Peter Engelhorn

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Peter Engelhorn (* 4. Februar 1924 in Mannheim; † 16. Dezember 1991 in Montreux)[1] war ein deutscher Unternehmer, Kunstsammler und Mäzen aus der Familie Engelhorn.

Leben und Familie

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Peter Engelhorn wurde 1924 als erstes Kind der Eheleute Rudolf Conrad Engelhorn (1892–1945) und Lotte geb. Clemm (1900–1991[2]) in Mannheim geboren und hatte in Christof einen jüngeren Bruder.[3][4] Er war Soldat im 2. Weltkrieg und kam erst spät aus russischer Kriegsgefangenschaft zurück.[5] Engelhorn studierte an der Technischen Hochschule Aachen und wurde Diplom-Ingenieur.[6] Im Jahr 1953 trat er in die Schwesterfirma der Boehringer-Mannheim-Gruppe die Dynamidon-Werke Engelhorn & Co. GmbH ein. Bereits 1959 wurde er Aufsichtsratsvorsitzender von Boehringer Mannheim. Im Jahre 1969 wurde er zudem Vorsitzender des Vorstands des Technischen Überwachungsvereins (TÜV) Baden.[7] Sein Urgroßvater Friedrich Engelhorn gründete 1865 in Ludwigshafen am Rhein das Chemie-Unternehmen BASF. Sein Cousin Curt Engelhorn leitete über 30 Jahre lang das Familienunternehmen, das sich im Besitz der vier Linien der Familie Engelhorn befand – angeführt von drei Cousins und einer Cousine, Curt Engelhorn, Peter Engelhorn (nach dessen Tod Traudl Engelhorn-Vecchiatto), Christof Engelhorn und Christa Gelpke. Nach Peter Engelhorns Tod wurde das Unternehmen 1997 steuerfrei für 19 Milliarden DM an Hoffmann-La Roche verkauft. Seine Witwe war mit rund einem Fünftel an der Corange Ltd. beteiligt, der Holdinggesellschaft der Familie auf den Bermudas.[8] Sie hat durch den Verkauf 2,45 Milliarden Dollar erhalten.[9] Das Wirtschaftsmagazin Forbes schätzte 2022 ihr Vermögen auf 4,2 Milliarden Dollar, zuletzt lag sie auf Platz 687 der Forbes-Liste der reichsten Menschen der Welt.

Am 4. Mai 1955 heiratete er in Wien die österreichische Verlagsbuchhändlerin und Lektorin Gertraud Vechiatto. Das Paar lebte lange Jahre in der Werderstraße in Mannheim, in dem heute der Friedrich Engelhorn-Archiv e. V. untergebracht ist, zog dann nach Weinheim-Lützelsachsen[10] und später nach Montreux an den Genfer See in die Schweiz. Das Paar hatte vier Töchter. Die deutsch-österreichische Buchautorin Marlene Engelhorn ist seine Enkelin.

Förderungen und Stiftungen

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Zum Freundeskreis des Ehepaares zählten der Verhaltensforscher Konrad Lorenz und der Biochemiker Benno Hess. Beide waren Philanthropen, er gründete das Konrad-Lorenz-Institut für Evolutions- und Kognitionsforschung in Wien, förderte das Museè des art decoratifs de la Ville de Lausanne und stiftete über den Verein PE-Förderungen Stipendien für Studierende der Musik in Mannheim. Nach seinem Tod rief die Witwe 1993 die Peter und Traudl Engelhorn-Stiftung mit Sitz in Weilheim in Oberbayern ins Leben, ursprünglich für Stipendien in den Bereichen Biotechnologie und Gentechnik, heute auch für Biophysik, Systembiologie und Bioinformatik. Seine Frau unterstützte nach seinem frühen Tod weiters eine Reihe von Einrichtungen in Mannheim, dem Firmensitz von Boehringer Mannheim, beispielsweise die Christuskirche und die Reiss-Engelhorn-Museen. Auch das neue Sportzentrum des TSV Mannheim am Fernmeldeturm wurde mit ihrer finanziellen Zuwendung verwirklicht.[11]

Das Ehepaar sammelte seit den 1960er Jahren zeitgenössische Glaskunst.[12] Im Januar 2023 wurde in C4,12 am Toulonplatz in Mannheim das Peter und Traudl Engelhornhaus eröffnet, ein Neubau für Ausstellungen zur Foto- und Glaskunst, zugehörig zu den Reiss-Engelhorn-Museen.[13] Die Philanthropin hatte den Bau über ihre Brombeeren-Stiftung mit einer Spende von 10,5 Millionen Euro ermöglicht.[14]

Einzelnachweise

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  1. Peter Engelhorn - Deutsche Digitale Bibliothek. Abgerufen am 9. Dezember 2023.
  2. Website Rhein-Neckar-Industriekultur e.V. Abgerufen am 20. März 2024.
  3. Engelhorn Descendants - Johann Friedrich Engelhorn third generation. Abgerufen am 20. März 2024 (englisch).
  4. Friedrich Wilhelm Euler: Die Familie Engelhorn in Mannheim. Vorfahren und Nachkommen des Gründers der BASF. Kommerzienrat Friedrich Engelhorn (1821–1902). Institut zur Erforschung Historischer Führungsschichten, Bensheim 1986, S. 19.
  5. BILANZ: 3 bis 4 Milliarden. Hrsg.: Das Schweizer Wirtschaftmagazin vom 01.12.1997.
  6. Stiftungs Vita – Peter und Traudl Engelhorn Stiftung. Abgerufen am 9. Dezember 2023 (deutsch).
  7. Chronikstar | MARCHIVUM. Abgerufen am 9. Dezember 2023.
  8. Thomas Tuma: »Wir neigen zum Geiz«. In: Der Spiegel. 1. Juni 1997, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 9. Dezember 2023]).
  9. Traudl Engelhorn & family. Abgerufen am 10. Dezember 2023 (englisch).
  10. Renovierung der Kirche von Grund auf, 1996 - 1999. Abgerufen am 11. Dezember 2023.
  11. Mannheimer Stifterin verstorben: Trauer um Traudl Engelhorn. 28. September 2022, abgerufen am 9. Dezember 2023.
  12. Kurt Bohr: Neues in den Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim. In: OPUS Kulturmagazin. 16. Januar 2023, abgerufen am 9. Dezember 2023 (deutsch).
  13. Museum Peter und Traudl Engelhornhaus - Reiss-Engelhorn-Museen. Abgerufen am 9. Dezember 2023 (deutsch).
  14. Neubau der Reiss-Engelhorn-Museen wird im November eröffnet - Spenderin feiert 95. Geburtstag. 19. Januar 2022, abgerufen am 9. Dezember 2023.