Paul Steinkühler
Paul Steinkühler (* 7. Februar 1873 in Dortmund; † 9. März 1959 in Hagen) war ein deutscher Handwerkskammerpräsident. Er war verheiratet und hatte zwei Söhne – Gustav Adolf Steinkühler und Paul Steinkühler.
Schule – Ausbildung – Berufsleben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paul Steinkühler besuchte die Volksschule und beendete eine sich anschließende Ausbildung (1887 - 1890) zum Schornsteinfeger in Hagen mit Auszeichnung. Nach zwei Gesellenjahren absolvierte er den dreijährigen Militärdienst (1892 - 1895). 1895 bestand er erfolgreich die Meisterprüfung für Schornsteinfeger. Nach weiteren Gesellenjahren übernahm er 1898 die Stelle eines Bezirksschornsteinfegermeisters in Weitmar (heute Stadtteil von Bochum). Im Jahre 1909 wechselte er als Bezirksschornsteinfegermeister nach Hagen. Diese Stelle übte er bis zum Erreichen der Altersgrenze im Januar 1947 aus.[1]
Paul Steinkühler war auch Mitglied der freiwilligen Feuerwehr in Hagen. Diese Erfahrung half im sicherlich, als er im März 1912 unter Einsatz seines Lebens eine sechsköpfige Familie aus einem brennenden Wohnhaus rettete.[2] Dafür erhielt er die Rettungsmedaille am Bande.[3]
Steinkühler setzte sich in seinem Berufsleben sehr für die schulische Aus- und Fortbildung der Schornsteinfeger ein. Am 1. September 1907 wurde er zum „Vater der Berufsschule“[4] mit der Gründung der Schornsteinfegerfachschule für den Regierungsbezirk Arnsberg in Hagen. Diese Schule besteht bis heute und wird aktuell am Berufskolleg Cuno II[5] in Hagen geführt.
Mitwirkung in Innungen und Kammern des Handwerks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Paul Steinkühler engagierte sich schon früh für die Interessenvertretung und soziale Absicherung der selbstständige Schornsteinfeger.
Von 1913 bis 1927 übte er das Amt des Kreishandwerkermeisters in Hagen aus. Ein Jahr später stand er bis 1922 als Vorsitzender an der Spitze des Handwerks- und Gewerbeamts in Hagen.[6] Nachdem man ihn 1915 – anlässlich von Ersatzwahlen – als Mitglied in die Vollversammlung der Handwerkskammer zu Dortmund[7] gewählt hatte, wurde er von dieser am 18. April 1922 zum Handwerkskammerpräsidenten gewählt.[8] Neben seinem engagierten Einsatz für die Belange des Handwerks, setzte er sich in den Jahren seiner Amtszeit nachdrücklich für den Neubau eines Verwaltungsgebäudes der Handwerkskammer in der Innenstadt von Dortmund ein. Im Juni 1930 wurde der Neubau durch ihn feierlich eröffnet.[9]
Im Zuge der Gleichschaltung der Handwerkskammern[10] setzte der Nationalsozialistische Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand Anfang April 1933 August Schmidt[11] (Schmiedemeister, Hagen – Mitglied der NSDAP) als Kommissar an die Spitze der Dortmunder Handwerkskammer.[12] Steinkühler verlor seine Entscheidungsfreiheit, blieb aber formal Präsident der Kammer. Sein stellvertretender Geschäftsführer, Joseph Scherer, wurde am 13. April 1933 aus politischen Gründen suspendiert[13]. Die neuen Machthaber inszenierten[14] für Paul Steinkühler am 7. Juni 1933 auf einer außerordentlichen Vollversammlung der Handwerkskammer einen „ehrenvollen“ Abschied aus dem Amt des Präsidenten. Steinkühler erklärte seinen Rücktritt und auf Vorschlag des Hauptredners auf der Versammlung, Karl Zeleny, stellvertretender Vorsitzender des Reichsstandes des deutschen Handwerks, ernannte die Vollversammlung Paul Steinkühler zum Ehrenpräsidenten der Handwerkskammer Dortmund.[15] Offensichtlich wollte man aber nicht sofort vollständig auf die Erfahrungen und umfangreiche Vernetzung von Steinkühler verzichten und gab ihm deshalb einen Sitz im neuen Vorstand der Handwerkskammer. Im September 1936 wurde ihm dann aber diese Funktion aus organisatorischen Gründen wieder entzogen.[16] Damit endete die aktive Ära von Paul Steinkühler in der Handwerkskammer Dortmund.
Mitwirkung bei Versicherungen zur sozialen Sicherung im Handwerk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die enge Verbindung zwischen Handwerkskammer und Kranken-Unterstützungskassen für selbstständige Handwerker und den Mittelstand führte den Handwerkspräsidenten Paul Steinkühler in den 1920er Jahren in die Aufsichtsräte der „Handwerk, Handel- und Gewerbe“ Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund (1924) (Abkürzung: „HHG“) und der „Mittelstandhilfe“, Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund (1927) (Abkürzung; „Mittelstandshilfe“).[17] Während des Zweiten Weltkrieges war Steinkühler weiterhin Vorsitzender des Aufsichtsratsrates der „Mittelstandshilfe“ und auch der Gewerbebank Hagen.[18] Nach dem Krieg gehörte Steinkühler zum Team um Joseph Scherer, das die Organisation und Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs der „HHG“ regelte. Im November 1945 wurde Steinkühler auf der ersten Mitgliederversammlung der „HHG“ in den Aufsichtsrat und im Januar 1946 zum Aufsichtsratsvorsitzenden[19][20] gewählt. Steinkühler war ab 1946 auch Aufsichtsratsvorsitzender der „Mittelstandshilfe“ und des „Signal“ Unfall-Versicherungsvereins a.G. in Dortmund. Paul Steinkühler war demnach in den Versicherungsunternehmen als Aufsichtsratsvorsitzender aktiv, die später den Stamm der SIGNAL IDUNA Gruppe bildeten.
Bedingt durch das Erreichen der Altersgrenze als Bezirksschornsteinfegermeister schied Steinkühler Anfang 1947 aus dem „Versorgungsverein Deutscher Schornsteinfeger – Ausweichkasse für die Nordrheinprovinz und Westfalen“ aus, den er mitbegründet und lange Zeit als Vorsitzender geführt hatte.[21]
Paul Steinkühler war nach dem Neubau des Verwaltungsgebäudes der Handwerkskammer in Dortmund ein zweites Mal an der Errichtung eines repräsentativen Gebäudes in der Dortmunder Innenstadt aktiv beteiligt. Am 1. Oktober 1953 führte er als Aufsichtsratsvorsitzender die Grundsteinlegung für den Neubau des Verwaltungsgebäudes der „HHG“ durch.[22]
Auf der gemeinsamen Sitzung der Mitgliederversammlungen der Aufsichtsräte von „HHG“, „Mittelstandshilfe“ und „Signal“ am 10. Mai 1954 erklärte der 81-jährige Paul Steinkühler seinen Rücktritt aus Altersgründen. Das Protokoll der Versammlung zitierte ihn mit seinem Wahlspruch: „Treue in Pflicht ist Dein Recht!“.[23]
Auszeichnungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; handschriftlicher Lebenslauf
- ↑ Hagener Zeitung, 29. März 1912, Nr. 76. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Hagener Zeitung 31. August 1912, Nr. 205. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; Zeitungsartikel der „Westfalenpost“ vom 2. September 1957, Nr. 202, zum 50-jährige Bestehen der Berufsschule für Schornsteinfeger in Hagen
- ↑ Berufskolleg Cuno II in Hagen. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Halversche Zeitung – Generalanzeiger für Märkisch Sauerland, 5. Mai 1915, Nr. 104. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Lüdenscheider Zeitung - Amtliches Kreisblatt für den Stadtkreis Lüdenscheid. Amtlicher Anzeiger für den Kreis Altena, 22. April 1922, Nr. 94 - Erstes Blatt - 55. Jg. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Dortmunder Zeitung, 19. April 1922, Nr. 182 - Morgen-Ausgabe -, 95. Jg. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Dortmunder Zeitung, 30. Juni 1930, Nr. 298 - Morgen-Ausgabe -, 102. Jg. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Ralf Stremmel: Kammern der gewerblichen Wirtschaft im „Dritten Reich“ – Allgemeine Entwicklungen und das Fallbeispiel Westfalen-Lippe, Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Hrsg.: Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e.V. Band 25. Ardey-Verlag, Dortmund/Münster 2005, ISBN 3-87023-197-1, S. 92 ff.
- ↑ Ralf Stremmel: Kammern der gewerblichen Wirtschaft im „Dritten Reich“ – Allgemeine Entwicklungen und das Fallbeispiel Westfalen-Lippe, Untersuchungen zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Hrsg.: Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e.V. Band 25. Ardey-Verlag, Dortmund/Münster 2000, ISBN 3-87023-197-1, S. 154 (Kurzbiografie von August Schmidt).
- ↑ Hagener Zeitung – gegründet als „Hermann“ - 6. April 1933, Nr. 82. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Karl-Peter-Ellerbrock; Ulrike Schlieper: Handwerk und Montanregion : 100 Jahre Handwerkskammer Dortmund. Hrsg.: Handwerkskammer Dortmund in Kooperation mit der Stiftung Westfälisches Wirtschaftsarchiv. Dortmund 2000, ISBN 3-00-005865-6, S. 54.
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 – Paul Steinkühler; handschriftliche Hinweise zur Verabschiedung von Steinkühler auf der Rückseite des Schreibens des Nationalsozialistischen Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand vom 3. April 1933 an Steinkühler
- ↑ Dortmunder Zeitung, 12. Juni 1933, Nr. 267 - Morgen-Ausgabe -, 105. Jg. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; Schreiben des Vorsitzenden der Handwerkskammer Dortmund, August Schmidt, vom 23. September 1936 an Steinkühler.
- ↑ Stadtarchiv Hagen, Ha2-3059; Denkschrift über den Ehrenpräsidenten der Handwerkskammer zu Dortmund/Hagen Paul Steinkühler, o.J.; Anmerkung: Verfasst von Joseph Scherer anlässlich des 80. Geburtstags von Paul Steinkühler
- ↑ Hagener Zeitung - Westfälisches Tageblatt, 6./7. Februar 1943, Nr. 31. Abgerufen am 9. Mai 2023.
- ↑ Emil Deierling: Selbsthilfe auf ständischer Grundlage – eingeleitet von Joseph Scherer, 50 Jahre „Handwerk, Handel- und Gewerbe“ Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund. Hrsg.: „Handwerk, Handel- und Gewerbe“ Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund. Hoppenstedts Wirtschaftsarchiv GmbH, Darmstadt 1957, S. 102 ff.
- ↑ Emil Deierling: Selbsthilfe auf ständischer Grundlage – eingeleitet von Joseph Scherer, 50 Jahre „Handwerk, Handel- und Gewerbe“ Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund. Hrsg.: „Handwerk, Handel- und Gewerbe“ Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund. Hoppenstedts Wirtschaftsarchiv GmbH, Darmstadt 1957, S. 105 (Dr. Paul Steinkühler (Volkswirt), ein Sohn von Paul Steinkühler sen.,wurde im Mai 1947 in den Vorstand der „HHK“ berufen. Dr. Paul Steinkühler war schon seit 1932 in der Zweigdirektion der „HHG“ in Heidelberg tätig.).
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; Schreiben des „Versorgungsverein Deutscher Schornsteinfeger – Ausweichkasse für die Nordrheinprovinz und Westfalen“ an Steinkühler vom 12. April 1947
- ↑ Emil Deierling: Selbsthilfe auf ständischer Grundlage – eingeleitet von Joseph Scherer, 50 Jahre „Handwerk, Handel- und Gewerbe“ Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund. Hrsg.: „Handwerk, Handel- und Gewerbe“ Krankenversicherungsanstalt a.G. zu Dortmund. Hoppenstedts Wirtschaftsarchiv GmbH, Darmstadt 1957, S. 178.
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; Protokoll der gemeinsamen Sitzung der Mitgliederversammlungen der Aufsichtsräte von „HHG“, „Mittelstandshilfe“ und „Signal“ am 10. Mai 1954
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; Urkunde – Datum der Urkunde: 28. Januar 1953 - unterzeichnet vom Bundespräsidenten Heuss; ausgehändigt anlässlich einer Feierstunde zum 80. Geburtstag von Steinkühler
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; Urkunde (Nr. 7797), ausgestellt von der Generalkommission in Angelegenheiten des Königlich Preußischen Ordens
- ↑ Westfälisches Wirtschaftsarchiv Dortmund, Bestand N 7/73 - Paul Steinkühler; dort: „Besitzzeugnis“ für das Verdienstkreuz für Kriegshilfe, ausgestellt am 18. Dezember 1917
Personendaten | |
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NAME | Steinkühler, Paul |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Handwerkskammerpräsident |
GEBURTSDATUM | 7. Februar 1873 |
GEBURTSORT | Dortmund |
STERBEDATUM | 9. März 1959 |
STERBEORT | Hagen |