Otto Kohtz

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Otto Kohtz (* 23. Februar 1880 in Magdeburg; † 22. Dezember 1956 in Berlin) war ein deutscher Architekt, Architekturtheoretiker und Autor.

Otto Kohtz war ein jüngerer Bruder des später ebenfalls in Berlin ansässigen Malers Rudolf Kohtz. Nach Abschluss einer Maurerlehre und der Ausbildung an einer Kunstgewerbeschule bzw. Baugewerkschule war er in den Jahren 1898 bis 1901 in verschiedenen Architekturbüros in Hannover und Kassel tätig. Danach studierte er an der Technischen Hochschule Charlottenburg. 1907 gründete er zusammen mit Emil Schütze eine Sozietät in Berlin, trennte sich jedoch wenige Jahre später wieder von Schütze. Zwischen 1905 und 1908 bereiste er zu Studienzwecken zahlreiche europäische Länder. Im Ersten Weltkrieg geriet er in britische Gefangenschaft, aus der er 1919 entlassen wurde. Am 20. Mai 1913 verheiratete sich Otto Kohtz in Berlin-Schöneberg mit Agnes Kuban (* 12. Januar 1887 in Scharfenort, Kreis Samter). Nach deren Tod am 4. Juli 1936 in Berlin-Schöneberg, ging Otto Kohtz 1938 in Berlin-Schöneberg eine zweite Ehe ein. Otto Kohtz lebte über lange Zeit in Berlin-Schöneberg, Wilhelm-Hauff-Str. 8. Belegt ist dies für den Zeitraum vom 1913 bis 1936.

Ledigenheim für Männer in Berlin-Moabit

Zu Kohtz’ Frühwerk zählen das Verwaltungsgebäude für den Bund deutscher Landwirte (1909/1911) in Schöneberg sowie ein Ledigenwohnheim in Moabit (1913/1914). Letzteres weist Anklänge eines klassizierenden Jugendstils auf. Nach dem Ersten Weltkrieg beschäftigte sich der Architekt zunehmend mit Fragen der Stadtentwicklung. Bekanntester Beitrag ist sein Entwurf für das „Reichshaus“ (1920/1921), ein pyramidenartig gestaffeltes, etwa 200 m hohes Bürohaus in unmittelbarer Nähe zum Reichstagsgebäude im Berliner Spreebogen. In diesem Gebäude sollten mehrere Reichsbehörden ihren Sitz haben. Die Vorliebe für Monumentalität und Hochhäuser beherrschten die praktische und theoretische Arbeit des Architekten zeitlebens.

In seinen architekturtheoretischen Abhandlungen äußerte Otto Kohtz Kritik an den Arbeiterwohnbauten, den sog. Mietskasernen. Sein Gegenvorschlag waren „deutsche Hochhäuser“ in Abgrenzung zur amerikanischen Bauweise. Mehrere Hochhausprojekte, u. a. am Bahnhof Friedrichstraße, folgten. Aus soziopsychologischen Erwägungen dürften diese Ansätze nach den Erfahrungen mit den Großsiedlungen der Nachkriegszeit heute zumindest für Wohnbebauung als überholt gelten.

Privathaus von Otto Kohtz in Berlin-Dahlem

Otto Kohtz’ selbst entworfenes Privathaus (1922/23) im Villenvorort Berlin-Dahlem präsentiert sich schnörkellos und von formaler Strenge mit reduziert-klassizistischen Zitaten, wie einem Säulenportikus. In seiner Gestalt ist es ein Solitär. Eigentümer war bis 2011 die Technische Universität Berlin, in deren Architekturmuseum auch zahlreiche seiner Entwurfszeichnungen zu finden sind. Wie viele andere seiner Bauwerke steht die Villa unter Denkmalschutz. Sie wurde in den 2010er Jahren denkmalgerecht saniert.[1]

1925 wurde nach seinen Plänen der Neubau des Scherl-Verlages im Berliner Presseviertel nahe der Kochstraße errichtet.

Ende der 1920er Jahre baute Kohtz für die UFA deren erstes Tonfilmstudio, das wegen seines Grundrisses auch „Tonkreuz“ genannt wird. In den Folgejahren zeichnete er für den Neu- bzw. Umbau weiterer UFA-Ateliergebäude an der Oberlandstraße in Berlin-Tempelhof und Neubabelsberg verantwortlich. 1936/1938 wurde nach seinem Plan das Verwaltungsgebäude des Reichsnährstandes mit Reliefs von Herbert Volwahsen in Dresden errichtet. Hier ist die Staffelung des Gebäudes ähnlich seinem Entwurf für das „Reichshaus“ wieder erkennbar. Wohl vor allem aus Rücksicht vor der historischen Umgebungsbebauung, namentlich der Frauenkirche, unterblieb jedoch eine größere vertikale Betonung. Alle Bauten sind bei funktionalistischer Strenge von Monumentalität und Einflüssen eines „vergröberten“ Klassizismus gekennzeichnet.

In den späten 1930er Jahren entwarf der Künstler die Vision einer Hochschulstadt, die auf dem Gelände des heutigen Teufelsberges in Berlin-Grunewald entstehen sollte. Abermals sah Kohtz monumentale aneinandergereihte Hochhausscheiben vor, deren Vorplatz von langen, massiv wirkenden Gebäudeblöcken flankiert werden sollte. Begonnen wurde stattdessen die Ausführung eines anderen Entwurfs, der bis zum Rohbau gelangte, nach dem Krieg jedoch weitgehend als Baumaterial verwendet und mit Trümmerschutt bedeckt wurde.

Während des Zweiten Weltkriegs war Otto Kohtz maßgeblich an Bauvorhaben für die Heinkel-Werke in Oranienburg beteiligt.

In der frühen Nachkriegszeit setzte er seine Hochhauskonzepte als Wiederaufbauplanung fort und realisierte noch einige Gebäude in Berlin, so ein Synchronstudio in Berlin-Tempelhof (1946–1948), ehe er kurz vor Weihnachten 1956 im Alter von 76 Jahren in seiner langjährigen Wahlheimat starb.

Kohtz war Mitglied im Bund Deutscher Architekten (BDA) und in der Freien Deutschen Akademie des Städtebaus.

Bauten (Auswahl)

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Entwürfe (Auswahl)

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  • Gedanken über Architektur. Baumgärtel, Berlin 1909.
  • Das Reichshaus am Königsplatz in Berlin. Ein Vorschlag zur Verringerung der Wohnungsnot und der Arbeitslosigkeit. Architekturverlag „Der Zirkel“, Berlin 1920.
  • Büro-Turmhäuser in Berlin. Selbstverlag, Berlin-Friedenau 1921.
  • Entwürfe für Bauten der Universum Film A.-G. in Babelsberg 1939 bis 1940. o. J. (ca. 1940) (laut KOBV-Datenbank)

Einzelnachweise

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  1. Sanierung des Otto-Kohtz-Landhauses. (Video) bauport.de; abgerufen am 18. Januar 2020.
  2. Katharina Husse, Peter Lemberg, Haila Ochs, Gabriele Schulz (Bearb.): Denkmale in Berlin, Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg. (= Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland) Michael Imhof, Petersberg 2018, ISBN 978-3-7319-0726-8, S. 299 f.
  3. 10 Blätter beim Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin; abgerufen am 24. Januar 2020
  4. a b Bildtafeln. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 1, April 1911, S. 8–10 (zlb.de).
  5. Bildtafeln. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 1, April 1911, S. 4 (zlb.de).
  6. Bildtafeln. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 6, September 1912, S. 228–236 (zlb.de).
  7. Bildtafeln. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 11, Februar 1911, S. 445–447 (zlb.de).
  8. Eintrag in der Denkmalliste Berlin
  9. Moderne Bauformen, 14. Jahrgang 1915, Heft 8 (August 1915)
  10. Geschichtliches: Die Sprengung der Villa Griebenow in Vetschau. (Memento vom 7. September 2014 im Internet Archive) Vetschaufenster, 19. Dezember 2013.
  11. Eintrag in der Denkmalliste Berlin
  12. Werner Hegemann: Berliner Neubauten und Ludwig Hoffmann. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst. Nr. 5, 1927, S. 192–193 (zlb.de).
  13. W. H.: Otto Kohtz’ Tonfilm-Werkstatt. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau. Nr. 3, 1930, S. 129–134 (zlb.de).
  14. a b Otto Kohtz: Die neuen Tonfilmateliers der UFA. In: Wasmuths Monatshefte für Baukunst und Städtebau. Nr. 11, 1931, S. 505–508 (zlb.de).
  15. Deutsche Bauzeitung, 38. Jahrgang 1904, Nr. 26 (vom 30. März 1904), S. 160. (Notiz zum Wettbewerbsergebnis)
  16. Deutsche Bauzeitung, 40. Jahrgang 1906, Nr. 97 (vom 5. Dezember 1906), S. 666. (Notiz zum Wettbewerbsergebnis)
  17. Chronik. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 8, November 1907, S. 319 (zlb.de – Notiz zum Wettbewerbsergebnis).
  18. Max Schmid (Hrsg.) Hundert Entwürfe aus dem Wettbewerb für das Bismarck-National-Denkmal auf der Elisenhöhe bei Bingerbrück-Bingen. Düsseldorf 1911; ub.uni-duesseldorf.de (PDF; 20 MB).
  19. Bildtafeln. In: Berliner Architekturwelt. Nr. 1, April 1911, S. 5–7 (zlb.de).
  20. Der Städtebau, Heft 11/1907
  21. a b c d e f Ariane Leutloff: Turmhaus, Großhaus, Wolkenschaber. Eine Studie zu Berliner Hochhausentwürfen der 1920er Jahre. Kiel 2011, ISBN 978-3-86935-042-4, passim.
  22. Moderne Bauformen, Heft 8/1924.
  23. 9 Blätter. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin; abgerufen am 24. Januar 2020
  24. Ansicht. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin
  25. 5 Entwurfsblätter zur Hochschulstadt von Otto Kohtz (sowie eines von Albert Speer). Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin; abgerufen am 24. Januar 2020.
  26. 4 Entwurfsblätter zu den Hochhausscheiben. Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin; abgerufen am 24. Januar 2020.