Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 1

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Klassifikation nach ICD-10
Q87.0 Angeborenes Fehlbildungssyndrom mit vorwiegender Beteiligung des Gesichtes
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Das Oro-fazio-digitales Syndrom Typ 1 (OFD1), auch Papillon-Léage-Psaume-Syndrom oder Oral-fazial-digital-Syndrom 1 genannt, ist eine sehr seltene X-chromosomal-dominant vererbte Krankheit und gehört zu den Oro-fazio-digitalen Syndromen.[1]

Die Erkrankung ist für das männliche Geschlecht pränatal tödlich.

Das Krankheitsbild bei OFD1 zeigt sich bei den betroffenen Patientinnen durch Fehlbildungen in der Mundhöhle (Pseudospalte der Oberlippe, Gaumenspalte, gespaltene Zunge, hoher Gaumenbogen, Fixierung der Zunge, Zahnanomalien) (orale Fehlbildungen); eine Gesichtsdysmorphie (Balkonstirn, Gesichtsasymmetrie, Hypertelorismus, verbreiterte Nasenwurzel, Milien der Gesichtshaut) (faziale Fehlbildungen) und der Finger (Syndaktylie, Brachydaktylie, Klinodaktylie, Polydaktylie) (Fehlbildungen der Finger, engl. digit = „Finger“). Bei vielen Patienten ist eine Neigung zu polyzystischen Nieren (Zystennieren) zu beobachten.[2] Diese werden meist oft sehr spät diagnostiziert, wenn die Niereninsuffizienz schon weit fortgeschritten ist.[3]

Das Oro-fazio-digitales Syndrom 1 ist für das männliche Geschlecht bereits vor der Geburt (pränatal) tödlich. Die Ursache für den in utero-Tod ist noch unbekannt. Die betroffenen Feten werden im ersten oder zweiten Trimenon als Fehlgeburt ausgestoßen.[4]

Die Ausprägung der einzelnen Krankheitsmerkmale kann auch innerhalb einer Familie sehr unterschiedlich ausfallen. Die Bandbreite kann dabei von schwersten Schädigungen bis zu leichten Symptomen, wie beispielsweise Zahnfehlstellungen, reichen. Die Ursache für diese Bandbreite an Ausprägungen lassen sich durch die X-Inaktivierung (Lyon-Hypothese) erklären.[5]

Die Ursache für OFD1 sind Mutationen im CXORF5-Gen, das auf dem X-Chromosom Genlocus p22.2-22.3 liegt.[6]

Die Funktion des aus CXORF5 kodierten Proteins ist noch unklar. Von der CXORF5-Sequenz wurden bisher in anderen Säugetieren keine Sequenzhomologe gefunden. Etwa 75 % der OFD1-Erkrankungen sind Spontanmutationen, die fast ausschließlich beim weiblichen Geschlecht auftreten. Der Mechanismus, wie und weshalb Mutationen in CXORF5 zu polyzystischen Nieren führt, ist noch weitgehend ungeklärt.[4]

Prävalenz und Inzidenz

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Die Prävalenz bei Neugeborenen liegt bei etwa 1:250.000.[4] Die Inzidenz liegt bei etwa 1:50.000.[5] Die Erkrankung ist somit sehr selten.

Einzelne Symptome können chirurgisch korrigiert werden.[5]

Erstbeschreibung

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OFD1 wurde erstmals von Papillon-Leage und Psaume 1954 bei acht Mädchen mit oralen, fazialen und digitalen Anomalien beschrieben. Gorlin und Psaume[7] postulierten den X-chromosomal-dominanten (hemizygoten) Erbgang, der für männliche Nachkommen tödlich ist. Doege und Kollegen beschrieben 1964 erstmals bei Mutter und Tochter mit OFD1 die Assoziation zu polyzystischen Nieren.[8][9]

Differentialdiagnose

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Abzugrenzen ist das Van-der-Woude-Syndrom.

Einzelnachweise

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  1. Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
  2. A. A. Connacher u. a.: Orofaciodigital syndrome type I associated with polycystic kidneys and agenesis of the corpus callosum. In: J. Med. Genet. 24, 1987, S. 116–122. PMID 3560170
  3. S. A. Feather u. a.: Oral-facial-digital syndrome type 1 is another dominant polycystic kidney disease: clinical, radiological and histopathological features of a new kindred. In: Nephrol. Dial. Transplant 12, 1997, S. 1354–1361. PMID 9249769
  4. a b c E. Prati: Oro-facio-digital sydrome type 1. Oktober 2004
  5. a b c R. Witkowski u. a.: Lexikon der Syndrome und Fehlbildungen. Springer, 2003, ISBN 3-540-44305-3, S. 957–958.
  6. S. A. Feather u. a.: The oral-facial-digital syndrome type 1 (OFD1), a cause of polycystic kidney disease and associated malformations, maps to Xp22.2-Xp22.3. In: Hum. Molec. Genet. 6, 1997, S. 1163–1167. PMID 9215688
  7. R. J. Gorlin und J. Psaume: Orodigitofacial dysostosis - a new syndrome. In: J. Pediat. 61, 1962, S. 520–530. PMID13900550
  8. T. C. Doege u. a.: Studies of a family with the oral-facial-digital syndrome. In: New Eng. J. Med. 271, 1964, S. 1073–1080. PMID14210999
  9. M. J. E. Harrod u. a.: Polycystic kidney disease in a patient with the oral-facial-digital syndrome type I. In: Clin. Genet. 9, 1976, S. 183–186. PMID 1248177