Paschke-Peetz-Verfahren

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Das Paschke-Peetz-Verfahren ist ein metallurgisches Verfahren der Stahlherstellung, mit dem saure Eisenerze effizient verhüttet werden können. Es wird auch Schmelzverfahren mit saurer Schlackeführung genannt.

Bis zur Erfindung des Verfahrens durch den Clausthaler Hochschulprofessor Max Paschke (1884–1961)[1] und dessen Assistenten Eugen Peetz konnten saure Eisenerze nur durch Zugabe von Kalk zu gutem Stahl verhüttet werden. Dies hatte den Nachteil, dass hierfür mehr Energie zugeführt werden musste, was den Hochofenprozess unwirtschaftlich machte. Dementsprechend wurden saure Erze bis Ende der 1920er / Anfang 1930er Jahre nur als Zuschlag für basische Erze verwendet. Speziell im Raum nördlich des Harzes gibt es aber sehr große Vorkommen saurer Eisenerze, die hauptsächlich dem Oberjura entstammen. Diese Erze waren seit ihrer Entdeckung Gegenstand von Verhüttungsversuchen, die aber immer wieder aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden mussten.[2]

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde die Forschung auf diesem Gebiet intensiviert und schließlich gelang Paschke und Peetz der Durchbruch, indem sie die Entschwefelung des Rohstahls nicht im Ofen, sondern im Thomaskonverter durchführten. Anstelle von Kalk kam nun Soda zum Einsatz, was wesentlich weniger Energie und Material benötigte.[3] Paschke und Peetz hielten ein Patent auf das Verfahren.[4]

Das Verfahren kam in der Völklinger Hütte zur Verhüttung der ebenfalls sauren Doggererze und im Hüttenwerk Corby zum Einsatz.[5]

Auf der Grundlage des Paschke-Peetz-Verfahrens wurde ab 1937/38 bei Watenstedt das Hüttenwerk Braunschweig der Reichswerke Hermann Göring errichtet, das die Erze des Salzgittergebietes in 32 Hochöfen verhütten sollte. Die geplante Jahreskapazität lag bei 4 Millionen Tonnen Rohstahl.

  • Max Paschke, Eugen Peetz: Über die metallurgischen Grundlagen der Herstellung von Gießereiroheisen im Rahmen eines neuen Verhüttungsverfahrens unter besonderer Berücksichtigung der Entschwefelungsvorgänge (= Die Giesserei. Nr. 23). 1936, S. 454–460.
  • Matthias Riedel: Die Entwicklung des sauren Schmelzverfahrens durch Paschke und Peetz (= Technikgeschichte. Nr. 36). 1991, S. 38–67.
  • Ullmanns Encyklopädie der technischen Chemie, 3. Auflage, Urban & Schwarzenberg, München 1955, Band 6, S. 308.

Einzelnachweise

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  1. 428. Salzgitter. Monatsschrift f. Fremdenverkehr, Kultur u. Wirtschaft. (Memento vom 13. Juni 2016 im Internet Archive) (PDF) Jg. 22, Braunschweigisches Jahrbuch, Band 66, 1985; abgerufen am 5. Januar 2017
  2. Bestand 195 Eisenerzbergwerk Haverlahwiese, Salzgitter auf archive.nrw.de; abgerufen am 5. Januar 2017
  3. Friedrich August Karl Lüth: Planung und Bau von Hüttenwerken. 2013, ISBN 978-3-662-25179-9, Entschweflungsanlage in der Google-Buchsuche
  4. DE668324. Verfahren zum Herstellen von Roheisen aus einem insbesondere kieselsäure- oder schwefelreichen Möller. Dr.-Ing. Max Paschke, Clausthal-Zellerfeld, und Dr.-Ing. Eugen Peetz, Duisburg-Hüttenheim. In: Stahl und Eisen, Nr. 25, 24. Juni 1937, Patentblatt Nr. 24 vom 17. Juni 1937, S. 709, bg.polsl.pl (PDF; 3,6 MB)
  5. Paul Erker, Toni Pierenkemper: Deutsche Unternehmer zwischen Kriegswirtschaft und Wiederaufbau: Studien zur Erfahrungsbildung von Industrie-Eliten Kapitel VIII. Das Erschmelzen von Roheisen mit saurer Schlackenführung und der Einfluss dieses Verfahrens auf die Gestaltung der Eisenhütten. de Gruyter, 1999, ISBN 978-3-486-59440-9, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche