Pückler

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Stammwappen derer von Pückler

Pückler ist der Name eines alten schlesischen Adelsgeschlechts.

Nach 1690 teilte es sich in zwei Linien auf, als zwei Brüder mit einem Reichsgrafendiplom ausgezeichnet wurden. Die ältere, fränkische Linie konnte 1737 durch Heirat einen Anteil an der reichsunmittelbaren Grafschaft Limpurg erwerben und wurde 1740 in das fränkische Reichsgrafenkollegium aufgenommen, wodurch sie zur Reichsstandschaft und damit in den regierenden Hochadel aufstieg.[1]

Die jüngere, schlesische Linie konnte nach 1784 durch Heirat die Standesherrschaft Muskau erwerben. Dabei handelte es sich aber um eine sogenannte „Freie Standesherrschaft“, die keine Reichsstandschaft mit sich brachte.

Eine belegbare Abstammung gibt es seit dem frühen 13. Jahrhundert. In Schwennickes Europäischen Stammtafeln, Band IV, findet sich der im Jahr 1306 erwähnte Nicolaus Pincerna[2] bereits in Generation V. Die sichere Stammreihe beginnt mit Henricus Pokeler (alias Pincerna = Mundschenk resp. umgangssprachlich „Schenk“), der am 22. Mai 1365 urkundlich Blumenthal im Fürstentum Neiße kauft.[3] 1468 wird Nicolaus I. Pöckeler in böhmischen Urkunden erwähnt; er erwirbt 1488 Groditz im Herzogtum Oppeln und gilt als Stammvater des Hauses Pückler, das 1655 reichsfreiherrlich, 1690 gräflich wurde und sich danach in eine ältere, fränkische und eine jüngere, schlesische Linie teilte.

Im Jahre 1533 kam das benachbarte Schedlau in den Besitz des Niklas Pückler von Groditz, 1570 wurde dort ein Schloss errichtet, das in der Folgezeit mehrfach umgebaut wurde. Der Besitz verblieb bis 1945 in der Familie. Die Stadt Falkenberg kam ab 1572 zunächst in den Pfandbesitz des Kaspar von Pückler, der sie 1581 als Eigentum erwarb, wodurch die eigenständige Grundherrschaft Falkenberg entstand. Er brachte die Reformation in die Stadt und ließ das Schloss im Stil der Renaissance umbauen. Falkenberg blieb bis Mitte des 17. Jahrhunderts im Familienbesitz.

Ältere Fränkische Linie ab 1690 Grafen, 1740 Reichsgrafen

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1676 heiratete Karl Franz Pückler, Freiherr von Groditz Anna Cordula Freiin von Kresser, die Erbin von Burgfarrnbach bei Fürth. 1737 heiratete dessen Sohn Christian Wilhelm Karl Gräfin Caroline Christiane von Löwenstein-Wertheim, als Enkelin des letzten Schenken von Limpurg mitregierende Gräfin von Limpurg-Sontheim. Dadurch erlangte er den Anspruch auf einen Anteil an der reichsunmittelbaren Grafschaft Limpurg sowie – solange der Erbgang noch nicht stattgefunden hatte – als Personalist Sitz und Stimme im Fränkischen Reichsgrafenkollegium („introduciret zu Kitzingen 7 Apr. 1740“[4]). Damit waren er und seine legitimen Nachkommen Reichsgrafen.

1787 bekam Christian Wilhelm Karls Sohn Friedrich Philipp Karl nach dem Waldeck-Limpurger Erbstreit mit dem Amt Sontheim-Gaildorf einen weiteren Teil der Grafschaft Limpurg zugeteilt, und zwar halb Gaildorf, Engelhofen, Seifertshofen und weiteren Besitz um Ruppertshofen und Frickenhofen. 1806 wurde die Grafschaft mediatisiert und kam unter bayerische und württembergische Hoheit. Die Grafen von Pückler-Limpurg hatten bis zur Revolution 1918 wie alle vormals souveränen Häuser als sogenannte Standesherren Sonderrechte und gehörten zum Hochadel. 1871 erwarb Graf Curt von Pückler-Limpurg von der württembergischen Krone das Schloss Obersontheim, das bis 1901 im Familienbesitz blieb.

1950 unterzeichneten Gottfried Wilhelm Maximilian und Adele Louise Mathilde von Pückler und Limpurg die Gründungsurkunde der Graf von Pückler und Limpurg’schen Wohltätigkeitsstiftung. 1957 starb Graf Gottfried, 1963 erlosch mit dem Tod von Graf Siegfried der Gaildorfer Zweig des Grafenhauses Pückler-Limpurg im Mannesstamm.

Jüngere Schlesische Linie, ab 1690 Grafen

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Die von 1798 bis 1845 im Familienbesitz befindliche Herrschaft Muskau war nicht reichsständisch, sie gehörte zu den „Freien Standesherrschaften“. Graf Hermann von Pückler-Muskau aus dieser schlesischen Linie wurde 1822 in den preußischen Fürstenstand erhoben (Primogenitur), wobei ausdrücklich vermerkt wurde, dass die Freie Standesherrschaft Muskau im Gegensatz zu den Freien Standesherrschaften Oels, Trachenberg, Carolath und Pless nicht zum Fürstentum erhöht wird. Der Fürstenstand erlosch 1871 mit seinem Tod, jedoch erbte sein Cousin Graf Heinrich von Pückler auf Schönfeld Schloss und Park Branitz, die bis 1945 im Familienbesitz blieben. Nach 1990 wurden kleinere Teile des Branitzer Besitzes zurückgekauft.

Als das Geschlecht der Grafen von Burghauß 1885 erlosch, trat Graf Karl von Pückler in das Guts- bzw. Majoratserbe zu Friedland in Oberschlesien ein. Mit Diplom vom 15. Juli 1887 wurde ihm die Namens- und Wappenvereinigung mit denen der Grafen von Burghauß genehmigt, geknüpft an den Besitz des Fideikommisses Friedland.[1]

1885 kam es zur Namens- und Wappenvereinigung mit den Grafen von Blankensee für Graf Friedrich von Pückler (1852–1910). 1901 erfolgte eine Namensänderung für denselben in Graf von Pückler und Blankensee, erblich gebunden an den Besitz des vormals Blankensee’schen Fideikommisses Wugarten (heute Ogardy).[5]

1909 kam Schloss Domanze an die Pückler.

Das Stammwappen zeigt in Gold den Kopf und Hals eines schwarzen Adlers; auf dem Helm mit schwarz-goldenen Decken ein wachsender schwarzer Adler mit offenem Flug. Nach Johann Siebmacher zeigt das Schildbild alten Siegeln zufolge einen Greifenkopf, keinen Adlerkopf.[6]

Das „gebesserte“ Grafenwappen von 1690 ist geviert und belegt mit einem goldenen Herzschild, darin ein gekrönter schwarzer Adler; 1 und 4 enthalten in Gold einen schwarzen Adlerflügel, 2 und 3 den Kopf und Hals eines einwärts gekehrten gekrönten schwarzen Adlers. Auf dem Schild 3 Helme mit schwarz-goldenen Decken, auf dem rechten und linken je 3 (schwarz-gold-schwarz) Straußenfedern, auf dem mittleren ein gekrönter schwarzer Adler.

Bekannte Namensträger (chronologisch)

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Fürst Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871)
Commons: Pückler – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Groß Zauche und Camminetz, Klaus von Andrian-Werburg: Genealogisches Handbuch des Adels. Adelslexikon, Band XI, Band 122 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2000, S. 68–70, ISBN 3-7980-0822-1.
  2. Codex. diplom. Siles. 14, S. 75. Reprint: Nabu Press, 2012, ISBN 978-1-279-89209-1.
  3. Neißer Lagerbuch, fol. 8 b, im StArchiv Breslau, Rep. 31 F, Neiße III, 21 A
  4. Christian Wilhelmus Carol. In: Gottlieb Schumann: Europäisches Genealogisches Handbuch, In welchem die neuesten Nachrichten von allen Häusern jetzt regierender Europäischer Kayser und Könige, und aller geist-und weltlichen Chur-und Fürsten, wie auch Grafen des heiligen Römischen Reichs, ingleichen … Johann Friedrich Gleditsch, Leipzig 1754. books.google.de
  5. Gottfried Graf Finck von Finckenstein: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon. Band XVII (Nachträge), Band 144 der Gesamtreihe GHdA, C. A. Starke, Limburg an der Lahn 2008, S. 96–97, ISBN 978-3-7980-0837-3.
  6. „[…] Die Köpfe im W. der Grafen v. Oppersdorf und v. Pückler sind, alten Siegeln zufolge, auch Greifen- (nicht Adlers-) Köpfe, ebenso der im Wappen der Stadt Stettin.“ – Johann Siebmacher: Greif (Tafel XXII. Fig. 15—21)
  7. Direktorium Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (Hrsg.): Jahrbuch der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft. 1896, Band 11, Verlag Gebr. Unger, Berlin 1896, S. 96.
  8. Pückler, Carl Graf von. In: Deutsche Biographie (Index-Eintrag).
  9. Christoph Jahr: Antisemitismus vor Gericht. Debatten über die juristische Ahndung judenfeindlicher Agitation in Deutschland (1879–1960). 1. Auflage. Campus, Frankfurt am Main / New York 2011, ISBN 978-3-593-39058-1, S. 186–211. google.de/books (Wissenschaftliche Reihe des Fritz-Bauer-Instituts, Teil von Anne-Frank-Shoah-Bibliothek, Band 16, Nummer 4; zugleich Habilitationsschrift, Humboldt-Universität Berlin, 2006).
  10. Walter von Leers: Die Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H. 1705–1913. In: Zöglingsverzeichnis I von IV, Band I, Nummer: Zögling Heinrich Graf von Pückler-No.: 1461, Hrsg. Verein der ehemaligen Zöglinge der Ritterakademie zu Brandenburg a. H., Selbstverlag, Druck. P. Riemann, Belzig / Ludwigslust 1913, S. 334.