Parlamentswahlen im Libanon 2005
Die Wahlen im Libanon 2005 waren nach dreißig Jahren die ersten Wahlen ohne syrische Anwesenheit im Libanon.
Die Libanesen wählten 128 Parlamentsmitglieder, wobei Christen und Muslime in gleicher Stärke vertreten sind. Viele Libanesen fühlten, dass die Wahlen, die durch eine von Saad al-Hariri geführte anti-syrische Koalition gewonnen wurden, den Abschluss der Zedernrevolution bedeuteten. Diese Wahlen waren die ersten Wahlen in der Geschichte des Libanon, die direkt durch einen einzigen Wahlblock gewonnen wurden und zugleich die ersten, die von den Vereinten Nationen beobachtet wurden.[1] Zahlreiche libanesische Parteien konnten antreten.
Ergebnisse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sitzverteilung nach Listenzugehörigkeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Allianzen | Sitze | Parteien | Stimmen | % | Sitze | |
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Rafiq-Hariri-Märtyrer-Liste | 72 | Zukunftsbewegung (Tayyar Al Mustaqbal) | 36 | |||
Progressive Sozialistische Partei (Hizb al-Taqadummi al-Ishtiraki) | 16 | |||||
Forces Libanaises | 6 | |||||
Qurnat-Schahwan-Sammlung
|
6 | |||||
Tripoli-Block | 3 | |||||
Demokratische Erneuerung | 1 | |||||
Demokratische Linke | 1 | |||||
Unabhängige | 3 | |||||
Widerstands- und Entwicklungsblock | 35 | Amal-Bewegung (Harakat Amal) | 15 | |||
Hisbollah (Hisbollah) | 14 | |||||
Syrische Soziale Nationalistische Partei (al-Hizb al-Qawmi al-souri al ijtima'i) | 2 | |||||
Baath-Partei 1, Nasseristen 1, Kata’ib 1, Unabhängig 1 | 4 | |||||
Aoun-Allianz | 21 | Freie Patriotische Bewegung (Tayyar Al-Watani Al-Horr) | 14 | |||
Skaff-Block | 5 | |||||
Murr-Block | 2 | |||||
Gesamt | 128 |
Verteilung der Sitze nach Konfession und Region
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Datum | Region | Pro-Hariri | Anti-Hariri | zusammen | ||||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
C | M | Summe | C | M | Summe | C | M | Summe | ||
29. Mai | Beirut | 10 | 8 | 18 | 0 | 1 | 1 | 10 | 9 | 19 |
5. Juni | Süd-Libanon | 0 | 1 | 1 | 5 | 17 | 22 | 5 | 18 | 23 |
12. Juni | Bekaa | 3 | 3 | 6 | 6 | 11 | 17 | 9 | 14 | 23 |
12. Juni | Libanonberg | 11 | 8 | 19 | 14 | 2 | 16 | 25 | 10 | 35 |
19. Juni | Nord-Libanon | 15 | 13 | 28 | 0 | 0 | 0 | 15 | 13 | 28 |
Gesamt | 39 | 33 | 72 | 25 | 31 | 56 | 64 | 64 | 128 | |
C = Christen, M = Muslime |
Erste Runde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die erste Wahlrunde erfolgte am 29. Mai 2005 in Beirut. Die Rafiq-Hariri-Märtyrer-Liste, eine Koalition von Saad Hariris Partei Zukunftsbewegung (Current for the Future), der Progressive Sozialistische Partei von Walid Dschumblat und anderer anti-syrischer Parteien, gewann alle 19 Sitze. Saad Hariri ist der Sohn des früheren libanesischen Ministerpräsidenten Rafiq al-Hariri, der am 14. Februar 2005 einem Autobombenanschlag auf seinen Fahrzeugkonvoi in Beirut zum Opfer fiel. Die Koalition überließ einen Sitz dem schiitischen Kandidaten der Hisbollah.
Anmerkung: Sa'ad al-Hariri hat mehr Stimmen erhalten, als Wähler ihre Stimmen abgegeben haben, da manche Wähler beide mögliche Stimmen ihm gegeben haben. Die Kennzeichnung „ohne“ bedeutet, dass der Kandidat keinen Gegenkandidat hatte.
Zweite Runde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die zweite Runde der Wahlen wurde am 5. Juni in den Gouvernements Süd-Libanon und Nabatäa abgehalten. Der Widerstands- und Entwicklungsblock, eine gemeinsame Liste der beiden schiitischen Parteien Amal-Bewegung und Hisbollah, sowie Bahiya al-Hariri (die Schwester des ermordeten Rafiq al-Hariri) und Oussama Saad aus Sidon, gewann alle 23 Sitze. Die offiziellen Ergebnisse wiesen mehr als 80 % der Stimmen für diesen Block aus. Der Kopf der Amal, Nabih Berri sagte in einer Pressekonferenz: „Der Süden hat deutlich und vor internationalen Beobachtern seinen Rückhalt für den Widerstand als einen Pfad für die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft erklärt.“ Nach Berris Worten würden die gewählten Mitglieder eine Entwaffnung der Hisbollah nicht zulassen.
Anmerkung: Die Kennzeichnung „ohne“ bedeutet, dass der Kandidat keinen Gegenkandidat hatte.
Dritte Runde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die dritte Runde der Wahlen fand am 12. Juni in den Gouvernements Bekaa und Libanonberg statt. In Libanonberg gewann die Rafiq-Hariri-Märtyrer-Liste 19 Sitze, gefolgt von der Allianz Michel Aoun, die Freie Patriotische Bewegung mit dem Murr-Block mit 15 Sitzen, die Hisbollah erreichte einen Sitz. In Bekaa gewann der Widerstands- und Entwicklungsblock (Hisbollah und Verbündete) elf Sitze, die Hariri-Liste sechs und die Aoun-Allianz ebenfalls sechs Sitze.
Anmerkung: Die Kennzeichnung „ohne“ bedeutet, dass der Kandidat keinen Gegenkandidat hatte.
Vierte Runde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die vierte und letzte Runde der Wahlen fand am 19. Juni 2005 im Gouvernement Nord-Libanon statt. Die Rafiq-Hariri-Märtyrer-Liste gewann alle zur Wahl stehenden 28 Sitze und erreichte damit insgesamt 72 der 128 Sitze in der Nationalversammlung.
Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ United Nations: S/2005/673 Brief des Generalsekretärs an den Präsidenten des Sicherheitsrates vom 26. Oktober 2005. Zugegriffen am 30. August 2006 (englisch).