Paul Meyer (Jurist, 1844)

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Paul Simon Meyer (* 18. Mai 1844 in Berlin; † 18. Dezember 1925 ebenda)[1] war ein deutscher Jurist und Eisenbahnbeamter.

Paul Meyer entstammte einer jüdischen Familie und war ein Sohn des späteren Berliner Stadtrates und Stadtältesten Moritz Meyer (1811–1869),[1][2][3] welcher über seinen Nachlass die Einrichtung der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums ermöglichte[4], und Nanny, Tochter des Bankiers Alexis Meyer (1787–1869)[2].

Paul Meyer studierte Rechtswissenschaften und promovierte,[1] bevor er Gerichtsassessor wurde. 1875 wurde er in die Staatseisenbahnverwaltung übernommen, Regierungsassessor und kam zur Eisenbahndirektion Kassel.[5] 1878 wurde er zum Direktionsmitglied der Königliche Direktion der Ostbahn ernannt und erhielt zusätzlich die Mitgliedschaft in der Königlichen Eisenbahnkommission in Berlin.[6]

1880 kam er aus Breslau als Hilfsarbeiter zur Eisenbahndirektion nach Köln.[7] Am 18. Januar 1895 wurde er als Regierungsrat mit dem Roten Adlerorden 4. Klasse ausgezeichnet.[8] Im gleichen Jahr wurde er zum Oberregierungsrat befördert und wurde stellvertretender Direktor der Eisenbahndirektion Münster. Diese Entscheidung wurde u. a. durch die konservative Kreuzzeitung antisemitisch kommentiert.[9]

Er wechselte später zur Eisenbahndirektion nach Köln und Elberfeld. Von 1901 bis 1907 war er stellvertretender Präsident der Eisenbahndirektion Frankfurt am Main[10][11] und war damit der erste preußisch-jüdische Beamte, der diesen Rang im preußischen Staatsdienst erreichte.[1][12][13] 1907 ging er in den Ruhestand.[1]

Neben Felix Bamberg[14] (1820–1893), Wilhelm Cahn (1839–1920) und Georg Eger (1848–1914) war er einer der ganz wenigen jüdischen Beamten, denen im deutschen Kaiserreich der Aufstieg in die höhere preußischen Staatsverwaltung und den Reichsdienst gelang.[12]

Engagement und Familie

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Paul Meyer engagierte sich nach dem Tod seines Vaters 1869 gemeinsam mit seiner Frau Helene, geb. Speyer[11] (1857–1898), für die Gründung der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und war später dort Kurator.[1][15] 1922 war er im Kuratorium Stellvertreter des Vorsitzenden Albert Mosse.[16]

Er war Vater des späteren Rechtswissenschaftlers und Hochschullehrers Alex Meyer[11], des späteren Diplomaten Richard Meyer[3] und von Else von Schlitz, geb. Meyer. Mit seiner Frau ist er in einem Doppelgrab auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin begraben.[17]

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands: Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit 1848-1918. Mohr Siebeck, 1968, ISBN 978-3-16-829292-0, S. 64.
  2. a b Jacob Jacobson: Die Judenbürgerbücher der Stadt Berlin 1809–1851: Mit Ergänzungen für die Jahre 1791–1809. Walter de Gruyter, 2018, ISBN 978-3-11-083621-9, S. 301.
  3. a b Richard Meyer von Achenbach: Gedanken über eine konstruktive deutsche Ostpolitik: eine unterdrückte Denkschrift aus dem Jahr 1953. Athenäum, 1986, ISBN 978-3-7610-8414-4, S. 125.
  4. Gábor Lengyel: Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn: ungarische Hörer in Bildungsinstitutionen des deutschen Judentums (1854-1938). LIT Verlag Münster, 2012, ISBN 978-3-643-11725-0, S. 83.
  5. Verein Deutscher Eisenbahn-Verwaltungen: Zeitung des Vereins Deutscher Eisenbahnverwaltungen: Organ d. Vereins. 15. Auflage. Nr. 63. Springer, 13. August 1875, S. 1.
  6. Verein Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen: Zeitung des Vereins Mitteleuropäischer Eisenbahnverwaltungen. 1878, S. 389.
  7. Eisenbahn-Verordnungs-Blatt. 1880, S. 549.
  8. Königlich preussische Ordensliste. 1895, S. 659.
  9. Westfälische Forschungen. Aschendorff, 2003, ISBN 978-3-402-09232-3, S. 441.
  10. Es wird fälschlicherweise in einigen Quellen angegeben, dass es sich um eine „Eisenbahndirektion Frankfurt an der Oder“ handelt, welche es zu diesem Zeitpunkt nicht gab.
  11. a b c German Journal of Air and Space Law. Band 28. C. Heymanns., 1979, S. 304.
  12. a b Barbara Strenge: Juden im preußischen Justizdienst 1812-1918: Der Zugang zu den juristischen Berufen als Indikator der gesellschaftlichen Emanzipation. Walter de Gruyter, 2012, ISBN 978-3-11-097906-0, S. 232.
  13. Leo Baeck: Wege im Judentum: Aufsätze und Reden. Gütersloher Verlagshaus, 2019, ISBN 978-3-641-24844-4, S. 308.
  14. Ernest Hamburger: Juden im öffentlichen Leben Deutschlands: Regierungsmitglieder, Beamte und Parlamentarier in der monarchischen Zeit 1848-1918. Mohr Siebeck, 1968, ISBN 978-3-16-829292-0, S. 35 f.
  15. Ost und West. Verlag Ost und West, 1907, S. 685.
  16. Elisabeth Kraus: Die Familie Mosse: deutsch-jüdisches Bürgertum im 19. und 20. Jahrhundert. C.H.Beck, 1999, ISBN 978-3-406-44694-8, S. 682.
  17. Alfred Etzold: Die Jüdischen Friedhöfe in Berlin. Henschel, 1991, ISBN 978-3-362-00557-9, S. 75.