Pfarrkirche St. Thomas am Blasenstein
Die römisch-katholische Pfarrkirche St. Thomas am Blasenstein steht im Süden des Ortes erhöht in beherrschender Lage auf einem Bergrücken unterhalb des Burgstalls in der Marktgemeinde St. Thomas am Blasenstein im Bezirk Perg in Oberösterreich. Die dem Patrozinium hl. Thomas unterstellte Pfarrkirche gehört zum Dekanat Grein in der Diözese Linz. Die Kirche steht unter Denkmalschutz (Listeneintrag).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pfarrgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ursprünglich wohl eine Eigenkirche des Otto von Machland. Urkundlich wurde 1147 eine Kapelle geweiht und diese an das Kloster Säbnich und später dem Kloster Waldhausen übergeben. Während 1330 urkundlich noch eine Kapelle genannt wurde,[1] war ab 1335 von einer Kirche die Rede. Als Pfarre wurde St. Thomas erstmals 1343 erwähnt,[2] wobei diese als Doppelpfarre mit Münzbach von einem einzigen Pfarrer betreut wurde. 1530 wurde St. Thomas eine unabhängige Pfarre, als Münzbach an die Herrschaft der Prager zu Windhaag kam.
Ab dem 15. Jahrhundert diente die Kirche auch als Wallfahrtskirche. Von 1733 bis 1914 kam aus der Gemeinde Türnitz in Niederösterreich alle 3 Jahre eine Delegation von zwei bis drei Männern, die bei der Kirchenstiege feierlich empfangen und in einer Prozession unter Glockengeläut in die Kirche geführt wurden, wo sie ein 9 Pfund schweres Geschenk aus Bienenwachs ablegten. Diese Tradition entstand durch ein Gelübde aus dem Jahr 1683, nach der Befreiung aus der Türkenkriegsnot jährlich eine Wallfahrt zur Basilika Sonntagberg zu machen, wobei dieses Gelöbnis am 19. Mai 1733 um die zusätzliche Wallfahrt nach St. Thomas erweitert wurde.[3]
Baugeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Teile des Nordschiffes und wohl auch das Mittelschiff sind romanisch aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der Bau des Chores, des Turms und der Ausbau des Kirchenschiffes erfolgten 1350/1380, die Wölbung des Nordschiffes in der Mitte des 15. Jahrhunderts und die Wölbung des Mittelschiffes und des Südschiffes im Anfang des 17. Jahrhunderts. Die Dachstühle wurden durch einen Brand 1866 wohl 1867 erneuert. Die Kirche wurde von 1977 bis 1985 und 1994 innen restauriert.
Architektur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der außen geschlossene und kompakte Kirchenbau ist im Inneren stark differenziert. Die dreischiffige dreijochige spätgotische Staffelhalle hat im Kern romanische Mauern. Das Nordschiff besitzt ein Kreuzrippengewölbe, das Mittelschiff und Südschiff haben barocke Kreuzgratgewölbe.
Der Chor weist auf einen Punkt 15 Grad nördlich des exakten Ostens, wo die Sonne um den 23. April (und später nochmals um den 18. August) aufgeht. Der Kirchengrundriss könnte also um den 23. April (zu Ostern eines noch unbekannten Jahres) ausgesteckt worden sein. Da die Achse des Mittelschiffes nur 10 Grad nördlich des exakten Ostens liegt, besteht ein Achsknick von 5 Grad.[4]
Ausstattung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Hochaltar aus 1736 als Säulenretabel mit Auszug zeigt das Bild Ungläubiger Thomas begegnet dem auferstandenen Christus vom Maler Martin Schubhart 1660 (übermalt) und trägt die Seitenfiguren der Kirchenväter Augustinus, Gregor, Hieronymus und Ambrosius um 1660. Das Auszugsbild zeigt das Martyrium des hl. Thomas um 1660.
Zwei gotische Reliefs Tod und Krönung Mariä entstanden um 1380. Die beiden spätgotischen Plastiken Johannes Evangelist und Paulus aus den Jahren 1480/90 sind mit den Werken von Gregor Erhart verwandt.
Das überlebensgroße Kruzifix mit echtem Haupt- und Barthaar stammt aus der Zeit um das Jahr 1520.
Die Brüstungsorgel baute Johann Pirchner 1980 mit II Man./16. Reg., das klassizistische Gehäuse von Nikolaus Rummel der Jüngere 1800 als zweitürmiges vierfeldriges Brüstungspositiv wurde aus der Stiftskirche vom Stift Waldhausen hierher übertragen. Eine Glocke nennt Franz Hollederer 1867.
Umgebung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der alte Pfarrhof, der um 1400 mit der Errichtung der großen Kirche entstanden sein dürfte, wurde im Jahr 1967 abgerissen.[4]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Luftg’selchter Pfarrer in der Gruft der Pfarrkirche
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- St. Thomas am Blasenstein, Pfarrkirche Hl. Apostel Thomas, mit Grundrissdarstellung, Tabernakelpfeiler westlich der Kirche bei der Bucklwehluckn, Friedhof 300 m nördlich der Kirche. In: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Dehio Mühlviertel 2003. S. 772–774.
- Herbert Hiesmayr: St. Thomas am Blasenstein. 1990. Von den Burgen zur Marktgemeinde. Die Kirche und die Ortsburgställe. Die Burgruinen Klingenberg, Saxenegg und andere Wanderziele. Anhang. Fremdenverkehrsverband St. Thomas am Blasenstein, Druckerei Plöchl, Freistadt 1991, S. 56–83.
- Benno Ulm: Das Mühlviertel. Seine Kunstwerke, historischen Lebens- und Siedlungsformen. In: Österreichische Kunstmonographie. Band V, 2. verbesserte Auflage, Salzburg 1976, S. 194–196.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 5. Wien 1868, DLXXIII, S. 571 (archive.org – „capella sancti Thome“ in einer Urkunde, die am 23. Februar 1330 in Avignon verfasst wurde): „Papst Johann XXII. bestätigt die Incorporation der Pfarrkirche zu Münzbach mit der Capelle St. Thomas zu dem Kloster Waldhausen im Falle, dass seine Commissäre die Lage des Klosters so finden würden, wie vorgegeben worden.“
- ↑ Erich Trinks (Bearb.): Urkunden-Buch des Landes ob der Enns. Band 6. Wien 1872, CDXL, S. 446 (archive.org – „PlasenSteiner Pfarr“ in einer Urkunde vom 24. April 1343): „Heinrich der Inzinger verkauft dem Kloster Pulgarn vier Güter in den Pfarren Münzbach und Blasenstein.“
- ↑ Hiesmayr 1991, S. 71.
- ↑ a b Hiesmayr 1991, S. 59.
Koordinaten: 48° 18′ 45,6″ N, 14° 45′ 44,6″ O
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