Parataxe (bildende Kunst)

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Die Aneinanderreihung gleichartiger Elemente wird in der Bildenden Kunst als Parataxe bezeichnet.

Parataktische Fensterreihung. Rom, Villa Farnesina.

In der Architektur werden gleiche Bauglieder, die entlang einer gemeinsamen Grundlinie gleichmäßig nebeneinander angeordnet sind, als parataktisch bezeichnet.[1]

  • Gleichheit. Die Bauglieder haben gleiche Größe und gleichen Aufbau.
Beispiel: Die Fenster und die Joche[2] der Villa Farnesina sind zueinander deckungsgleich.
  • Gleichmäßigkeit. Die Bauglieder sind gleich weit voneinander entfernt oder direkt miteinander verbunden.
Beispiele: Die Fassadenfenster der Villa Farnesina sind in gleichen Abständen voneinander angeordnet. Die Apsiden der Kirche Santo Spirito sind durch eine gemeinsame Stütze direkt miteinander verbunden.
  • Gemeinsame Grundlinie.
Beispiele: Bei der Villa Farnesina bildet das Sohlbankgesims die gemeinsame Grundlinie der Fenster und das Sockelgesims die Grundlinie der Joche. Die Figuren im Tympanongewände des Straßburger Münsters sind entlang einer gebogenen Linie (Spitzbogen) angeordnet.

Malerei und Bildhauerei

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Bei Gemälden, Zeichnungen, Grafiken und Reliefs werden gleichartige Elemente als parataktisch bezeichnet, wenn sie eine der beiden folgenden Anforderungen erfüllen:

  • Die Elemente sind entlang einer gemeinsamen Grundlinie gleichmäßig nebeneinander angeordnet.[3]
Beispiele: Auf manchen ägyptischen Siegelamuletten stehen mehrere Figuren (Pharao und Götter) ohne erkennbare Interaktion in Reihe nebeneinander. In dem Stilleben mit Gefäßen von Francisco de Zurbarán werden vier Gefäße zusammenhanglos in einer Linie nebeneinander aufgereiht.
  • Die Elemente sind auf einer Fläche beliebig verteilt, oft dicht beieinander, aber nicht miteinander verbunden.[4]
Beispiel: In Hieronymus Boschs Gemälde Der Garten der Lüste sind die szenischen Figurengruppen über die ganze Bildfläche verteilt. Die meisten Gruppen bilden eine Einheit für sich ohne Bezug zu anderen Gruppen.

Das Zeichen ' vor einer Silbe bedeutet, dass die Silbe betont wird.

Sprache Wortformen
Deutsch die Para'taxe para'taktisch
Englisch para'taxis para'tactic
Französisch la para'taxe paratac'tique
Italienisch la para'tassi para'tattico
Spanisch la para'taxis para'táctico

Das Wort Parataxe leitet sich ab von altgriechisch παράταξις (parátaxis) „Aufstellung in Reih und Glied“ aus παρά (pará) „neben“ und τάξις (táxis) „Ordnung“.[5] Der ursprünglich militärische Begriff bezeichnet im übertragenen Sinn die Anordnung gleichartiger Elemente neben- oder beieinander.

In allgemeinen Wörterbüchern, Lexika und Enzyklopädien und in Kunstnachschlagewerken werden die Begriffe Parataxe und parataktisch als Fachbegriff der Bildenden Kunst nicht berücksichtigt.

  • Parataktische Anordnung: Accumulatio. In: Stefan Fischer: Hieronymus Bosch : Malerei als Vision, Lehrbild und Kunstwerk, Köln 2009, Seite 187–192 (Online in der Google-Buchsuche)
  • Ulrich Fürst: Schule des Sehens – Neue Medien der Kunstgeschichte : Einführung in die Architektur der Renaissance und des Barock, Online ohne Ort und Jahr: Lektion I, Kapitel 2; Lektion I, Kapitel 3; Lektion VIII, Kapitel 4; Lektion XI, Kapitel 1.
  • Ralf Grüßinger: Dekorative Architekturfriese in Rom und Latium. Ikonologische Studien zur römischen Baudekoration der späten Republik und Kaiserzeit, Heidelberg 2001, passim[6] (Online bei der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg)
  • Fassaden mit parataktischer Fensterreihung. In: Elisabeth Heil: Fenster als Gestaltungsmittel an Palastfassaden der italienischen Früh- und Hochrenaissance, Hildesheim 199, Seite 451–481.
  • Henry George Liddell; Robert Scott: A Greek-English Lexicon, revised and augmented throughout by Sir Henry Stuart Jones, with the assistance of Roderick McKenzie, Oxford 1940, Stichwort παράταξις (Online bei der Tufts University)
  • Peter Lodermeyer: Transformationen des Stillebens in der nachkubistischen Malerei Pablo Picassos, Münster 1998, Seite 194 (Online in der Google-Buchsuche)
  • Cesare Cesariano (1521): Die öffentliche oder „parataktisch-offene Kolossalfassade“. In: Monika Melters: Die Kolossalordnung : zum Palastbau in Italien und Frankreich zwischen 1420 und 1670, Berlin 2008, Seite 81–84.
  • Andrea Palladio (1570): Der frontespicio als Pseudoportikus und die private oder „parataktisch-geschlossene Kolossalfassade“ des Stadtpalastes. In: Monika Melters: Die Kolossalordnung : zum Palastbau in Italien und Frankreich zwischen 1420 und 1670, Berlin 2008, Seite 93–97.
  • André Wiese: Zum Bild des Königs auf ägyptischen Siegelamuletten, Freiburg 1990, Seite 108, Abb. 131–138 (Online in der Google-Buchsuche)
  • Claudia Wölfel: Mythos und politische Allegorie auf Tafelsilber der römischen Kaiserzeit, Berlin 1996, Seite 137, 139 (Online bei der Freien Universität Berlin)

Einzelnachweise

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  1. Fürst 2012 ; Grüßinger 2001; Heil 1995; Melters 2008.1; Melters 2008.2.
  2. Fassadenfelder zwischen zwei Pilastern.
  3. Grüßinger 2001, Seite 4–5; Lodermeyer 1998; Wiese 1990; Wölfel 1996.
  4. Fischer 2009.
  5. Liddell 1940.
  6. Zum Aufsuchen der Fundstellen in der PDF-Datei nach „parataktisch“ suchen.