Palaststil
Als Palaststil bezeichnet man einen kretominoischen Keramikstil aus der Zeit um 1450 v. Chr. bis 1350 v. Chr. Dieser Zeitraum entspricht der Spätminoischen Zeit (SM) II – III A1. Der Name Palaststil ist eine Übersetzung der englischen Bezeichnung Palace Style für diesen Keramikstil. Diese Bezeichnung wurde von Sir Arthur John Evans gewählt, da es sich meist um große Vorratsgefäße in besonderer Qualität handelt, die hauptsächlich im Umfeld des Palastes von Knossos gefunden wurden.[1]
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während in der vorangegangenen Zeit SM I naturalistische Abbildungen auf die Keramik gemalt wurden, wurden die Darstellungen zu SM II immer abstrakter. Der Stil zeichnet sich durch geometrische Strenge und dem Hang zu Symmetrien aus. Im Gegensatz zu den anderen minoischen Keramikstilen war der Palaststil fast ausschließlich auf Knossos beschränkt. Vereinzelte Stücke fand man auf Psira und in Kommos. In Malia, Phaistos und Kato Zakros wurde nichts dergleichen gefunden.
Die abgebildeten Motive entsprechen der vorherigen Zeit. Jedoch erfreut sich die Papyruspflanze nun ganz besonderer Beliebtheit – auch in Verbindung mit einem Wellenmuster. Des Weiteren findet man oft Kraken. Weitere Bildelemente sind der sogenannte Triglyphen-Rosettenfries, 8-förmige Schilde und Helme.[2] Bei den Gefäßen erscheinen neue Formen: der Ephyräische Becher, der Krater, der Alabastron in gedrungener Form und Schalen mit horizontalen Griffen.
Interpretation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Palaststil wird als Zeichen für die Anwesenheit von mykenischen Eroberern in Knossos gewertet. So erscheinen mykenische Formen wie der Ephyräische Becher. Parallel dazu finden sich jetzt in Knossos auch Schachtgräber und die Grabbeigaben entsprechen dem mykenischen Brauch.[3]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Wolf-Dietrich Niemeier: Die Palaststilkeramik von Knossos. Stil, Chronologie und historischer Kontext (= Archäologische Forschungen. Band 13). Mann, Berlin 1985, ISBN 3-7861-1184-7 (zugleich Dissertation, Universität Mannheim 1975/76).
- Jannis A. Sakellarakis: Heraklion. Das archäologische Museum. Ein Bildführer. Ekdotike Athenon S.A., Athen 1990, ISBN 960-213-038-5, S. 11.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Arthur Evans: The Palace of Minos. A comparative Account of the successive Stages of the early Cretan Civilization as illustrated by the Discoveries at Knossos. Band 4, Teil 1: Emergence of Outer Western Enceinte, with new Illustrations, Artistic and Religious, of the Middle Minoan Phase. MacMillan, London 1935, S. 298.
- ↑ Stefan Hiller: Der SM II-Palaststil. Ausdruck politischer Ideologie? In: Robert Laffineur, Wolf-Dietrich Niemeier (Hrsg.): Politeia. Society and state in the Aegan Bronze Age. Proceedings of the 5th International Aegean Conference/ 5e Rencontre Égéenne Internationale, University of Heidelberg, Archäologisches Institut, 10–13 April 1994 (= Aegaeum. Bd. 12, ZDB-ID 284257-9). Band 2. Université de Liège, Histoire de l'Art et Archéologie de la Grèce Antique u. a., Liège 1995, S. 561–576 ( des vom 16. Juni 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (PDF; 7 MB).
- ↑ Ronald F. Willetts: The civilization of ancient Crete. University of California Press, Berkeley CA 1977, ISBN 0-520-03406-6, S. 135.