Ourang Medan

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Unter dem Namen Ourang Medan kursiert seit den 1940er Jahren die Geschichte von einem angeblichen Dampfschiff dieses Namens, dessen Besatzung auf offener See starb und das anschließend in Brand geriet und sank. Ein passendes Schiffswrack ist jedoch unbekannt und der Name Ourang Medan in Schiffsregistern nicht auffindbar. Zum vermeintlichen Zwischenfall existieren mehrere Theorien, aber nur dürftige Quellen.[1]

So wird vermutet, dass die Ourang Medan, falls sie denn existierte, als Schmuggelschiff Schwefelsäure, Zyankali und Nitroglycerin geladen haben könnte, was durch Undichtigkeiten sowie eingedrungenes Salzwasser zu einer Blausäurevergiftung geführt haben könnte. Auch der Transport eines chemischen Kampfstoffes der japanischen Einheit 731 für eine der Weltmächte im beginnenden Kalten Krieg, getarnt in einem alten Dampfer, wurde als mögliche Erklärung ins Spiel gebracht.[1]

Berichte über das angebliche Unglück sind seit 1940 in der Presse nachweisbar. Ein Bericht erschien 1948 in einer dreiteiligen Serie der niederländisch-ostindischen Tageszeitung De locomotief aus Semarang (Teil eins der Serie als Faksimile unter #Literatur). Diese dürfte Hauptquelle des deutschen Abenteuerautors Otto Mielke gewesen sein,[1] dessen Geschichte Dampfer Ourang Medan – Das Totenschiff in der Südsee 1954 in den Anker-Heften veröffentlicht wurde.[Anm. 1]

Bereits zwei Jahre zuvor, im Mai 1952, hatte die US-amerikanische Fachzeitschrift Proceedings of the Merchant Marine Council über das Unglück berichtet, datierte es jedoch bezeichnenderweise in den Februar 1948, den Monat des ersten Zeitungsartikels, der seinerseits den Juni 1947 nannte, was später auch Mielke so wiedergab und damit der US-Zeitschrift widersprach.[1] Außerdem verortete sie das Unglück ganz abweichend von De locomotief in der nur maximal 200 Meter tiefen Straße von Malakka, statt „400 Seemeilen südöstlich der Marshallinseln“.[2]

Neben diesen Unklarheiten blieb vor allem der Name Ourang Medan trotz historischer Nachforschungen in Schiffsregistern bisher unauffindbar. Gleiches gilt für das Wrack, nach dem allerdings womöglich noch nicht gesucht wurde. Schließlich fehlen in den Akten des US-amerikanischen Schiffes Silver Star, das den Havaristen angeblich in einer Rettungsfahrt noch hatte aufsuchen können, bevor es in Brand geriet und sank, jegliche Notizen zu dem spektakulären Vorfall. Demnach ist nicht auszuschließen, dass es sich um eine Legende auf Basis von Seemannsgarn handelt.[1]

  • Een Mysterie van de Zee. In: De locomotief: Samarangsch handels- en advertentie-blad. 3. Februar 1948; Tageszeitung der niederländisch-ostindischen Hafenstadt Semarang; offenbar erster nachgewiesener Artikel über das Schiffsunglück (delpher.nl [zoomen und navigieren]; imageviewer.kb.nl [Direktlink zum Digitalbild des Artikels]) (niederländisch: Ein Geheimnis der See.)
  • We sail together. In: United States Coast Guard (Hrsg.): Proceedings of the Merchant Marine Council. Band 9, Mai 1952, S. 107–110 (englisch, Digitalisat bei der US Coast Guard [PDF; 3,7 MB; abgerufen am 7. August 2016]).
  • Otto Mielke: Das Totenschiff in der Südsee. Dampfer „Ourang Medan“ (= Anker-Hefte. Seefahrt in aller Welt. Nr. 1). Moewig, München 1954, DNB 364399082.
  1. Nach Auskunft des Pabel-Verlags, Nachfolger des die Anker-Hefte herausgebenden Arthur Moewig-Verlags, befanden sich dort im März 2009 keine redaktionelle Notizen; ein Nachlass Otto Mielkes, der 1958 verstarb, sei unbekannt; Titelbild und Illustrationen erstellte der Marinemaler Walter Zeeden.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e Florian Welle: Das Geisterschiff. In: Süddeutsche Zeitung. 9. November 2019, abgerufen am 10. März 2020.
  2. Deutsch für „400 zeemijlen zuidoostelijk van den Marshall-Eilanden“, siehe den Scan bei Een Mysterie van de Zee unter #Literatur.