Paraloid B-72

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Strukturformel
Strukturformel von Paraloid B-72
Allgemeines
Name Paraloid B-72
Andere Namen

B-72

CAS-Nummer nicht vergeben
Monomere Ethylmethacrylat, Methylacrylat
Summenformel der Wiederholeinheit C10H16O4
Molare Masse der Wiederholeinheit 200,23 g·mol−1
Art des Polymers

Thermoplast

Eigenschaften
Aggregatzustand

fest[1]

Löslichkeit

praktisch unlöslich in Wasser[1]

Sicherheitshinweise
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
keine GHS-Piktogramme
H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Paraloid B-72 oder kurz B-72 ist ein von Rohm and Haas entwickeltes thermoplastisches Harz, das als Oberflächenbeschichtung und als Träger für Flexodruck-Tinte dient. Heute wird B-72 allgemein von Konservatoren als Klebstoff verwendet, insbesondere für die Konservierung und Restaurierung von Keramikobjekten, Glasobjekten,[2] die Präparation von Fossilien, das Härten von Klavierhämmern,[3][4] und kann ebenfalls zur Kennzeichnung von Ausstellungsstücken verwendet werden.[5]

Paraloid B-72 in Pelletform

B-72 ist ein dauerhafter, nicht gelbfärbender Acrylklebstoff, der chemisch als Copolymer aus Ethylmethacrylat und Methylacrylat beschrieben werden kann[6]. Er ist neben anderen Lösemitteln in Aceton, Ethanol, Toluol und Xylolen löslich.[7]

Einer der wichtigsten Vorteile von B-72 ist seine gegenüber Polyvinylacetat größere Festigkeit und Härte, ohne dabei extrem spröde zu sein. Dieser Klebstoff ist elastischer als viele anderen typischerweise eingesetzten Klebstoffe und hält eine größere Belastung aus als die meisten. Die Hauptnachteile von Paraloid B-72 liegen in seiner Handhabung: Wie bei anderen acrylbasierten Klebstoffen ist es schwierig, ihn präzise anzuwenden.[8]

Das geeignetste Lösemittel für B-72 ist Aceton. Dennoch werden häufig Lösungsmittelmischungen mit unterschiedlichen Verhältnissen von Aceton, Ethanol und Toluol verwendet, um die Arbeitszeit des Klebstoffes zu variieren und die Eigenschaften des resultierenden Harzes wie etwa die Härte und Elastizität leicht anzupassen. Im Gegensatz zu Cellulosenitrat benötigt B-72 keine Zusätze wie Weichmacher zum Aushärten. Verdampftes Kieselsol kann zur besseren Bearbeitbarkeit des Harzes hinzugefügt werden. Forschungen ergeben, dass das Kieselsol für eine bessere Verteilung der Belastung, die während der Verdunstung des Lösungsmittels und während des Einstellens des klebrigen Films auftritt, sorgt.[8]

Wegen seiner Transparenz und Vielseitigkeit haben Konservatoren, geführt von Stephen Koob vom Corning Museum of Glass, kürzlich begonnen, B-72 als Füllmaterial in Glasobjekten zu nutzen.[9]

Einzelnachweise

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  1. a b c d Sicherheitsdatenblatt. Dow, Inc., abgerufen am 6. Mai 2022.
  2. Paraloid B-72: Museum of Fine Arts Boston: Material Database
  3. Paraloid B-72 in Voicing Pianos: How and Where to Apply It, How and Where to Get it, and What Effects Can Be Achieved
  4. Paraloid B72 as hammer hardner. Pianotech, abgerufen am 4. Juli 2022.
  5. Use Of Acryloid B-72 Lacquer For Labeling Museum Objects. In: www.nps.gov. Abgerufen am 10. Januar 2017.
  6. Majid Hosseini, Ioannis Karapanagiotis: Advanced materials for the conservation of stone. Cham, Switzerland 2018, ISBN 978-3-319-72260-3, S. 30.
  7. Phenix, A.: Solvents for Paraloid B-72. In: Conservation News 48, 1992, S. 21–23.
  8. a b Stephen P. Koob: The use of Paraloid B-72 as an adhesive: its application for archaeological ceramics and other materials. In: Studies in Conservation. Band 31, Nr. 1, 1986, S. 7–14, doi:10.1179/sic.1986.31.1.7.
  9. Astrid von Giffen: Filling losses with Paraloid B-72. Corning Museum of Glass, 1. November 2011, abgerufen am 25. April 2022 (englisch).