Pfaffenschlag (Slavonice)
Koordinaten: 49° 0′ 52,9″ N, 15° 18′ 10,7″ O
Pfaffenschlag ist ein archäologisches Denkmal im südlichen Mähren nahe Slavonice in Tschechien. Die Ausgrabung durch ein Team von Vladimír Nekuda[1] dokumentiert ein typisches Dorf[2], wie es im Zuge der Hochmittelalterlichen Ostsiedlung in weiten Teilen Ostmitteleuropas entstand.[3] Der Ort hat daher nicht nur nationale, sondern auch europäische Bedeutung.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf wurde in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts an der Stelle eines hundert Jahre vorher verlassenen slawischen Dorfes gegründet. Die Grenzgebiete Böhmens und Mährens wurden im 13. Jahrhundert unter Ottokar II. Přemysl durch vorwiegend deutschsprachige Siedler erschlossen.
Im Dorf betrieb man die in Europa im Hochmittelalter übliche Dreifelderwirtschaft. Im Vergleich zum vorherigen slawischen Dorf, in dem es offenbar weder Eisenbearbeitung noch Pferdezucht, Hafer-, Gerste- oder Obstanbau gab und die Bauten Holz-Erde Konstruktionen waren, zeigt Pfaffenschlag ein modernes Dorf, wie es im 13. Jahrhundert u. a. durch die Ostsiedlung nach Böhmen und Mähren üblich war.
Die Siedlung wurde während der Hussitenkriege niedergebrannt und nicht wieder aufgebaut.
Anlage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf bestand aus sechzehn ganz aus Stein erbauten Gehöften, einer Mühle, Nebengebäuden und Kellern. Davon waren elf Bauerngehöfte, die in zwei Reihen entlang des Baches angeordnet waren. Die einzelnen Häuser bestanden aus einem Keller mit einem Ofen oder einer Feuerstelle, einem Saal und einer Kammer.
Der nahe gelegene Teich stammt nicht aus der Zeit des Bestehens des Dorfes, sondern erst aus dem Jahr 1483, 50 Jahre nach seinem Untergang.
Fundamente aller Gebäude, die zwischen 1960 und 1971 ausgegraben[4] wurden, können heute besichtigt werden.
Legende
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Legende nach wurde das Dorf erst während des Dreißigjährigen Krieges von den Schweden zerstört und niedergebrannt. Vorher versteckten die Bauern ihr Geld in einem Butterfass und warfen dieses in den Brunnen.[5]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Vladimir Nekuda, Pfaffenschlag, in: Studia Musei Moraviae, Brünn 1975
- Friedrich Prinz (Herausgeber): Böhmen und Mähren. Teil: Deutsche Geschichte im Osten Europas. Siedler, Berlin 1993, ISBN 3-88680-202-7, S. 87.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Werner Rösener: Bauern im Mittelalter. C.H.Beck, München 1985, ISBN 3-406-30448-6, S. 91.
- ↑ Vladimir Nekuda: Pfaffenschlag. In: Studie Musei Moraviae. Brünn 1975.
- ↑ Die deutsche Ostsiedlung des Mittelalters als Problem der europäischen Geschichte. In: Walter Schlesinger (Hrsg.): Vorträge und Forschungen. Band XVIII. Jan Thorbecke Verlag, Sigmaringen 1975, ISBN 3-7995-6618-X.
- ↑ Vladimír Nekuda: Pfaffenschlag. Hrsg.: Museum Brünn. Brünn 1975, S. 239–267.
- ↑ Hans Peter Elwert: Geschichtliches Volkssagengut in den Sudetenländern. 1978, S. 226.