Paul Krieg

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Paul Krieg (* 25. Mai 1869 in Eichberg, Schlesien; † 14. September 1938 in Peking) war ein deutscher Arzt und Hochschullehrer in Peking.

Krieg wuchs als Sohn des Direktors der Papierfabrik in Eichberg, Otto Krieg, und seiner Ehefrau Clara, geb. Bock, in wohlsituierten Verhältnissen auf.[1][2] Er war verheiratet und hatte drei Kinder.[3]

Krieg legte im Jahr 1888 die Abiturprüfung am Königlichen Gymnasium Hirschberg ab.[4] Den im Anschluss beim Feldartillerie-Regiment Nr. 6 aufgenommenen Militärdienst musste er infolge einer schweren Fußverletzung schon bald wieder aufgeben. Nachdem er wieder halbwegs genesen war, hörte er an der im Sommersemester 1889 an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Berlin juristische[5], dann forstwissenschaftliche Verlesungen. Beide Studiengänge brach er ab und entschied sich schließlich für das Studium der Medizin. Dieses Fach studierte er an den Universitäten der Städte Kiel[6], München[7], Breslau[6] und ab dem Sommersemester 1894 in Gießen.[8] Zu dieser Zeit war er Mitglied im Verein Deutscher Studenten Gießen.[9] Im Jahr 1896 wurde er dort mit einer Dissertation zum Thema „Ein Beitrag zu den angeborenen Beweglichkeitsdefekten der Augen“ promoviert. Zu dieser Zeit war er bereits approbierter Arzt in Hirschberg.[10]

London und Hongkong

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Bald darauf ging Krieg für drei Jahre als Krankenhausarzt an das Deutsche Hospital in London.

Als Krieg sich gerade um eine Anstellung beim Deutschen Hospital in New York bemühte, erhielt er das Angebot, eine Stelle als Partner des deutschen Arztes Karl Gerlach in Hongkong anzutreten. Die beiden Ärzte wurden sich einig und Krieg arbeitete von 1898 bis 1903 in Hongkong als Arzt für Allgemeinmedizin.[11]

In Hongkong hatte Krieg den Chirurgen Erich Paulun kennengelernt, der zwischenzeitlich mit Oskar von Schab die „Deutsche Ärztevereinigung in Shanghai“ gegründet hatte. Im Jahr 1903 ging auch Krieg nach Shanghai und beteiligte sich an dem Unternehmen. Daneben arbeitete er an dem von Paulun gegründeten Tongji-Hospital, das großen Zuspruch der chinesischen Bevölkerung fand. Darüber hinaus wurde Krieg an der 1907 auf Initiative Pauluns von der Deutschen Reichsregierung ins Leben gerufenen Deutschen Medizinschule für Chinesen in Shanghai als Dozent tätig.[12][6] Daneben fand Krieg auch noch die Zeit für die administrativen Aufgaben eines Vorsitzender des Kuratoriums der 1912 erweiterten Deutschen Medizin- und Ingenieurschule für Chinesen in Shanghai.[13] Als China im Jahr 1917 dem Deutschen Reich den Krieg erklärte, erhielt Krieg, der auch Gesandtschaftsarzt war, einen Diplomatenpass für die Ausreise. Zurück in Deutschland kam er als leitender Militärchirurg an der Westfront zum Einsatz.[6]

Dipper und Krieg (stehend von links) mit Ärzten und Pflegerinnen des Deutschen Hospitals in Peking 1925
Das Deutsche Hospital in Peking 1929

Nach Kriegsende war er als Arzt in Hirschberg tätig, bis ihm im Jahr 1922 die Stelle eines Gesandtschaftsarztes und Chefarztes am Deutschen Hospital in Peking, das auch als Gesandtschaftshospital diente, angeboten wurde.[14]

Als weiterer Chefarzt war dort bereits der Sanitätsrat Edmund Dipper tätig. Innerhalb weniger Jahre gelang es den beiden, die Kapazität des Hospitals zu vervielfachen. Um die Arbeit bewältigen zu können verpflichteten sie bereits 1923 einen Ophthalmologen sowie einen Gynäkologen und Chirurgen.[15] Allerdings litt das Arbeitsklima unter den Rivalitäten zwischen Krieg und Dipper, so dass der Gynäkologe und Chirurg Peking bald wieder verließ.[16] Als Pflegepersonal wurden im Jahr 1924 zunächst drei Schwestern aus der Evangelischen Diakonissenanstalt in Stuttgart rekrutiert, denen später weitere folgen sollten.[17] Der gute Ruf, den das Hospital unter Dipper und Krieg hatte, ließ nie einen Mangel an Ersatz für ausscheidende Ärzte und Krankenschwestern entstehen.

Neben seiner Tätigkeit am Deutschen Hospital war Krieg bereits 1922 Belegarzt am Peking Central Hospital[18] und spätestens ab 1924 Professor für Pädiatrie an der Staatlichen Medizinhochschule in Peking.[19]

Nach dem Tod Dippers im Jahr 1933 führte Krieg das Deutsche Hospital als alleiniger Chefarzt und genoss bei chinesischen und europäischen Patienten einen hervorragenden Ruf. Sein wohl prominentester Patient dürfte 1925 Sun Yat-sen, der Präsident der Nationalregierung in Kanton, gewesen sein.[20]

Veröffentlichungen

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  • Ein Beitrag zu den angeborenen Beweglichkeitsdefekten der Augen, Dissertation der Medizinischen Fakultät der Ludwigs-Universität Gießen. Grossh. Hof- und Universitäts-Druckerei Curt von Münchow, Gießen 1896
  • Klinische Wochenschrift vom 15. Oktober 1938. Jg. 17, Nr. 42. Verlag Julius Springer, Berlin 1938, S. 1496.
  • G. Lindner (Hrsg.): Königliches Gymnasium in Hirschberg. Ostern 1889. Paul Oertel (vormals W. Pfund), Hirschberg 1889. Digitalisat
  • Erich von Salzmann: Dr. Paul Krieg. Das Lebensbild eines deutschen Kulturpioniers in Ostasien. In: Der Auslandsdeutsche. Hrsg. im Auftrag des Deutschen Auslands-Instituts von Fritz Wertheimer Jg. 10 (1927), Karl Weinbrenner & Söhne, Stuttgart 1927, S. 210–215.
  • Alex[ander] Ramsay (Hrsg.): The Peking Who´s Who. 1922. The Tientsin Press Limited, Peking 1922. Digitalisat
  • Barbara Schmitt-Englert: Deutsche in China 1920–1950. Alltagsleben und Veränderungen. Ludwigshafener Schriften zu China. Bd. 1. Ostasien Verlag, Gossenberg 2012. ISBN 978-3-940527-50-9.
  • Marc Zirlewagen: Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten. Bd. 1, Mitglieder A–L. BoD Books on Demand, Norderstedt 2014. ISBN 978-3-7357-2288-1.
  • Marc Zirlewagen: Studentengeschichte. Aufsätze und Artikel 2011–2015 sowie das Fragment „125 Jahre VDSt zu Gießen“. BoD Books on Demand, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7386-5996-2.

Einzelnachweise

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  1. Nachrichten über das Schuljahr von Ostern 1888 – 1889. In: G. Lindner (Hrsg.): Königliches Gymnasium in Hirschberg. Ostern 1889. Paul Oertel (vormals W. Pfund), Hirschberg 1889, S. 20–35 (33).
  2. Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure. Bd. 19, Mitgliederverzeichnis. Selbstverlag des Vereins, Commissions-Verlag von Rudolph Gaertner, Berlin 1875, S. 29.
  3. Marc Zirlewagen: Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten. Band 1, Mitglieder A-L. BoD Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-2288-1, S. 467.
  4. Nachrichten über das Schuljahr von Ostern 1888 – 1889. In: G. Lindner (Hrsg.): Königliches Gymnasium in Hirschberg. Ostern 1889. Paul Oertel (vormals W. Pfund), Hirschberg 1889, S. 20–35 (33).
  5. Amtliches Verzeichnis des Personals und der Studirenden der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Auf das Sommerhalbjahr vom 24. April bis 15. August 1889. Buchdruckerei von Gustav Schabe (Otto Francke), Berlin 1889, S. 84.
  6. a b c d Erich von Salzmann: Dr. Paul Krieg. Das Lebensbild eines deutschen Kulturpioniers in Ostasien. In: Der Auslandsdeutsche. Jg. 10 (1927). Karl Weinbrenner & Söhne, Stuttgart 1927, S. 210–215 (210).
  7. Amtliches Verzeichnis des Personals der Lehrer, Beamten und Studierenden an der königlich bayerischen Ludwigs-Maximilians-Universität zu München. Winter-Semester 1892/93. Kgl. Hof- und Universitätsbuchdruckerei von Dr. C. Wolf & Sohn, München 1992, S. 68.
  8. Personal-Bestand der Großherzoglich Hessischen Ludewigs-Universität zu Gießen. Sommerhalbjahr 1894. Großherzogliche Hof- und Universitäts-Druckerei Curt von Münchow, Gießen 1894, S. 30.
  9. Marc Zirlewagen: Studentengeschichte. Aufsätze und Artikel 2011–2015 sowie das Fragment „125 Jahre VDSt zu Gießen“. BoD Books on Demand, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7386-5996-2, S. 180.
  10. Paul Krieg: Ein Beitrag zu den angeborenen Beweglichkeitsdefekten der Augen, Dissertation der Medizinischen Fakultät der Ludwigs-Universität Gießen. Grossh. Hof- und Universitäts-Druckerei Curt von Münchow, Gießen 1896.
  11. Marc Zirlewagen: Biographisches Lexikon der Vereine Deutscher Studenten. Band 1, Mitglieder A-L. BoD Books on Demand, Norderstedt 2014, ISBN 978-3-7357-2288-1, S. 467.
  12. Tongji Hospital History. Tongji Hospital, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 20. Februar 2016; abgerufen am 2. September 2016 (2009–2011).
  13. Roswitha Reinbothe (Hrsg.): Tongji-Universität in Shanghai. Dokumente zur Gründungsgeschichte. Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden 2009, ISBN 978-3-447-06063-9, S. 438.
  14. Irmgard Grimm: Erinnerungen aus meinem bunten Leben. Irmgard Grimm / Nicolas Reichelt, Hannover / Frankfurt am Main 1992, S. 52.
  15. Barbara Schmitt-Englert: Deutsche in China 1920–1950. Alltagsleben und Veränderungen. In: Ludwigshafener Schriften zu China. Band 1. Ostasien Verlag, Gossenberg 2012, ISBN 978-3-940527-50-9, S. 458.
  16. Irmgard Grimm: Erinnerungen aus meinem bunten Leben. Irmgard Grimm / Nicolas Reichelt, Hannover / Frankfurt am Main 1992, S. 61.
  17. Susanne Dieterich: Weise Frau, Hebamme, Hexe, Doktorin. Zur Kulturgeschichte der weiblichen Heilkunst. 3. Auflage. Der Kleine Buch Verlag, Karlsruhe 2016, ISBN 978-3-7650-1406-2, S. 166.
  18. Alex[ander] Ramsay (Hrsg.): The Peking Who´s Who. 1922. The Tientsin Press Limited, Peking 1922, S. 57.
  19. Minerva-Zeitschrift. Nachrichten für die gelehrte Welt 1924. Band 2. Verlag Walter de Gruyter & Co., Berlin 1924, S. 106.
  20. Barbara Schmitt-Englert: Deutsche in China 1920–1950. Alltagsleben und Veränderungen. In: Ludwigshafener Schriften zu China. Band 1. Ostasien Verlag, Gossenberg 2012, ISBN 978-3-940527-50-9, S. 459.