PROM-1

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PROM-1


PROM-1 mit UPROM-1 Zünder in gesichertem Zustand („Kragen“ am Zünderhals)

Allgemeine Angaben
Bezeichnung: PROM-1
Typ: Antipersonenmine
Herkunftsland: Jugoslawien
Hersteller: Jugoimport SDPR
Entwicklung: 1959–1962
Technische Daten
Gefechtsgewicht: 3 Kilogramm
Ladung: 425 Gramm TNT/RDX
Durchmesser: 75 Millimeter
Höhe: 260 Millimeter ohne Zünder, 271 Millimeter mit Zünder
Zünder: Zug-Druck-Zünder, ausgelöst durch Stolperdraht oder Auftreten
Listen zum Thema
Zünder der PROM-1 im Gelände, ohne Stolperdraht

Die PROM-1 (Protupješačka Rasprskavajuća Odskočna Mina-1; zu deutsch etwa: Antipersonen-Splitterspringmine-1) ist eine Springmine, die in Ex-Jugoslawien produziert und während der Jugoslawienkriege eingesetzt wurde.

Die Mine hat einen grünen, zylindrischen Stahlkörper mit glatter Außenhaut und ähnelt in Form und Größe einer Bierflasche. Oben mittig ragt der eingeschraubte Zug-Druck-Zünder heraus, dessen vier abstehende Stahlstifte die Druckfläche bilden. Als Zünder dient standardmäßig der UPROM-1, in geringen Fällen auch der UPMR-3 der PMR-3.

Nach dem Verlegen des Minenkörpers wird der Sicherungskragen entfernt, wodurch der Auslöser auf der Oberseite zur Bewegung freigegeben wird.

Der Zünder löst aus, sobald der mit Stahlstiften versehene Auslöser an der Spitze durch Zug am Stolperdraht von ca. 3 kg in eine beliebige Richtung abgekippt oder durch Druck von ca. 9 kg von oben eingedrückt wird. Dadurch wird eine Spannhülse mit Aussparungen nach unten gedrückt, die die Schlagbolzenfeder spannt. Nachdem die Hülse weit genug bewegt wurde fallen die Sicherungskugeln im Zünder in vorbereitete Öffnungen und geben so den Schlagbolzen frei, der auf ein Anzündhütchen schlägt und so eine Treibladung zündet, die den Oberteil der Mine von der Bodenplatte abreißt und in die Luft schleudert. Beide Teile bleiben durch ein ca. 50 cm langes Kabel verbunden, das sich straff zieht, sobald die Mine hoch genug geflogen ist (70 bis 80 cm). Das Kabel zieht eine stichempfindliche Sprengkapsel in eine feste Zündnadel hinein, wodurch die Hauptsprengladung zur Detonation gebracht wird.

Der mit internen Sollbruchstellen versehene Minenkörper zerfällt bei der Explosion der Hauptladung in eine große Anzahl Splitter, die in einem Umkreis von 360° und bis auf eine Entfernung von etwa 100 Metern. Personen in einem Umkreis von 22 Metern um den Detonationspunkt werden mit hoher Wahrscheinlichkeit getötet, bis zu einer Entfernung von 50 Meter ist insbesondere bei ungeschützten Zielen mit schweren Verletzungen zu rechnen.

Räumung und Vorfälle

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Die PROM-1 gilt als die gefährlichste Mine im ehemaligen Jugoslawien und ist für rund 80 % aller tödlichen Minenunfälle seit Kriegsende verantwortlich. Nahezu jährlich kommt es im Bereich ehemaliger Konfrontationslinien und Stellungen zu tödlichen Zwischenfällen. Am 10. April 2000 wurden auf dem Berg Debelo Brdo, am südlichen Stadtrand von Sarajevo, drei spielende Kinder durch die Explosion einer PROM-1 getötet. Es handelte sich dabei um den bis dahin opferreichsten einzelnen Minenunfall seit Ende des Krieges.

Die Mine stellt selbst Jahre bis Jahrzehnte nach Kriegsende noch eine erhebliche Gefahr für die Zivilbevölkerung und Kampfmittelräumtrupps im ehemaligen Jugoslawien dar. Durch Witterungseinflüsse kann der ohnehin sensible Zünder noch gefährlicher werden, zudem sind die Auslösedrähte inzwischen in die Vegetation eingewachsen und kaum lokalisierbar. Oftmals wurden mehrere PROM-1 miteinander durch Auslösedrähte verbunden um eine höchstmögliche Sperrwirkung zu erzielen. Im Jahr 2008 starben alleine in Bosnien sechs Minenräumer bei Entschärfungsversuchen, drei weitere wurden lebensgefährlich verletzt.

Aufgrund ihrer Gefährlichkeit und wegen der Möglichkeit improvisierter Aufhebesicherungen werden diese Minen nach Entdeckung aus Sicherheitsgründen vornehmlich berührungsfrei in situ gesprengt. Sollte dies nicht möglich sein, wird bei händischer Entschärfung der Zünderhals durch einen Sicherungskragen fixiert und von der Mine abgeschraubt. Vorhandene Auslösedrähte können nach Sicherung des Zünders gekappt werden. Die Sprengkapsel der Hauptladung ist intern verbaut und nur durch Zerlegen des Minenkörpers zugänglich.

Da der Großteil der Mine aus Stahl gefertigt ist, ist sie leicht durch Metallsuchgeräte zu detektieren. Aufgrund der Gefahr durch Auslösedrähte ist der Einsatz von Minensuchhunden zu gefährlich; so wurden am 23. April 1998 bei Ljubinje (Bosnien) ein Suchhund und der Hundeführer durch die Explosion einer durch den Hund ausgelösten PROM-1 getötet, zwei weitere Minenräumer erlitten schwere Verletzungen. Das mit Metallsuchgeräten abzusuchende Gelände wird deshalb vorher mit Stolperdrahtfühlern überprüft. Dennoch müssen Minenräumer auch hier beachten, dass kleinere (und u. U. metallfreie) Antipersonenminen entlang der Stolperdrähte verlegt sein können, um Räumarbeiten weiter zu erschweren.

Im Film No Man’s Land wird die Funktion der PROM-1 von einem serbischen Soldaten erklärt.

Bei Im Fadenkreuz – Allein gegen alle wird ein Minenfeld von PROM-1 ausgelöst.

Commons: PROM-1 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien