Otto Fischbeck (Politiker)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Otto Fischbeck, um 1929
Das Grab von Otto Fischbeck und seiner Ehefrau Martha geborene Runge auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Berlin

Otto Fischbeck (* 28. August 1865 in Güntershagen, Kreis Dramburg; † 23. Mai 1939 in Berlin) war ein deutscher Politiker (Freisinnige Volkspartei, Fortschrittliche Volkspartei, DDP).

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fischbeck studierte Staats- und Kameralwissenschaften in Greifswald und Berlin. Während seines Studiums und darüber hinaus wurde er Mitglied verschiedener Burschenschaften: Burschenschaft Neogermania Berlin (1885), Burschenschaft Arminia Greifswald (1887), Burschenschaft Arminia Kiel,[1] Burschenschaft Hansea Hamburg (1935).[2]

Fischbeck war seit deren Gründung 1910 Mitglied der linksliberalen Fortschrittlichen Volkspartei, deren Vorsitzender er gegen Ende des Kaiserreichs wurde. 1918 verhandelte er für die Fortschrittlichen mit Gustav Stresemann von der Nationalliberalen Partei über eine Fusion und damit den Zusammenschluss aller liberalen Kräfte im Deutschen Reich. Die Verhandlungen scheiterten an den Vorbehalten vieler Fortschrittlicher gegenüber Gustav Stresemann. Fischbeck beteiligte sich daraufhin an der Gründung der DDP.

1895 wurde Fischbek für die Freisinnige Volkspartei in einer Nachwahl im Wahlkreis Lennep-Mettmann erstmals in den Reichstag des Kaiserreiches gewählt. Er behielt dieses Mandat, bis er bei der Reichstagswahl 1903 die Wiederwahl verfehlte. Er wurde stattdessen im selben Jahr in das Preußische Abgeordnetenhaus, dem er bis 1913 angehörte, gewählt.[3] 1907 wurde er im Wahlkreis Liegnitz 6 (LiegnitzGoldbergHaynau) erneut in den Reichstag gewählt und konnte dieses Mandat bis zum Ende des Kaiserreiches 1918 verteidigen.[4]

Von 1910 bis 1912 war er Fraktionsvorsitzender der Fortschrittlichen Volkspartei. Er gehörte 1919/20 der Weimarer Nationalversammlung an. Von 1921 bis 1924 war Fischbeck auch Landtagsabgeordneter in Preußen. Schließlich war er 1928 bis 1930 erneut Reichstagsabgeordneter.

Vom 1. April 1918 bis zu seiner Ernennung zum preußischen Handelsminister am 6. November 1918 war er als Nachfolger von Karl Steiniger Verbandsdirektor des Verbands Groß-Berlin.[5]

Mit der Bildung des Rates der Volksbeauftragten am 14. November 1918 wurde Fischbeck als einziger Nichtsozialist Mitglied der neuen preußischen Landesregierung. Er übernahm das Amt des Handelsministers. Auch in den anschließenden parlamentarisch gestützten Kabinetten der Sozialdemokraten Paul Hirsch und Otto Braun sowie des Zentrumpolitikers Adam Stegerwald behielt er dieses Amt. Nach der zweiten Wahl Otto Brauns am 7. November 1921 schied er dann aus dem Kabinett aus.

Im Jahre 1924 erhielt Fischbeck den Ehrentitel Stadtältester von Berlin.

Otto Fischbeck starb 1939 im Alter von 74 Jahren in Berlin. Sein Grab befindet sich auf dem Luisenstädtischen Friedhof in Berlin-Kreuzberg (Feld 10 A).[6]

  • Georg Kotowski: Fischbeck, Otto. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 5, Duncker & Humblot, Berlin 1961, ISBN 3-428-00186-9, S. 171 f. (Digitalisat).
  • Martin Schumacher (Hrsg.): M.d.R. Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus. Politische Verfolgung, Emigration und Ausbürgerung, 1933–1945. Eine biographische Dokumentation. 3., erheblich erweiterte und überarbeitete Auflage. Droste, Düsseldorf 1994, ISBN 3-7700-5183-1.
  • Helge Dvorak: Biographisches Lexikon der Deutschen Burschenschaft. Band I: Politiker. Teilband 2: F–H. Winter, Heidelberg 1999, ISBN 3-8253-0809-X, S. 28–29.
  • Karin Jaspers, Wilfried Reinighaus: Westfälisch-lippische Kandidaten der Januarwahlen 1919. Eine biographische Dokumentation (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen. Neue Folge, Band 52). Aschendorff, Münster 2020, ISBN 9783402151365, S. 68.
Commons: Otto Fischbeck – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Georg Schwartzer (Hrsg.): Adreßbuch des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes. Stand vom 1. August 1919, Max Schlutius, Magdeburg 1919, S. 41.
  2. Helmut Kraussmüller und Ernst Anger: Die Geschichte des Allgemeinen Deutschen Burschenbundes (ADB) 1883–1933 und das Schicksal der ehemaligen ADB-Burschenschaften. Gießen 1989 (= Historia Academica, Heft 28), S. 100.
  3. Bernhard Mann (Bearb.): Biographisches Handbuch für das Preußische Abgeordnetenhaus. 1867–1918. Mitarbeit von Martin Doerry, Cornelia Rauh und Thomas Kühne. Droste, Düsseldorf 1988 (= Handbücher zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien, Bd. 3), S. 130.
  4. Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Statistik der Reichstagswahlen von 1907. Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin 1907 (= Sonderveröffentlichung zu den Vierteljahresheften zur Statistik des Deutschen Reiches), S. 82 – zu 1912 siehe Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Die Reichstagswahlen von 1912. Heft 2. Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin 1913 (= Statistik des Deutschen Reichs, Bd. 250), S. 88.
  5. Verbandsdirektor, Oberbeamte und Verbandsverwaltung. In: Verband Groß Berlin: Verwaltungsbericht für die Zeit des Bestehens des Verbandes vom 1. April 1912 bis 30. September 1920. Berlin 1920. S. 13, abgerufen am 24. September 2021.
  6. Hans-Jürgen Mende: Lexikon Berliner Grabstätten. Haude & Spener, Berlin 2006, S. 78.