Konichalcit

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von Parabayldonit)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Konichalcit
Konichalcit aus Pastrana, Mazarrón-Águilas, Murcia, Spanien
Allgemeines und Klassifikation
IMA-Symbol

Con[1]

Andere Namen

Conichalcit

Chemische Formel CaCu[OH|AsO4][2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate, Vanadate – Wasserfreie Phosphate mit fremden Anionen – Adelitgruppe
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Lapis-Systematik
(nach Strunz und Weiß)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/B.11b
VII/B.26-050

8.BH.35
41.05.01.02
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-disphenoidisch; 222[3]
Raumgruppe P212121 (Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19[2]
Gitterparameter a = 7,39 Å; b = 9,226 Å; c = 5,83 Å[2]
Formeleinheiten Z = 4[2]
Zwillingsbildung selten nach {001}[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 4,5[4]
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,33; berechnet: 4,29[4]
Spaltbarkeit keine
Bruch; Tenazität uneben; spröde
Farbe gelblichgrün, smaragdgrün
Strichfarbe grün
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz, Fettglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,778 bis 1,800[5]
nβ = 1,795 bis 1,831[5]
nγ = 1,801 bis 1,846[5]
Doppelbrechung δ = 0,023 bis 0,046[5]
Optischer Charakter zweiachsig wechselnd
Pleochroismus Sichtbar:[5]
X = nahezu farblos oder grün
Y = hellgrünlich oder gelblichgrün
Z = hellbläulich oder blaugrün

Konichalcit bzw. Conichalcit, gelegentlich auch unter seinem veralteten Namen Higginsit[6] bekannt, ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung CaCu[OH|AsO4][2] und entwickelt meist kurze, prismatische Kristalle, aber auch traubige, radialstrahlige oder massige Aggregate, sowie Krusten in gelbgrüner bis smaragdgrüner, selten auch blaugrüner Farbe.

Etymologie und Geschichte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bereits einige Jahre vor seiner Bestimmung wurde das fälschlich als Malachit etikettierte Mineral aus „Hinojosa de Cordova en Andalucia“ (heute Hinojosa del Duque, Provinz Córdoba, Andalusien) in der Sammlung der Freiberger Akademie aufbewahrt. August Breithaupt vermutete jedoch, dass es sich hierbei um eine bisher unbekannte Mineralart handelte und übergab die Probe 1849 F. W. Fritzsche zur Analyse. Dieser ermittelte für das Mineral die nötige Zusammensetzung von je sechs Teilen Kupferoxyd (31,58 %) und Kalkerde (21,41 %), zwei Teilen Arseniksäure (30,57 %) ein Teil Phosphorsäure (9,47 %) und fünf Teilen Wasser (5,97 %).[7]

Der Name ist eine Zusammensetzung der griechischen Worte κονία [konía] für „Staub, Asche“ und χαλκός [kʰalkós] (schon in der Linearschrift B als [ka-ko] /kʰalkós/ belegt) für „Kupfer“.

Bereits in der veralteten 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Konichalcit zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserfreien Phosphate mit fremden Anionen“, wo er zusammen mit Adelit, Austinit, Cobaltaustinit, Duftit, Gabrielsonit, Gottlobit, Nickelaustinit und Tangeit die „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. VII/B.11b bildete.

Die von der International Mineralogical Association (IMA) zuletzt 2009 aktualisierte[8] 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Konichalcit ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate usw. mit zusätzlichen Anionen; ohne H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis der zusätzlichen Anionen (OH usw.) zum Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex RO4, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit mittelgroßen und meist großen Kationen; (OH usw.) : RO4 = 1 : 1“ zu finden ist, wo es zusammen mit Adelit, Arsendescloizit, Austinit, Cobaltaustinit, Duftit, Gabrielsonit, Gottlobit, Nickelaustinit und Tangeit die „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 8.BH.35 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Konichalcit in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen“ ein. Hier ist er ebenfalls zusammen mit Adelit, Austinit, Duftit-Beta, Gabrielsonit, Tangeit, Nickelaustinit, Cobaltaustinit, Arsendescloizit und Gottlobit in der „Adelitgruppe“ mit der System-Nr. 41.05.01 innerhalb der Unterabteilung der „Wasserfreien Phosphate etc., mit Hydroxyl oder Halogen mit (AB)2(XO4)Zq“ zu finden.

Kristallstruktur

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Konichalcit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe P212121 (Raumgruppen-Nr. 19)Vorlage:Raumgruppe/19 mit den Gitterparametern a = 7,39 Å, b = 9,226 Å und c = 5,83 Å sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[2]

Modifikationen und Varietäten

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bildung und Fundorte

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Konichalcitstufe aus Zacatecas, Mexiko (Ausgestellt im Mineralogischen Museum Bonn)
Konichalcit und Rosasit (faserig, blau) aus der Mohawk Mine am Clark Mountain, Kalifornien, USA

Konichalcit ist ein Sekundärmineral, das sich überwiegend in Kupfer-Lagerstätten bildet. Begleitminerale sind unter anderem Austinit, Olivenit, Klinoklas, Libethenit, Ahenevixit, Brochantit, Malachit, Azurit, Jarosit und Limonit.

Gefunden wurde das Mineral bisher (Stand: 2009) in Córdoba, Salta und San Juan in Argentinien; New South Wales, Queensland, Süd- und Westaustralien; Antofagasta, Atacama und Tarapacá in Chile; Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen in Deutschland; in mehreren Regionen Frankreichs; auf den Kykladen, in Attika und Makedonien in Griechenland; England und Wales in Großbritannien; Irland; Ligurien, Piemont und Sardinien in Italien; Honshū und Kyūshū in Japan; British Columbia in Kanada; Kasachstan; Kirgisistan; Souss-Massa-Daraâ in Marokko; einigen Regionen in Mexiko; Khomas, Oshikoto (Tsumeb), Otavi und Otjozondjupa in Namibia; Kärnten, Salzburg und Tirol in Österreich; Niederschlesien und Woiwodschaft Heiligkreuz in Polen; Russland; Saudi-Arabien; im Kanton Graubünden in der Schweiz; in mehreren Regionen Spaniens; Taiwan; Böhmen und Mähren in Tschechien; Ungarn; sowie Arizona (Higgins-Mine in Bisbee), Nevada (Yerington), Utah (Tintic) und vielen weiteren Regionen der USA.[10]

Konichalcit hat außer als Mineralprobe keinerlei wirtschaftliche Bedeutung.

  • A. Breithaupt, F. W. Fritzsche: Bestimmung neuer Mineralien: Konichalcit. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 77, 1849, S. 139–141 (rruff.info [PDF; 176 kB; abgerufen am 10. November 2022]).
  • C. F. Rammelsberg: Handwörterbuch des chemischen Theils der Mineralogie: Repertorium des chemischen Theils der Mineralogie. Verlag von C. G. Lüderitz, Berlin 1843, S. 120 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 165.
Commons: Konichalcit (Conichalcite) – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Laurence N. Warr: IMA–CNMNC approved mineral symbols. In: Mineralogical Magazine. Band 85, 2021, S. 291–320, doi:10.1180/mgm.2021.43 (englisch, cambridge.org [PDF; 320 kB; abgerufen am 5. Januar 2023]).
  2. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 458.
  3. David Barthelmy: Conichalcite Mineral Data. In: webmineral.com. Abgerufen am 10. November 2022 (englisch).
  4. a b c Conichalcite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (handbookofmineralogy.org [PDF; 65 kB; abgerufen am 10. November 2022]).
  5. a b c d e Conichalcite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 10. November 2022 (englisch).
  6. Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 632 (Erstausgabe: 1891).
  7. A. Breithaupt, F. W. Fritzsche: Bestimmung neuer Mineralien: Konichalcit. In: Annalen der Physik und Chemie. Band 77, 1849, S. 139–141 (rruff.info [PDF; 176 kB; abgerufen am 10. November 2022]).
  8. Ernest H. Nickel, Monte C. Nichols: IMA/CNMNC List of Minerals 2009. (PDF; 1,9 MB) In: cnmnc.units.it. IMA/CNMNC, Januar 2009, archiviert vom Original am 29. Juli 2024; abgerufen am 30. Juli 2024 (englisch).
  9. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. Stand 03/2018. 7., vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2018, ISBN 978-3-921656-83-9.
  10. Fundortliste für Konichalcit beim Mineralienatlas (deutsch) und bei Mindat (englisch), abgerufen am 10. November 2022.