Palladius-Transkription
Die Palladius-Transkription ist ein Transkriptionssystem in kyrillischer Schrift für die chinesische Sprache.
Es wurde von dem Archimandriten und Sinologen Palladius (Pjotr Iwanowitsch Kafarow) gestützt auf Vorarbeiten von N. J. Bitschurin (Hyazinth) und Wassili Pawlowitsch Wassiljew geschaffen und mit seinem Китайско-русский словарь (Chinesisch-russisches Wörterbuch, vollendet von Pawel Popow) popularisiert, das 1888 erschien. Die Palladius-Transkription ist bis heute die gängige russische Umschrift des Chinesischen.
Ireneus László Legeza bezeichnet das System nach Wassili Pawlowitsch Wassiljew als „Vasil’ev-System“ (1969:10).
Laut-Buchstaben-Zuordnung, kyrillisch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verglichen mit Hanyu Pinyin gibt es folgende Laut-Buchstaben-Zuordnungen:
Anlaute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bilabial | Labiodental | Alveolar | Retroflex | Alveolopalatal | Velar | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Stimmlos | Stimmhaft | Stimmlos | Stimmlos | Stimmhaft | Stimmlos | Stimmhaft | Stimmlos | Stimmlos | ||
Nasal | м [m] ㄇ m | н [n] ㄋ n | ||||||||
Plosiv | Nicht aspiriert | б [p] ㄅ b | д [t] ㄉ d | г [k] ㄍ g | ||||||
Aspiriert | п [pʰ] ㄆ p | т [tʰ] ㄊ t | к [kʰ] ㄎ k | |||||||
Affrikat | Nicht aspiriert | цз [ts] ㄗ z | чж [ʈʂ] ㄓ zh | цз [tɕ] ㄐ j | ||||||
Aspiriert | ц [tsʰ] ㄘ c | ч [ʈʂʰ] ㄔ ch | ц [tɕʰ] ㄑ q | |||||||
Frikativ | ф [f] ㄈ f | с [s] ㄙ s | ш [ʂ] ㄕ sh | ж [ʐ] ㄖ r | с [ɕ] ㄒ x | х [x] ㄏ h | ||||
Lateral | л [l] l ㄌ l |
- b, p, m, f, d, t, n, l, g, k, h → б, п, м, ф, д, т, н, л, г, к, х
- j, q, x → цз, ц, с
- z, c, s → цз, ц, с
- zh, ch, sh, r → чж, ч, ш, ж
цз, ц, с sind doppelt belegt; aber es besteht keine Verwechslungsgefahr, da auf j, q, x nur die Vokalbuchstaben я, е, и, ю und auf z, c, s nur die Vokalbuchstaben а, э, ы, о, у folgen können.
Auslaute
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hauptvokal a, e, o → а, э, о
- -ia/ya, -ie/ye, yo → я, е, ё
- Vokal ü/yu → ю (z. B. nüe → нюэ, yuan → юань)
- als Endlaut und einzeln: -ü/yu → юй (z. B. nü → нюй, yu → юй)
- im Pinyin werden nach j, q, x die Punkte auf dem ü weggelassen. Auch in diesen Fällen steht ю(й).
- Hauptvokal u/wu → у (z. B. zhu → чжу, wu → у)
- -ong → ун
- -iong/yong → юн
- Gleitlaut w/u:
- am Silbenanfang: w → в (z. B. wang → ван, wo → во)
- nach Konsonant: -u → у (z. B. huan → хуань)
- -uo → о (z. B. huo → хо)
- Endlaut -u/-o: -ao/ao, -iao/yao, -ou/ou, -iu/you → ао, яо, оу, ю
- Hauptvokal i/yi → и (z. B. ying → ин)
- Gleitlaut -i/y (s. o.): -ia/ya, -ie/ye, yo, -iu/you → я, е, ё, ю
- -iong/yong → юн
- Endlaut -i → й (z. B. dui → дуй, kuai → куай)
- Sonderfall: hui → хуэй (eingeschobenes э, da хуй im Russischen und in einigen anderen slawischen Sprachen ein obszönes Wort für Penis ist)
- -i in ri, shi, chi, zhi → и
- -i in zi, ci, si → ы
- Endlaut -n, -ng → нь, н
- er → эр
Kennzeichnung der Silbenfuge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei mehrsilbigen Wörtern wird in einigen Fällen die Silbenfuge speziell gekennzeichnet:
- Der Endlaut ng wird als нъ geschrieben, wenn die folgende Silbe mit einem Vokal beginnt (Chang’an → Чанъань, Hengyang → Хэнъян).
- Wenn zwei Silben als eine gelesen werden könnten, werden sie mit einem Apostroph getrennt. Dies kann sein, wenn eine Silbe auf у endet und die folgende mit а beginnt oder wenn eine Silbe auf ю endet und die folgende mit а oder э beginnt (ту’ань = tu’an; туань = tuan; цзю’ань = jiu’an, цзюань = juan; ню’э = niu’e, нюэ = nüe).
Ukrainische Variante
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es existiert eine an die ukrainische Schrift angepasste Variante, die sich wie folgt unterscheidet:
- е → є
- э → е
- г → ґ
- и → і
- in жи, чжи, чи, ши (ri, zhi, chi, shi) bleibt es beim и
- am Silbenanfang steht anstatt і ein ї (yi, yin, ying → ї, їнь, їн).
- ы → и
Belarussische Variante
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die belarussische Variante stimmt mit Ausnahme zweier Besonderheiten mit der russischen überein:
- и → і
- in ri, zhi, chi, shi steht ы (жы, чжы, чы, шы).
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Klaus Kaden: Die wichtigsten Transkriptionssysteme für die chinesische Sprache. Eine Einführung zum Selbststudium (Leipzig, Enzyklopädie 1975).
- Ireneus László Legeza: Guide to transliterated Chinese in the modern Peking dialect. Leiden : Brill, 2 Bände, 1968–1969
- Band 1: Conversion tables of the currently used international and European systems with comparative tables of initials and finals. (1968)
- Band 2: Conversion tables of the outdated international and European individual systems with comparative tables of initials and finals. (1969)
- V. P. Vasil’ev: Grafičeskaja sistema kitajskich ieroglifov. Opyt pervogo kitajsko-russkogo slovarja. Графическая система китайских иероглифов. Опыт первого китайско-русского словаря (Das grafische System der chinesischen Zeichen. Versuch eines ersten chinesisch-russischen Wörterbuches; St. Petersburg, 1867).