Personal im KZ Mittelbau-Dora
Das Personal im KZ Mittelbau-Dora arbeitete zur Zeit des Nationalsozialismus im KZ Mittelbau-Dora. Die personelle Aufteilung war für die Konzentrationslager einheitlich vorgegeben durch die Inspektion der Konzentrationslager (IKL). Im KZ Mittelbau-Dora gab es sechs Abteilungen, die unterschiedliche lagerbezogene Aufgaben wahrnahmen. Die Struktur der Konzentrationslager im Aufbau der Abteilungen richtete sich jedoch nach der Größe der KZ. Somit besaßen nicht alle Konzentrationslager diese für das KZ Mittelbau-Dora aufgelistete Zusammenstellung der Abteilungen.
Umfang und Zusammensetzung des Lagerpersonals
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Lagerpersonal umfasste im Juni 1944 1000 Personen. Nachdem das KZ Mittelbau im Oktober 1944 eigenständiges Konzentrationslager wurde, waren mit Gründung des SS-Totenkopfsturmbanns Mittelbau ab Ende 1944 dort etwa 3300 SS-Männer im Einsatz. Nach der Evakuierung des KZ Auschwitz kamen weitere SS-Männer ins KZ Mittelbau, was zu einem Anstieg des Lagerpersonals führte.[1] Über die Hälfte der Wachmannschaften waren ursprünglich Angehörige der Luftwaffe und wurden erst am 1. September 1944, einige Wochen vor der Gründung des SS-Totenkopfsturmbanns zur Waffen-SS überstellt.[2] In den Wachmannschaften waren zudem sogenannte Volksdeutsche hauptsächlich aus Jugoslawien eingesetzt. Das folgend aufgeführte Personal der sechs Standortabteilungen umfasste nur etwa 15 % der Gesamtstärke des Lagerpersonals.[3]
Abteilung I: Kommandantur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kommandantur war die oberste Instanz; der Lagerkommandant war Befehlshaber des gesamten SS-Personals. Zur Unterstützung der Lagerkommandanten fungierten die Adjutanten.
Lagerkommandanten
Lagerkommandant | Zeitpunkt |
---|---|
Otto Förschner | September 1943 bis 1. Februar 1945 |
Richard Baer | 1. Februar 1945 bis April 1945 |
Adjutanten
Adjutanten | Zeitpunkt |
---|---|
Hans Joachim Ritz | September 1943 bis April 1944 |
Heinrich Detmers | Dezember 1943 bis November 1944 |
Kurt Heinrich | November 1944 bis Februar 1945 |
Karl Höcker | Februar 1945 bis April 1945 |
Abteilung II: Politische Abteilung (Lager-Gestapo)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Aufgaben der Politischen Abteilung umfassten im Wesentlichen die Bekämpfung der Lagerwiderstandsbewegung, die Verhinderung von Fluchten und Kontakten zur Außenwelt, das Anfertigen und Verwalten von Häftlingskarteien sowie die Korrespondenz mit der Gestapo, Kriminalpolizei und dem Reichssicherheitshauptamt (RSHA).
Leitung der Politischen Abteilung
Name | Zeitpunkt |
---|---|
Kriminalobersekretär Hans Huwe | Juli 1944 bis Januar 1945 |
Kriminalsekretär Karl Herschelmann[4] | Januar 1945 bis Februar 1945 |
Kriminalsekretär Krese | Februar 1945 |
Hans Schurz | März 1945 bis April 1945 |
Weiteres Personal der Politischen Abteilung des KZ Mittelbau-Dora: Wilhelm Boger, Pery Broad
Abteilung III: Schutzhaftlagerführung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Leiter der Schutzhaftlagerführung war gleichzeitig Stellvertreter des Kommandanten. Er führte in der Regel den amtlichen Schriftverkehr mit über- und untergeordneten Dienststellen. Ihm unterstanden Rapportführer, Blockführer und Kommandoführer. Sie bewachten innerhalb des Lagers und in den Außenkommandos und -lagern die Zwangsarbeiten. Sie hatten Befehlsgewalt über Funktionshäftlinge und Häftlinge.
Name | Funktion | Zeitraum |
---|---|---|
Heinrich Forster | Schutzhaftlagerführer | Januar 1944 bis Juli 1944 |
Hans Möser | Schutzhaftlagerführer | Juli 1944 bis Januar 1945 |
Franz Hößler | Schutzhaftlagerführer | Februar 1945 bis April 1945 |
Erhard Brauny | Rapportführer | August 1943 bis November 1944 |
Otto Brinkmann | II. Rapportführer | Oktober 1941 bis Mitte 1943 |
Kurt Brumm | II. Rapportführer | Oktober 1944 bis April 1945 |
Josef Kestel | Rapportführer | ? |
Weiteres Personal der Abteilung Schutzhaftlagerführung im KZ Mittelbau-Dora: Xaver Stärfel, Wilhelm Dörr
Abteilung III/E: Arbeitseinsatz
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Abteilung Arbeitseinsatz wurde durch den Arbeitseinsatzführer geleitet. Der Arbeitsdienstführer, direkt dem SS-Wirtschafts- und Verwaltungshauptamt unterstellt, war für die Einteilung der Häftlingskommandos sowie auch deren Abordnung zu zivilen Firmen zuständig.
Name | Zeitpunkt |
---|---|
Alois Kurz | August 1943 bis Dezember 1944 |
Rehn | Januar 1945 |
Wilhelm Simon | Oktober 1943 bis März 1945 |
Max Sell | Februar 1945 bis April 1945 |
Abteilung IV: Verwaltung (SS-Standortverwaltung)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An der Spitze stand der SS-Verwaltungsführer. Abteilung IV regelte die Versorgung mit Kleidung und Lebensmitteln. Das beschlagnahmte Eigentum der Häftlinge wurde hier verwaltet.
Name | Zeitraum |
---|---|
Westphal | ? – September 1944 |
Otto Brenneis | September 1944 bis April 1945 |
Abteilung V: Sanitätswesen (Standortarzt)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Abteilung V (Sanitätswesen) gehörten die KZ-Ärzte und SS-Sanitätsdienstgrade des Krankenreviers. Der Lager- und SS-Standortarzt stellte nach der Ermordung von Häftlingen nachträglich Totenscheine mit natürlicher Todesursache aus.
Standortarzt
Name | Zeitraum |
---|---|
Dr. Karl Kahr | Januar 1944 bis Januar 1945 |
Dr. Eduard Wirths | Februar 1945 bis April 1945 |
Weiteres Personal der Abteilung Sanitätswesen im KZ Mittelbau-Dora:
- Lagerärzte: Heinrich Plaza, Alfred Kurzke, Wilhelm Michaelsen, Heinrich Rindfleisch, Alois Gaberle
- Zahnärzte: Alfred Kaiser, Palfner
Abteilung VI: Kulturabteilung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Kulturabteilung war für die Truppenbetreuung zuständig. Schulungsabende und Filmvorführungen sollten die Weltanschauung des Lagerpersonals prägen.
Name | Zeitraum |
---|---|
Kurt Knittel | Februar 1945 bis April 1945 |
Wachkompanie KZ Mittelbau-Dora
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Truppe bildete die eigentliche Wachmannschaft des KZ. Die Wachkompanie war für die Außensicherung des KZ verantwortlich, wurde teils auch im inneren KZ-Bereich eingesetzt.
Kommandeur des SS-Totenkopfsturmbann Mittelbau
Name | Zeitraum |
---|---|
Josef Kollmer | Oktober 1943 bis Mai 1944 |
Staupendahl | September 1944 bis Januar 1945 |
Klein | ? |
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945. Begleitband zur ständigen Ausstellung in der KZ-Gedenkstätte Mittelbau-Dora. Wallstein, Göttingen 2007, ISBN 978-3-8353-0118-4.
- Jens Christian Wagner: Konzentrationslager Mittelbau-Dora. In: Wolfgang Benz, Barbara Distel (Hrsg.): Der Ort des Terrors – Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager, Band 7, Verlag C. H. Beck, München 2008, ISBN 978-3-406-52967-2.
- Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora, Wallstein Verlag, Göttingen 2001, ISBN 3-89244-439-0.
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich: Wer war was vor und nach 1945. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-596-16048-0.
- Andrè Sellier: Zwangsarbeit im Raketentunnel – Geschichte des Lagers Dora, zu Klampen, Lüneburg 2000, ISBN 3-924245-95-9.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Jens-Christian Wagner (Hrsg.): Konzentrationslager Mittelbau-Dora 1943–1945, Göttingen, 2007, S. 103f
- ↑ Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora, Göttingen 2001, S. 329f
- ↑ Jens-Christian Wagner: Produktion des Todes: Das KZ Mittelbau-Dora, Göttingen 2001, S. 290
- ↑ Karl Herschelmann – NordhausenWiki, abgerufen am 29. Januar 2022.