Otto Stockmayer

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Otto Stockmayer (* 21. Oktober 1838 in Aalen, Württemberg[1]; † 12. April 1917 in Hauptwil, Thurgau, Schweiz)[1][2] war ein deutscher evangelischer Pfarrer und Evangelist in der Schweiz, der zu den führenden Personen der Heiligungsbewegung gehörte.

Herkunft, Studium und frühes Leben

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stockmayer wurde als Sohn des schwäbischen Oberamtmannes Gustav Stockmayer geboren, der ihn sehr streng erzog und von ihm unbedingten Gehorsam verlangte. Schon früh verlor er seine Mutter. Mit jungen Jahren begann er ein Theologiestudium im Seminar Schönthal und in Tübingen. Hier lernte er Professor Johann Tobias Beck kennen. Aber er verlor trotzdem seine positive Glaubenssicht durch Bibelkritik und freimaurerische Ansätze. Er litt sehr unter Heimweh und Schwermut. In diese Phase, als er u. a. Hauslehrer in der Schweiz tätig war, fällt auch seine persönliche Bekehrung.[1]

Prediger, Theologe und Evangelist

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Stockmayer arbeitete ab 1862 als Hilfsprediger, Prediger und Evangelist der Chapelle de l'Oratoire, der Église Évangélique Libre in Genf, in Tavannes und als Pfarrer in L’Auberson in der Gemeinde Sainte-Croix im Waadtländer Jura[1]. Alle Kirchen standen unter der Führung von Alexandre Vinets, der diese Kirchen zum überwiegenden Teil auch gegründet hatte.[1]

Im Jahr 1867 ging er nach Männedorf im Kanton Zürich, wo er von Dorothea Trudel und Samuel Zeller durch Handauflegung zum Dienst für Gott eingesegnet wurde; zuvor hatte er hier bereits Heilung erfahren.[1] Er blieb insgesamt etwa zwei Jahre dort, um diese Art zu beten kennen- und anwendenzulernen. Sein konsequenter Charakter bewog ihn dazu, nach echter Heiligung zu streben.

Die Erweckungen um den amerikanischen Evangelisten D.L. Moody beeindruckten ihn und zogen ihn an, und er wurde vom Aufbruch der Heiligungsbewegung und den Konferenzen 1874 in Oxford bzw. 1875 in Brighton erfasst. Neben Theodor Jellinghaus wurde er im deutschsprachigen Raum zum führenden Theologen und Evangelisten dieser Heiligungsbewegung.

1875 nahm er seinen Wohnsitz im neuenburgischen Peseux. Eine Berufung zum zweiten Prediger der Freien evangelischen Gemeinde in Elberfeld-Barmen, neben Heinrich Neviandt, lehnte er 1875 endgültig ab.[3]

Im Schloss Hauptwil in der Ostschweiz eröffnete er ein Seelsorgeheim, das er seit 1878 leitete. Es wurde zum vielbesuchten Erholungsheim in Hauptwil im Kanton Thurgau.[1]

Er war Mitgründer des Evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverbandes im Jahr 1888.[1]

In seiner Berner Zeit war Franz Eugen Schlachter einer seiner wichtigsten Mitarbeiter. Sein großes Anliegen war die Heiligung und Zubereitung der „Brautgemeinde“, die sich für die Wiederkunft Christi vorbereitete. Auch er selbst bekannte konsequent, notfalls auch öffentlich, bei sich selbst erkannte Sünde. Er selbst erlebte schwere Stunden, besonders als sein Sohn sich in geistiger Umnachtung das Leben nahm. Er vertrat konsequent die Lehre der Krankenheilung, akzeptierte aber auch Krankheit als Erziehungsmittel Gottes. Zeitweise vertrat er eine Auswahlentrückung der „Brautgemeinde“, gab diese Lehre aber 1909 wieder auf.[1]

Stockmayer war einer der Führer der Gemeinschaftsbewegung, die sich 1909 durch die Berliner Erklärung von der Pfingstbewegung abgrenzte und diese scharf verurteilte. Er schrieb einige Andachtsbücher, Bibelauslegungen und thematische Schriften, die von seinen Freunden Michael und Elizabeth Baxter ins Englische übersetzt wurden.[1]

Er war auch Redner im englischen Keswick und in den USA an Konferenzen der Christian and Missionary Alliance 1882 bis 1904. Seine Ansprachen wirkten manchmal anstößig und lösten auch Kontroversen unter den Zuhörern aus.[4]

Im Jahr 1917 starb er im Alter von 79 Jahren.[1][3][5][6]

1871 heiratete er Henriette Marie Glardon.

Titelblatt von Stockmayers „Evangelium Johannes“, posthum 1927
  • Die Überwindung des Satans, 1890
  • Gnade und Sünde, 1897
  • Die Gabe des Heiligen Geistes, 1898
  • Geistesleitung, 1900
  • Stille Tage in Teichwolframsdorf, 1903
  • Der Leib Christi und sein göttlicher Baumeister, 1908
  • Abraham der Vater der Gläubigen, 1921
  • Die Gnade ist erschienen. Andachten, bearbeitet von Alfred Roth, 1923
  • Das Evangelium Johannes. Aus Hausandachten. Gotha 1927. Digitalisat
  • Krankheit und Evangelium
  • Aus Glauben in Glauben
  • Bibelstunden über den Römerbrief
  • Richard Schmitz: Otto Stockmayer. Wahrheit und Irrtum in seinem Leben, Witten (ohne Jahr)[3]
  • Alfred Roth: Otto Stockmayer, ein Zeuge und Nachfolger Jesu Christi, 1938²
  • Hans von Sauberzweig: Er der Meister, wir die Brüder: Geschichte der Gnadauer Gemeinschaftsbewegung 1888-1958, 1959
  • Paulus Scharpff: Geschichte der Evangelisation: Dreihundert Jahre Evangelisation in Deutschland, Grossbritannien und USA, 1964
  • Dieter Lange: Eine Bewegung bricht sich Bahn: Die deutschen Gemeinschaften in ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert und ihre Stellung zu Kirch, Theologie und Pfingstbewegung, 1979
  • Burkard KrugStockmayer, Otto. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 10, Bautz, Herzberg 1995, ISBN 3-88309-062-X, Sp. 1503.
  • Elisabeth Oehler-Heimerdinger: Otto Stockmayer: Ein Gott geopfertes Leben, Exodus, 2002, ISBN 978-3-98073-703-6

von E

  • J. Stockmayer: Morgenglanz der Ewigkeit, 2002.
  • Johannes Stockmayer: Sehnsucht nach Erweckung Otto Stockmayer – sein Leben, seine Lehre und seine Zeit, GloryWorld-Medien, Xanten 2017, ISBN 978-3-95578-321-1

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d e f g h i j k August Jung: om Kampf der Väter, Schwärmerische Bewegungen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dokumente aus Freien evangelischen Gemeinden und kirchlichen wie freikirchlichen Gemeinschaften. In: Wolfgang Dietrich (Hrsg.): Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden. Band 5, Nr. 1. Bundes-Verlag, Witten 1995, ISBN 3-926417-27-7, S. 282 f. [Biogramm im Register].
  2. Werner Raupp: Otto Stockmayer. In: Historisches Lexikon der Schweiz. 1. November 2011, abgerufen am 22. Oktober 2020.
  3. a b c August Jung: Vom Kampf der Väter, Schwärmerische Bewegungen im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dokumente aus Freien evangelischen Gemeinden und kirchlichen wie freikirchlichen Gemeinschaften. In: Wolfgang Dietrich (Hrsg.): : Geschichte und Theologie der Freien evangelischen Gemeinden. Band 5, Nr. 1. Bundes-Verlag, Witten 1995, ISBN 3-926417-27-7, S. 17 ff.
  4. Otto Stockmayer: The Soul is the Life of the Body, Website healingandrevival.com, 2004 (englisch)
  5. https://www.healingandrevival.com/BioOStockmayer.htm Otto Stockmayer: The Soul is the Life of the Body, Website healingandrevival.com, 2004 (englisch)
  6. Werner Raupp: Otto Stockmayer. In: Historisches Lexikon der Schweiz, abgerufen am 27. Oktober 2020.