Paul Truniger

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Paul Robert Truniger (* 27. Januar 1878 in Wil SG; † 22. März 1946 ebenda) war ein Schweizer Architekt, Politiker Oberst.

Truniger wurde 1878 als Sohn des Kreiskommandanten und Stadtammann Joseph Pancratius Truniger geboren.[1] Er besuchte zuerst das Technikum Winterthur (heute Teil der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften) und dann die Kantonsschule in St. Gallen, studierte schliesslich Architektur an der ETH Zürich,[2] war anschliessend vor allem in seiner Heimatstadt Wil als Architekt aktiv. So entwarf er beispielsweise das Alleeschulhaus, das Haus zum Jupiter für den Fotografen Hermann Tschopp,[3] die Traktorenfabrik für die Firma Hürlimann,[4][5] sowie diverse Wohnhäuser im Wiler Westquartier.[6][7] In Zürich plante er 1936 das Malz- und Kohlesilo der Löwenbräu.[8][9][10] Beim Berufsverband SIA war Truniger ebenfalls aktiv. So war er von 1937 bis 1939 im dortigen Zentralvorstand und von 1931 bis 1939 in der Wettbewerbskommission.[2]

Auch politisch war Truniger aktiv. Als Mitglied der FDP war er von 1912 bis 1945 Mitglied im Grossen Rat des Kantons St. Gallen (heute: Kantonsrat) und präsidierte diesen im Jahr 1933. Lokalpolitisch war Truniger im Ortsschulrat und später Präsident des Bezirksschulrats.[11] 1916 war ein Protest Paul Truniger im Schulrat über die Rechnung der Schulgemeinde Auslöser für die sogenannte «Affäre Schmid», die in Wil hohe Wellen warf.[12] Ausserdem engagierte sich Truniger für das Ortsmuseum,[13] und für die Theatergesellschaft (heute: Musiktheater Wil), wo er von 1914 bis zu seinem Tod Präsident war.[14] Er war Initiant für die Badi Weierwiese und war aktives Mitglied im Turn- und Schützenverein.[15] Bei ersterem war er 50 Jahre lang Mitglied, 20 Jahre davon als Präsident und zuletzt Ehrenmitglied.[16] 1938 wurden Truniger und seine Frau zu seinem 60. Geburtstag von der Ortsbürgergemeinde zu Ehrenbürgern ernannt.[17]

In der Armee war er Oberst,[11] einen Grad, den er auch im zivilen Leben gerne vor seinen Namen setzte. Zuletzt kommandierte er bis 1932 die Brigade 16.[2]

Er war mit Maria Barbara Truniger (geb. Senn) verheiratet[1] und starb 1946 im Alter von 68 Jahren an einem Herzinfarkt.[11]

Einzelnachweise

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  1. a b Paul Robert Truniger-Senn. In: Portrait Archiv. Abgerufen am 30. Mai 2024.
  2. a b c K. Zöllig: Paul Truniger. In: Schweizerische Bauzeitung. Band 127, Nr. 14, 8. Juni 1946, S. 294 (e-periodica.ch).
  3. Haus Jupiter. In: Wilnet.ch. Abgerufen am 30. Mai 2024.
  4. LARAG, ehemalige Traktorenfabrik Hürlimann. In: Nationale Informationsstelle zum Kulturerbe. Abgerufen am 30. Mai 2024.
  5. Christa Zeller (Hrsg.): Schweizer Architekturführer. Band 1. Werk Verlag, Zürich 1992, ISBN 3-909145-11-6, S. 63.
  6. Natalie Milsom: Als die Reichsten im Westquartier wohnten. In: Wiler Zeitung. 27. März 2017, abgerufen am 30. Mai 2024.
  7. Schutz für die Villa India. In: Quartierverein Wil West. Abgerufen am 14. Juni 2024.
  8. Malz- und Kohlensilo 1936, Löwenbräu Zürich, Limmatstrasse 254. In: Stadt Zürich. Hochbauamt. Abgerufen am 14. Juni 2024.
  9. Neuer Silo der Löwenbräu A.G. Zürich. In: Neue Zürcher Zeitung. 30. Dezember 1936, S. 7 (e-newspaperarchives.ch).
  10. Werner Stutz: Ehemalige Brauerei Löwenbräu. In: Hochbaudepartement der Stadt Zürich. Amt für Städtebau (Hrsg.): Baukultur in Zürich. Band 3. Verlag Neue Zürcher Zeitung, Zürich 2004, ISBN 3-03823-072-3, S. 137 (stadt-zuerich.ch).
  11. a b c Kleine Mitteilungen. In: Neue Zürcher Zeitung. 24. März 1946, S. 6 (e-newspaperarchives.ch).
  12. Ursula Ammann: Fast hätte man den Bären durch einen Vogel ersetzt. In: Wiler Zeitung. 29. Dezember 2016, abgerufen am 23. Mai 2024.
  13. Stadtmuseum. In: Ortsbürgergemeinde Wil. Abgerufen am 30. Mai 2024.
  14. Sigi Blarer: Theatergesellschaft Wil, Wil SG. In: Andreas Kotte (Hrsg.): Theaterlexikon der Schweiz. Band 3, Chronos, Zürich 2005, ISBN 3-0340-0715-9, S. 1864 f.
  15. Truniger, Paul (1878 - 1946). In: Wilnet.ch. 26. August 2008, abgerufen am 30. Mai 2024.
  16. Totentafel. In: Neue Zürcher Nachrichten. 27. März 1946, S. 5 (e-newspaperarchives.ch).
  17. Neue Ehrenbürger von Wil. In: Neue Zürcher Nachrichten. 21. November 1938, S. 2 (e-newspaperarchives.ch).