Paul Heider (Historiker)
Paul Heider (* 31. Dezember 1931 in Heudorf; † 4. August 2014)[1] war ein deutscher Militärhistoriker und Oberst der Nationalen Volksarmee (NVA). Er war Ordentlicher Professor an der Militärakademie „Friedrich Engels“ der NVA. Ab 1985 arbeitete er am Militärgeschichtlichen Institut der DDR und war 1989/90 dessen letzter Direktor.[2][3]
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Herkunft und Ausbildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paul Heider wurde in Schlesien am 31. Dezember 1931 geboren. Nach der Vertreibung und Flucht beendete er die Schule in der neuen Heimat.
Mit seinem freiwilligen Eintritt im Januar 1949 wurde er Angehöriger der bewaffneten Organe – in der Hauptverwaltung Ausbildung (HVA), der Vorgänger-Organisation der Kasernierten Volkspolizei (KVP) der DDR.[3]
Laufbahn
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach seiner Ernennung zum Offizier (1951) wurde er als Lehrer in der gesellschaftswissenschaftlichen Ausbildung an Schulen der Grenzpolizei eingesetzt. In den Jahren 1955 bis 1961 absolvierte Heider ein Fernstudium der Geschichte an der Humboldt-Universität in Berlin, das er als Diplomhistoriker abschloss. Im Herbst 1961 wurde er Hochschullehrer an der Militärakademie „Friedrich Engels“ (MAFE)[4] der NVA. Heider war dort Fachgruppenleiter und Lehrstuhlleiter „Geschichte der Arbeiterbewegung / Militärgeschichte“.[3]
Heider wurde im Jahr 1969 zum ersten akademischen Titel Doktor der Philosophie (Dr. phil.) promoviert. Heider setzte sich mit für damalige Verhältnisse ungewöhnlicher Offenheit mit der Politik der KPD in der Weimarer Republik kritisch auseinander und klärte auf über das noch weitgehend unter Verschluss gehaltene Thema des geheimen Militärapparats der KPD.[5]
Im Jahr 1974 wurde Heider Mitglied des Wissenschaftlichen Rates des Militärgeschichtlichen Institutes (MGI) der DDR. 1978 folgte seine Promotion B (Dr. sc. phil.)[2] und im Folgejahr die Berufung zum ordentlichen Professor (1979) für Geschichte der Arbeiterbewegung und Militärgeschichte an der Militärakademie.[3][6]
Im Jahr 1984 wurde Heider Stellvertreter des Direktors für Forschung am Militärgeschichtlichen Institut der DDR (MGI) in Potsdam.[3] Er verantwortete in dieser Zeit eine mehrbändige Edition zur deutschen Militärgeschichte von den Anfängen bis 1985. Während der friedlichen Revolution in der DDR wurde er am 1. September 1989 Nachfolger von Reinhard Brühl Direktor des MGI.[7]
Wissenschaftliche Arbeiten nach 1990
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paul Heider betätigte sich als Wissenschaftler und Autor zu militärgeschichtlichen und militärpolitischen Themen. Er lieferte wissenschaftliche Beiträge für Publikationen des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes (MGFA) und unterzog die NVA und ihre Traditionsbezüge einer kritischen Bewertung.[8]
Im Jahr 2003 wurde er Mitglied der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. und publizierte in den DSS-Arbeitspapieren. 2004 wurde er Mitglied der Deutschen Kommission für Militärgeschichte.[5][3]
Veröffentlichungen (Auswahl)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Literatur von und über Paul Heider im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Nachlass Bundesarchiv N 948
- Eintrag in der Sächsischen Biografie
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Traueranzeige in Sächsische Zeitung vom 9. August 2014.
- ↑ a b Siehe Biographische Daten Paul Heider. In: Für Entmilitarisierung der Sicherheit. 20 Jahre Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS). (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Dresden 2010, Heft 100, S. 154. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-327018.
- ↑ a b c d e f Die Mitglieder der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. Biographische Daten Paul Heider. In: Für Entmilitarisierung der Sicherheit. 25 Jahre Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik (DSS) e. V: DSS-Arbeitspapiere, Dresden 2015, Heft 115, S. 152–153. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-321465.
- ↑ Abkürzung in: ZMSBw: Standortdatenbank NVA und GT/DDR. [1].
- ↑ a b Siehe Wolfgang Scheler: Nachruf für Oberst a. D. Prof. Dr. sc. Paul Heider. In: Website der Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V. (DSS), Dresden 2014, seit 2017 ist web-account geschlossen.
- ↑ Siehe: Berufene Hochschullehrer an der Militärakademie. In: Wolfgang Demmer, Eberhard Haueis: Militärakademie „Friedrich Engels“ 1959 bis 1990. Eine Dokumentation. (Hrsg.) Dresdener Studiengemeinschaft Sicherheitspolitik e. V., Dresden 2008, S. 123. urn:nbn:de:bsz:14-qucosa2-321551.
- ↑ Torsten Diedrich, Hans Ehlert, Rüdiger Wenzke (Hrsg.): Im Dienste der Partei, Handbuch der bewaffneten Organe der DDR (= Forschungen zur DDR-Gesellschaft). Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Ch. Links, Berlin 1998, ISBN 3-86153-160-7, S. 718.
- ↑ Buchbeiträge von Paul Heider für das MGFA sind beispielsweise: a) Ideologische Indoktrination und Traditionspflege in der Nationalen Volksarmee. In: Hans Ehlert, Matthias Rogg (Hrsg.): Militär, Staat und Gesellschaft in der DDR. Forschungsfelder, Ergebnisse, Perspektiven (= Militärgeschichte der DDR, Band 8). Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes. Berlin 2004, ISBN 3-86153-329-4, S. 303–322. b) Die Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere (AeO) – Propaganda- und Diversionsinstrument der SED. In: Militärgeschichtliche Zeitschrift, Nr. 61, Militärgeschichtliches Forschungsamt (Hrsg.), Potsdam 2002, S. 461–488. c) Die Gesellschaft für Sport und Technik (1952–1990). In: Torsten Diedrich, Hans Ehlert, Rüdiger Wenzke (Hrsg.): Im Dienste der Partei. Handbuch der bewaffneten Organe der DDR (= Forschungen zur DDR-Gesellschaft). Im Auftrag des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes, Berlin 1998, ISBN 3-86153-160-7, S. 69–200.
Personendaten | |
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NAME | Heider, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher NVA-Oberst und Militärhistoriker |
GEBURTSDATUM | 31. Dezember 1931 |
GEBURTSORT | Heudorf |
STERBEDATUM | 4. August 2014 |