Patientia (Schiff)

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Die Patientia war eine dänische Fregatte, welche im Jahre 1753 durch einen Sklavenaufstand vor der westafrikanischen Goldküste eine gewisse Berühmtheit erlangte.

Die Fregatte Patientia, deren Größe mit etwa 70 Lasten[1] angegeben wird, hatte zunächst einem Mann namens Horstmann gehört, der zu jener Zeit ein Leibdiener des Königs Frederik V. von Dänemark gewesen war. Auf Anregung und Vermittlung des königlichen Oberhofmarschalls und Geheimrats Adam Gottlob von Moltke kaufte jedoch Anfang 1753 der König persönlich das Schiff und schenkte es kurz darauf der dänischen Vestindisk-Guineischen Kompagni als Ersatz für das kurz zuvor auf der Überfahrt von Westindien nach Dänemark verloren gegangene Schiff Sorgenfrey. Unter der Führung von Kapitän Ole Erichsen und im Auftrag der Vestindisk-Guineischen Kompagni segelte die Patientia kurze Zeit später in Richtung Goldküste ab, wo sie am 8. März 1753 vor Christiansborg eintraf.

Am 30. Juli 1753 setzte man erneut Segel und stach mit Südsüdwest-Wind in Richtung Westindische Inseln in See. An Bord waren 275 Sklaven (156 Männer, 82 Frauen, 33 Jungen und 6 Mädchen), welche man insgesamt für 26.561 Reichstaler[2] im Gegenwert zu europäischen Waren eingekauft hatte. Ferner hatte man an Bord: 301 1/8 Lot Gold, das man für 2409 Reichstaler eingekauft hatte, neben 62 „großen“ Elefantenzähnen (2505½ Pfund) im Werte von 1001 Reichstaler und 108 „Creveller“ (1058 Pfund) für 175 Reichstaler.[3]

Am Sonntagmorgen des 5. August 1753, gegen 7.30 Uhr kam es jedoch an Bord zu einem Sklavenaufstand unter der Führung eines Mannes namens Anim aus der Krepi-Region. Da die Aufständischen sich nach und nach des Schiffes bemächtigten und man sich gerade etwa 8 Meilen vor der Küste zwischen Anomabu[4] und Cape Coast befand, lieg man eiligst die Reede von Annamaboe und schließlich Cape Coast an, wo jedoch 249 der an Bord befindlichen 275 Sklaven die Übersetzung an Land und damit die Flucht gelang. Mit Hilfe der Engländer vom Festland und des vor Ort liegenden englischen Schiffes Triton unter Kapitän J. Chilcott aus Bristol, konnte nach mehrtägigen Kämpfen die Hetzjagd schließlich eingestellt werden, wobei es den Engländern gelungen war, 66 der Entflohenen wieder einzufangen. Zwei Sklaven wurden bei den Kämpfen getötet.

Kapitän Ole Erichsen musste jedoch 13 Männer und 4 Frauen den Engländern als Bergelohn überlassen, die anderen (33 Männer, 10 Frauen, 1 Junge und 1 Mädchen) konnten man für 106 Unzen von den Engländern zurückkaufen. Insgesamt kauften die Dänen im Fort noch weitere 75 Sklaven für insgesamt 5185 Reichstaler dazu.

Am 30. September 1753 segelte die Patientia erneut mit 165 Sklaven an Bord in Richtung Westindien ab.

Am 24. Mai 1754 war die Patientia wieder in Kopenhagen. Die Überfahrt nach und von Westindien war ohne weitere Störungen verlaufen. Trotz der geflohenen Sklaven war die Fahrt ein wirtschaftlicher Erfolg.

  1. Um sich ein Bild von den damaligen dänischen Schiffsgrößen machen zu können, sei an dieser Stelle auf die historisch überlieferten Maße der Kronprins Christian verwiesen, welche der Königlich-Dänischen „Vestindisk-guineisk Komagni“ gehörte und in der Zeit zwischen 1698 und 1720 im Dreieckshandel nach Westindien eingesetzt worden war. Die Kronprins Christian hatte gemäß den damaligen Angaben eine Größe von 120 Lasten und wies dabei eine Länge von 100 Fuß (31,4 m), die größte Deckbreite von 28 Fuß (8,79 m) und eine Tiefe des Frachtraums von 13 1/3 Fuß (4,19 m) auf, nebst Bewaffnung mit 20 Kanonen und einer Besatzung von 60 Mann. Die Volumenangabe „Last“ war jedoch in dieser Zeit stark abhängig vom transportierten Handelsgut. Per Königlichem Dekret vom 1. Mai 1683 war 1 Kopenhagener Fuß (Fod) = 1/10 Rute (Rode) = 1/2 Elle (Alen, Ell) = 0,314 m (31,407 cm). Zur Umrechnung von Volumen und Gewicht legten die königlich dänischen Dekrete vom 1. Mai 1683 und 10. Januar 1698 fest, dass 1 dänisches Pfund („Skålpund“) gleich dem Gewicht von 1/62 Kubikfuß Frischwasser gesetzt werden soll. Daraus resultieren auch die unterschiedlichen Volumenmaße für einzelne Handelsgüter.
  2. Der Reichstaler der Reichswährung des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wurde in Dänemark als goldene Umlaufmünze per Dekrete von 1541 und 1544 eingeführt. Der dänische Reichstaler (Rigsdaler) wurde mitunter auch als Gyldengroschen bezeichnet.
  3. Klassisch gesehen handelt es sich bei Elfenbein um die Stoßzähne größerer Elefanten. Aber auch die Zähne oder Stoßzähne von Flusspferden, Warzenschweinen, Wildschweinen sowie die Hörner von Meeressäugern wie Pottwale, Walrosse, Narwale u. a. wurden und werden als Elfenbein bezeichnet und als solches gesammelt. Aber auch die Zähne prähistorischer Tiere, insbesondere Mammuts, Mastodonten oder auch die Schwanzhauer eines Dinosauriers werden als Elfenbein bezeichnet und lassen sich ebenso gut bearbeiten, wie frisches Elfenbein. Im 17. und 18. Jahrhundert wurde auf der westafrikanischen Küste Elfenbein in drei Kategorien gehandelt. Die Definition und der Preis einer jeden Kategorie richtete sich dabei nach dem Gewicht. Das leichteste Elfenbein (1 bis 14 Pfund) wurde im Handel auch als „Crevellas“ bezeichnet, normales Elfenbein hatte 15 bis 30 Pfund und bei mehr als 30 Pfund sprach man von „großem“ Elfenbein.
  4. in historischen dänischen Sprachgebrauch: Annamaboe
  • Georg Nørregård: Slaveoprøret på ‚Patientia’ 1753, in: Handels- og Søfartmuseet på Kronborg – Årbog, Helsingør, 1950, S. 21–44
  • Astrid Friis, Kristof Glamann: A history of prices and wages in Denmark 1160–1800, Kopenhagen 1958