Panzerzug Sitschowyj Strilez

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Panzerzug Sitschowyj Strilez
Ein Maschinengewehrwagen mit Kanonenturm

Ein Maschinengewehrwagen mit Kanonenturm

Basisinformation
Modell Panzerzug:
Sitschowyj Strilez
Technische Daten
Eigengewicht 52,2 t (Lokomotive)
Länge 9,63 m (Lokomotive)
Spurweite 1435 mm
Antriebsformel D n2v (Lokomotive)

Der Panzerzug Sitschowyj Strilez (Kyrillisch: Бронепоїзд Січовий стрілець, deutsch: Sicherungsschütze), auch in Kurzform erwähnt als Panzerzug Sitschowyj, war ein ukrainischer Panzerzug aus der Zeit des Polnisch-Ukrainischen Krieges.

Am 21. April 1919 griffen ukrainische Sicherungsschützen den russischen Panzerzug Tovarishch Voroshilov (deutsch: Genosse Woroschilow) zwischen den Dörfern Dertka und Myropil an. Nach einem kurzen Gefecht konnten diese den Panzerzug erobern. Nach einer kurzen Begutachtung und Wartung wurde dieser Panzerzug in die Armee der ukrainischen Volksrepublik als Panzerzug Sitschowyj Strilez eingegliedert. Der Panzerzug war nur kurz im Besitz der ukrainischen Volksrepublik und wurde dennoch an Gefechten gegen russische und später gegen polnische Truppen eingesetzt.[1]

Technische Daten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Ungepanzerte Dampflokomotive der russischen Baureihe O

Die standardmäßige Dampflokomotive des Panzerzug Sitschowyj Strilez war eine Russische Baureihe О mit einem eigenen Tender. Diese war vollständig gepanzert. Die Panzerung bestand aus Kesselstahl mit einer Stärke von 12 bis 16 mm. Zusätzlich verfügte die Panzerlokomotive über einen Kommandostand mit einer elektrischen Signalanlage und Sprechrohren.[2][3]

Maschinengewehrwagen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Panzerzug Sitschowyj Strilez verfügte über zwei Maschinengewehrwagen. Diese waren ursprünglich zweiachsige Flachwagen, welche mit einem gepanzerten Aufbau versehen wurden. Die Panzerung bestand aus 12 bis 16 mm dicken Kesselstahl. Der Innenraum wurde in zwei große Bereiche aufgeteilt. Zum einen gab es den Maschinengewehrraum und den Kanonenturm. In jeder Seitenwand der Wagen befanden sich fünf runde Schießscharten für schweren Maschinengewehre. Die Hauptbewaffnung der Wagen wurde jedoch entfernt, da sie nicht mehr funktionierten und der Geschützturm wurde mit Stahlplatten verschlossen.

Zur Nahverteidigung verfügten die Wagen über zwölf 7,62-mm-Maxim Maschinengewehre, je fünf an den Seiten und zwei an der Stirnseite, neben dem Geschützturm. Die Kühlung der Läufe wurde durch ein spezielles Wasserleitungssystem im Wagen sichergestellt. Jedes Maschinengewehr hatte 1500 Schuss Munition zur Verfügung. Um Gegen kaltes Wetter gerüstet zu sein, verfügten die Wagen über eine Heizung, welche im Boden und den Wänden montiert war. Das heiße Wasser kam aus dem Lokomotivkessel. Weiterhin waren die Wände mit einer 20 mm dicken Schicht aus Kork und 6 mm dicken Sperrholzschicht isoliert.[2][3]

An beiden Enden des Zuges befand sich je ein zweiachsiger Flachwagen, welche als Abstoßwagen diente. Sie sollte den Panzerzug vor Minen oder Entgleisung zu schützen und Gefahren vor den wichtigen Wagen zu beseitigen. Zusätzlich dienten sie zum Transport von Material wie Schienen, Bahnschwellen und Fahrräder.[2]

In der zweiten Maihälfte 1919 operierte der Panzerzug Sitschowyj Strilez auf der Eisenbahnstrecke von Brody über Dubno nach Sdolbuniw. Zu dieser Zeit erhielt das polnische 1. Ulanenregiment Krechowce den Befehl, die Eisenbahnknotenpunkte bei Brody und Radywyliw zu erobern. Dies gelang den Truppen am 22. Mai 1919 und zeitgleich näherten sich sowjetische Truppen der Ortschaft Sdolbuniw. Dadurch wurden die ukrainischen Truppen eingekesselt und versuchten nach Süden, in Richtung Galizien, durchzubrechen. Der Panzerzug wurde jedoch zwischen Sdolbuniw und Radywyliw abgeschnitten. Die Besatzung versuchte über die Ausweichstrecke zwischen Radywyliw und Krasne in Richtung Zlochiv durchzubrechen. Am 24. Mai passierte der Panzerzug Radywyliw und beschoss den Bahnhof, bevor er sich nach Brody zurückzog und auch diese Stadt beschoss. Zwischen Radywyliw und Sdolbuniw zerstörte derweil die 1. Schwadron des polnischen 1. Ulanenregiments die Gleise. Aus diesem Grund musste sich der Panzerzug erneut nach Radywyliw zurückziehen und wurde dort von der 2. Schwadron des polnischen 1. Ulanenregiments umzingelt und zur Aufgabe gezwungen. Die Besatzung ergab sich, wurde jedoch nicht gefangen genommen und durfte sich unbewaffnet zurückziehen.[1]

Die Besatzung des Panzerzug Sitschowyj Strilez stammte vom ehemaligen russischen Panzerzug 4, welcher ebenfalls von ukrainischen Truppen erbeutet worden war. Insgesamt waren 165 Soldaten Teil der Besatzung.

  • Zugkommandant Fähnrich O. Vudkievich (21. April – 31. April 1919)
  • Zugkommandant Fähnrich Ivan Mashura (31. April – 24. Mai 1919)

Zugzusammensetzung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Gliederung des Panzerzug Sitschowyj Strilez wird von vorne nach hinten aufgeführt.[4]

  • Abstoßwagen
  • Maschinengewehrwagen
  • Panzerzuglokomotive
  • Maschinengewehrwagen
  • Abstoßwagen
  • Vladimir But: Für Glaube, Sarah und Patronymic! „Chunchuz“ und andere Panzerzüge des zaristischen Russlands. Nauka i tehnika, 2018 (russisch: За Веру, Сара и Отчество! "Хунхуз" и другие бронепоезда царской России.).
  • I. G. Drogovoz: Festungen auf Rädern. Geschichte der Panzerzüge. Харвест, 2002, ISBN 985-13-0744-0 (russisch: Крепости на колёсах. История бронепоездов.).
  • Maksym Kolomiets: Russische Panzerzüge des Ersten Weltkriegs, „Stahlfestungen“ im Kampf. Moskau 2013 (russisch: Русские бронепоезда Первой Мировой. "Стальные крепости" в бою.).
  • Maksym Kolomiets: Panzerzüge der russischen Armee 1914–1917. Militaria, 1993 (polnisch: Pociągi Pancerne Armii Rosyjskiej 1914–1917.).
  • Yaroslav Tinchenko: Panzertruppen, Schützenpanzerwagen und Eisenbahntruppen im Befreiungskrieg 1917–1920. Kiev 2012 (ukrainisch: Панцирні потіаії, панцирники та залізничні війська у визвольний війні 1917–1920 р.).

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b Yaroslav Tinchenko: Panzertruppen, Schützenpanzerwagen und Eisenbahntruppen im Befreiungskrieg 1917–1920.
  2. a b c Maksym Kolomiets: „Chunchuz“, der erste Panzerzug.
  3. a b Maksym Kolomiets: Rüstung der russischen Armee. Panzerwagen und Panzerzüge im Ersten Weltkrieg. S. 25.
  4. Vladimir But: Für Glaube, Sarah und Patronymic! „Chunchuz“ und andere Panzerzüge des zaristischen Russlands.