Petrobras 36
Petrobras 36 (Abkürzung P-36) war eine vom halbstaatlichen Mineralölunternehmen Petrobras betriebene brasilianische Bohrplattform. Sie sank 2001 vor Brasilien.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Koordinaten: 22° 3′ 42″ S, 39° 33′ 15″ W
Die Plattform wurde 1995 auf einer Werft von Fincantieri in Genua als Bohrturm für Petrobras gebaut und von 1997 bis 1999 in England, Kanada und Brasilien zur Ölbohrplattform umgerüstet.[1] Im Sommer 2000 erfolgte die Installierung im Roncador-Ölfeld etwa 125 Kilometer vor der Küste Brasiliens. Die Baukosten beliefen sich auf 350 Millionen US-Dollar. Zum Zeitpunkt ihrer Errichtung war P-36 die größte freischwebende Plattform der Welt. Sie förderte pro Tag 84.000 Barrel Erdöl und 1,3 Millionen Kubikmeter Erdgas. Die 36.000 Tonnen schwere Konstruktion war 113 Meter lang, 96 Meter breit und bei 40 Etagen über Wasser 120 Meter hoch.
Geplant war, die Ölfördermenge sukzessiv zu erhöhen: Auf 90.000 Barrel pro Tag im Dezember 2001 und auf 180.000 Barrel pro Tag ab 2004.
Untergang
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den frühen Morgenstunden des 15. März 2001, einem Donnerstag, kam es aus ungeklärten Gründen zu zwei Explosionen an den hinteren Steuerbordpfeilern. Unmittelbar darauf krängte P-36 um zunächst 16 und später 25 Grad, so dass große Bereiche der Plattform unter Wasser gerieten und dieses eindringen konnte. Von den zu jenem Zeitpunkt 175 Besatzungsmitgliedern starben elf. An Bord befanden sich 1500 Tonnen Rohöl, und auf Grund der Befürchtung einer Ölpest koordinierten die Behörden einen großen Notfalleinsatz. Wegen ihrer Größe gelang es jedoch nicht, die Plattform von Schiffen aufrichten zu lassen. Am Wochenende leitete ein Technikerteam 4100 Tonnen Stickstoff (200 Liter pro Stunde) und Druckluft in die gefluteten Tanks, um 15 Prozent der eingedrungenen 7000 Tonnen Wasser zu verdrängen und einen neuen Auftrieb zu erzeugen. Dies gelang jedoch nicht, da die Aktion auf Grund schlechten Wetters abgebrochen werden musste.[2] Ein Spezialistenteam aus den Niederlanden reiste an, um Öl aus den Tanks zu pumpen, kam allerdings zu spät.
Petrobras 36 sank am Morgen des 20. März in eine Tiefe von fast 1400 Metern.[3] Der sich bildende große Ölteppich trieb auf das offene Meer hinaus.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ölfelder entlang der brasilianischen Küste – Roncador. Karte. In: brasilien.mediaquell.com. Ehemals im ; abgerufen am 9. März 2023. (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven) (nicht mehr online verfügbar)
- Christoph Prantner: „Weltgrößte Ölbohrinsel vor Brasilien gesunken“ auf welt.de (Die Welt). Abgerufen am 29. April 2010 (deutsch)
- Rhein-Zeitung: Ölplattform im Atlantik versunken ( vom 15. November 2004 im Internet Archive)
- Untergang der P-36, mit Fotos
- P-36 Final Report ( vom 14. August 2003 im Internet Archive)
- P-36 Verification Report ( vom 14. August 2003 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Marina B. Fachetti, Cid G.P. Valério, José E. Loureiro, Henídio Q. Jorge: The Conversion of Spirit of Columbus Semi-submersible into Petrobras 36. In: Offshore Technology Conference, Houston, Texas. Paper Number: OTC-12140-MS. 1. Mai 2000, ISBN 978-1-55563-918-1, doi:10.4043/12140-MS. Auf OnePetro.org (englisch), abgerufen am 11. April 2022.
- ↑ Tom Gibb: Post mortem into rig disaster begins. In: World › Americas. 21. März 2001. British Broadcasting Corporation (BBC). Auf News.BBC.co.uk (englisch), abgerufen am 11. April 2022.
- ↑ 20. März 2001 – Bohrinsel P-36 sinkt vor Brasilien. In: Der Stichtag. 20. März 2021. WDR2-Podcast, 4:16 Minuten, ab Minute 1:05. Westdeutscher Rundfunk (WDR). Auf WDR.de, abgerufen am 11. April 2022.