Paul Becker (Architekt)
Paul Peter Aloysius Becker (* 29. Juli 1923 in Leiden, Niederlande; † 8. April 2004 in Erlangen) war ein deutscher Architekt.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paul Peter Aloysius Becker wurde 1923 in Leiden, Niederlande, als 5. Kind des Bergbauingenieurs Theodor Becker und dessen Ehefrau Maria Becker (geb. Norres) geboren, kam aber schon 1928 nach Deutschland. Aufgewachsen in Gelsenkirchen, besuchte er das Grillo-Gymnasium bis zum Abitur 1942. Nach seiner Militärzeit begann er 1946 sein Studium der Architektur an der Technischen Hochschule München bei Hans Döllgast. Unter dessen Leitung war Becker an der baulichen Konservierung der Alten Pinakothek in München und der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz beteiligt, um sie vor weiterem Verfall nach den Schäden des Zweiten Weltkrieges zu bewahren.
Seit 1951 war er bei der Firma Siemens-Schuckertwerke AG in Erlangen angestellt, wo er am Bau von Kraftwerken und Fabrikanlagen mitwirkte, u. a. in Durgāpur, Indien. Becker begann sich erfolgreich an Wettbewerben zu beteiligen und machte sich selbstständig. Der erste Meilenstein in Beckers Schaffen war die Kirche St. Hedwig in Kulmbach, die 1963 geweiht wurde, 1965 dann die erfolgreiche Teilnahme am Wettbewerb um die Baiersdorfer Kirche St. Josef. Bei den vielen Kirchen, die Becker plante, spielte entsprechend dem Zeitgeist das Schaffen kommunikativer christlicher Begegnungsstätten für die Gemeinden eine zentrale Rolle. Ihm war es wichtig, mit Hilfe seiner Architektur Voraussetzungen zur Förderung der Gemeindebildung zu schaffen – nicht nur isolierte Sakralbauten. Diese Zentren prägen das Bild ganzer Stadtteile in Erlangen und Umgebung. Bei den Kirchen St. Johannes in Reuth, St. Wolfgang in Hausen und in St. Leonhard in Breitengüßbach gelang es, die Substanz der bestehenden, alten Pfarrkirchen zu erhalten und behutsam den Neubau zu integrieren.
Charakteristisch war auch seine intensive Zusammenarbeit mit Künstlern wie Herbert Bessel (Glasfenster), Manfred Bergmeister (Kunstschmiede-Objekte) und Heinrich Kirchner (Skulpturen). Beckers Handschrift tragen u. a. das Technische Zentrum der Sparkasse Erlangen an der Werner-von-Siemens-Straße, das Roncalli-Stift, die Fachoberschule in Erlangen und etliche private Häuser und Villen.
1970 erfolgte die Aufnahme in den Zentralverband Deutscher Ingenieure. Er war Mitglied internationaler Architekturvereinigungen, im Baukunstbeirat und Jurymitglied des Kunstvereins Erlangen sowie im Architektenforum Erlangen.
Becker heiratete 1952 und hatte zwei Töchter.
Wirken und Werke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Rahmen seiner Tätigkeit bei Siemens-Schuckertwerke war Becker u. a. bei folgenden Projekten beteiligt:
- 1953 Kraftwerk Fortuna
- 1954 Industriebau, Bad Neustadt/Saale
- 1955 Elektromotorenwerk, Würzburg
- 1957 Kraftwerksbau, Durgāpur, Indien
- 1958 Kavernenkraftwerk, Vianden
Nach seinen Entwürfen als selbständiger Architekt sind entstanden:
- 1958 St. Marien, Erlangen: Wettbewerb gewonnen
- 1960 St. Bonifaz Jugendhaus[1], Erlangen
- 1962 St. Bonifaz Kindergarten und Konvikt, Erlangen
- 1963 St. Hedwig[2], Kulmbach
- 1964 Kindergarten, Erlangen Süd
- 1965 St. Josef, Baiersdorf[3]
- 1967 St. Sebald, Katholische Kirche[4][5]
- 1966 St. Sebald, Pfarrhaus[5] Erlangen
- 1971 St. Sebald, Jugendheim[5] Erlangen
- 1968 St. Wolfgang, 91353 Hausen[6] / Landkreis Forchheim1970 St. Heinrich, Alterlangen[7][8]
- 1970 St. Albertus Magnus[9][10], Frauenaurach
- 1974 St. Heinrich, Pfarr- und Jugendzentrum[7]
- 1974 Elisabethen Heim
- 1974 St. Johannes der Täufer, Reuth[11] / Landkreis Forchheim
- 1979 Heilige Familie mit Kinderhaus[12][13] Erlangen-Tennenlohe
- 1978 St. Leonhard, Erweiterung, Breitengüßbach[14]
- 1981 St. Marien[15], Erlangen-Bruck
- 1984 Erweiterung und Umbau des Kindergartens St. Heinrich, Erlangen
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans Markus Horst: Kirchenbau nach dem Konzil; Kirchen im katholischen Dekanat Erlangen von 1963 bis 1997. Fink, Lindenberg im Allgäu o. J. (2012), ISBN 978-3-89870508-0
- Interview mit Architekt Paul Becker. In: Kunst Spiegel, Zeitschrift für Kunst und Kunstgeschichte. Heft 2 / 1979 S. 42.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ St. Bonifaz Jugendhaus und Pfarrheim Erlangen. In: stbonifaz.de. Abgerufen am 10. Januar 2025.
- ↑ St. Hedwig Kirche Kulmbach. In: kirche-bamberg.de. Abgerufen am 10. Januar 2025.
- ↑ Dieter Köchel: Neues Dach für Pfarrkirche St. Josef in Baiersdorf. In: nordbayern.de. 17. August 2014, abgerufen am 11. Januar 2025.
- ↑ Hans Markus Horst: Kirchenbau nach dem Konzil. Kirchen im katholischen Dekanat Erlangen von 1963 bis 1997. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2015, ISBN 978-3-00-051421-0, S. 66–70.
- ↑ a b c Paul Becker: St. Sebald Church, 1966–1968. In: sosbrutalism.org. Abgerufen am 10. Januar 2025 (englisch).
- ↑ St. Wolfgang Hausen. In: pfarrei-st-michael-heroldsbach.de. Abgerufen am 10. Januar 2025.
- ↑ a b St. Heinrich Kirche Erlangen. In: st-heinrich-erlangen.de. Abgerufen am 10. Januar 2025.
- ↑ Hans Markus Horst: Kirchenbau nach dem Konzil. Kirchen im katholischen Dekanat Erlangen von 1963 bis 1997. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2015, ISBN 978-3-89870-508-0, S. 108–112.
- ↑ Hans Markus Horst: Kirchenbau nach dem Konzil. Kirchen im katholischen Dekanat Erlangen von 1963 bis 1997. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2015, ISBN 978-3-00-051421-0, S. 96–100.
- ↑ Kirchengemeinde St. Albertus Magnus, Frauenaurach. In: albertus-magnus-frauenaurach.de. Abgerufen am 10. Januar 2025.
- ↑ St. Johannes Reuth. In: kirche-bamberg.de. Abgerufen am 10. Januar 2025.
- ↑ Hans Markus Horst: Kirchenbau nach dem Konzil. Kirchen im katholischen Dekanat Erlangen von 1963 bis 1997. Heilige Familie . Erlangen-Tennenlohe. Fink, Lindenberg im Allgäu o. J. 2015, ISBN 978-3-89870-508-0, S. 132–136.
- ↑ Heilige Familie mit Kinderhaus, Erlangen-Tennenlohe. In: heilige-familie-tennenlohe.de. Abgerufen am 10. Januar 2025.
- ↑ Pfarrkirche Breitengüßbach. In: Kath. Pfarramt St. Leonhard Breitengüßbach. Abgerufen am 11. Januar 2025.
- ↑ Hans Markus Horst: Kirchenbau nach dem Konzil; Kirchen im katholischen Dekanat Erlangen von 1963 bis 1997. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg im Allgäu 2012, ISBN 978-3-00-051421-0, S. "138–142", "172".
Personendaten | |
---|---|
NAME | Becker, Paul |
ALTERNATIVNAMEN | Becker, Paul Peter Aloysius (vollständiger Name) |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Architekt |
GEBURTSDATUM | 29. Juli 1923 |
GEBURTSORT | Leiden, Niederlande |
STERBEDATUM | 8. April 2004 |
STERBEORT | Erlangen |