Otto Stahl

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Otto Stahl (* 12. September 1959 in Vöhrenbach; † 25. September 2022 bei Wolfach), mit bürgerlichem Namen eigentlich Jürgen Otto Stahl, war ein deutschlandweit bekannter Eremit. Ursprünglich Anhänger des Franziskanerordens, zog er nach der Auflösung des Lazarus-Ordens, dem er angehörte, nach Wolfach und lebte bis zu seinem Tode 2022 dort eremitisch.[1]

Bruder Otto kam in am 12. September 1959 im ländlichen Teil Vörhenbachs zur Welt. Über sein frühes Leben ist nicht viel bekannt. Als Enkel eines lokal angesehenen Wilderers kam er schon früh mit der Natur in Verbindung und hatte zu diesem nach eigener Aussage auch ein sehr gutes Verhältnis.

Junger Erwachsener und Involvierung in die Punk-Szene

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Nach seiner abgeschlossenen Lehre zum Buchdrucker wird Otto Stahl Mitglied einer Freiburger Hausbesetzergruppe. Er geriet in die Punkszene und wurde sporadischer Dieb und gelegentliches Fotomodel. Nach einiger Zeit versuchte er sich sein Leben aus Frust zu nehmen, überlebt aber und entfernte sich in der Folge von beiden Szenen.

Ende zwanzig begegnete er einem japanischen Zen-Mönch. Begeistert von dessen Lebensart trat er dessen Orden in Tokyo bei und verblieb dort für drei Jahre Mitglied. Aufgrund des strikten Ausländerrechts in Japan musste er den Orden dann jedoch verlassen und kehrte nach Deutschland zurück. Anschließend begann er seinen eremitischen Lebensstil.[2]

Eremitisches Wirken

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Stahl, nun Anfang 30, begab sich in den Lazarus-Orden in Remscheid und absolvierte dort das Postulat, sowie das Noviziat. Nach dessen Auflösung schloss er sich dem "Dritten Orden" an, einer Gemeinschaft, dessen Angehörige nicht in Klöstern und meist eremitisch leben.

Nach einigen Zwischenstationen ließ er sich in Wolfach an der bekannten Jakobuskapelle nieder und lebte bis zu seinem Tode dort unter spartanischen Umständen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich mit Seelsorge, Sterbehilfe und Altenpflege.[2]

Er war ebenso als Autor tätig, sein Buch "Fern der Welt und doch mittendrin – Mein Leben als Eremit" erschien im Oktober 2022. Bruder Stahl selbst erlebte die Veröffentlichung allerdings nicht mehr, er starb am 25. September nach langem Lungenkrebsleiden.[3]

Mediale Aufmerksamkeit

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Im Zuge der Corona-Pandemie erlangte Bruder Stahl mediale Aufmerksamkeit. Sowohl der SWR als auch der Bayerische Rundfunk berichteten über ihn in Form von Videobeiträgen[4][5], zusätzlich zu einer langen Reihe an Artikeln, die alle um das Jahr 2020 erschienen.[6][7]

Betont wurden dabei sein einfaches und spirituelles Leben, seine Beziehung zur Natur und seine betreuende Tätigkeit für die Jakobuskapelle.

Einzelnachweise

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  1. Tobias Jochheim: Einzigartiger Lebensweg: Der katholische Eremit, der zuvor Punk, Model und Zen-Mönch war. 25. Dezember 2022, abgerufen am 16. Oktober 2024.
  2. a b Otto Stahl, Daniel Oliver Bachmann: Fern der Welt und doch mittendrin – Mein Leben als Eremit. 1. Auflage. Integral Verlag, München 2022, ISBN 978-3-7787-9313-8.
  3. Otto Stahl. In: Schwarzwälder Bote - Traueranzeigen und Gedenkseiten. 1. Oktober 2022, abgerufen am 16. Oktober 2024.
  4. SWR Doku: Bruder Otto - erst Punk, dann Einsiedler | SWR Doku. 31. Januar 2022, abgerufen am 16. Oktober 2024.
  5. Bayerischer Rundfunk: Alternative Lebensart mit Gott: Das Leben als Eremit | Stationen | BR. 4. April 2019, abgerufen am 16. Oktober 2024.
  6. Bruder Otto lebte alleine neben einer einsamen Kapelle im Schwarzwald – warum er sich für dieses ungewöhnliche Leben entschied. In: Suedkurrier. 8. August 2021, abgerufen am 16. Oktober 2024.
  7. Mein Herz ist weit offen, für jeden: Eremit Bruder Otto im Porträt. Abgerufen am 16. Oktober 2024.