Photocase

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Photocase
Rechtsform GmbH
Gründung 2001
Auflösung 20. Dezember 2024
Sitz Köln
Leitung Dittmar Frohmann, Christopher Kraft[1]
Branche Dienstleistung
Website photocase.de

Photocase ist eine 2001 gegründete deutschsprachige Bilderdatenbank, die ihren Betrieb zum 20. Dezember 2024 einstellen wird. Es handelt sich um die älteste deutsche Stockbilder-Plattform[2], die statt Masse auf Klasse, d. h. auf ein kleines Angebot von möglichst außergewöhnlichen Stockfotos setzt.[1] Insgesamt wurden 2024 nur etwa eine Million Stockbilder für einen Preis ab 6,87 € (abhängig von Größe und Auflösung) und keine Vektorgrafiken geboten – unter Royalty-Free-Lizenzen.[1] Betreibergesellschaft der Plattform ist die Photocase Addicts GmbH mit Büroadresse in Köln und Handelsregistereintrag beim Amtsgericht Charlottenburg.[3]

Die Bildagentur-Webseite wurde 2001 von Kai Schneider und Frank Erler gegründet[1] und arbeitete seit 2005 kommerziell.[2] Anfangs handelte es sich um eine Tauschplattform für Grafiker, die sich aber zügig zu einem der weltweiten größten Stockfoto-Anbieter wandelte.[1]

Das Unternehmen finanzierte sich ab 2005 über den Verkauf von Download-Credits.[2][4]

2015 seien laut Angabe des Unternehmens die „ersten Wolken“ aufgezogen, da sich der Markt weiter polarisiert habe, was kleineren Agenturen zu schaffen gemacht habe.[5] Eine Sanierung mit „drastischen Maßnahmen“ sei 2019 gelungen.[5]

Die Bildagentur-Webseite wird zum 20. Dezember 2024 eingestellt[5] und alle Bilder und Daten, die nicht einer Aufbewahrungspflicht unterliegen, werden dann gelöscht; der Geschäftsbetrieb soll bis Dezember weiterlaufen – es gibt keine Möglichkeit mehr, neue Fotos hochzuladen.[2] Das Unternehmen verzichtete ab Bekanntgabe der Schließung auf einen Mindestausschüttungsbetrag, so dass alle Urheber Guthaben auch unter 100 € abrufen können.[5] Als Gründe für die Auflösung des Unternehmens werden seit fünf Jahren stagnierende Umsätze, das Verfehlen der Jahresziele in 2024, was nach dem ersten Halbjahr deutlich wurde, die aktuelle Wirtschaftsflaute, die hohe Zahl kostenlos verfügbarer Fotos[6] sowie das Aufkommen von KI-Bildgeneratoren („die Sintflut der KI-Bilder hat gerade erst begonnen“[5]) genannt.[2] Über die „Nachverfolgung von Urheberrechtsverstößen“ habe man die Einnahmen des Unternehmens einige Zeit stabilisieren können, das habe allein die sinkenden Verkäufe und Kostensteigerungen nicht kompensieren können; Preiserhöhungen habe man am Markt nicht realisieren können.[2][5]

Aufnahme von Fotos und Vergütungspraxis

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Die Bildagentur setzte auf qualitätvolle Fotos und verzichtete gemäß der eigenen Strategie auf eine Masse an Fotos, weshalb die Suche nicht immer passende Fotos bzw. eine nur begrenzte Auswahl hervorbrachte.[1] Zur Bereitstellung von Fotos mussten Fotografinnen und Fotografen für jedes Foto einen Auswahlprozess durchlaufen, ihnen winkten dann aber recht hohe Vergütungsmöglichkeiten je Bild korrespondierend zu den hohen Kosten pro Bild auf der Plattform.[1] Fotografinnen und Fotografen wurden mit Provisionssätzen in acht Stufen zwischen 20 und 50 % entlohnt, wobei die Vergütungsstufe von der Zahl der hochgeladenen und verkauften Fotos abhängig war.[7]

Geschäftsentwicklung

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Die Photocase Addicts GmbH mit Sitz in Berlin veröffentlichte im Bundesanzeiger zwischen 2008 und 2012 die Jahresabschlüsse für die Geschäftsjahre 2007, 2008, 2009, 2010 und 2011, so dass die Unternehmensentwicklung etwas nachvollzogen werden kann. In den Jahresabschlüssen findet sich jeweils eine Bilanz, demgegenüber wurde eine Gewinn- und Verlustrechnung nicht beigegeben. Für diese Geschäftsjahre sind jeweils Frank Erler und Kai Schneider als Geschäftsführer vermerkt.

Jahr Bilanzsumme Jahresüberschuss
bzw. -fehlbetrag,
Bilanzgewinn
bzw. -verlust
(incl. Verlustvortrag)
2007 216.885,10 € −53.634,10 €
2008 298.722,04 € −92.759,26 €
2009 441.642,05 € −191.318,00 €
2010 492.950,66 € −171.717,11 €
2011 495.774,81 € 1.841,79 €

In den Hochzeiten konnte Photocase rund 60.000 zahlende Kunden wie öffentlich-rechtliche Medien, Verlagshäuser, Ministerien, Verbände, Design- und PR-Agenturen bedienen; als Kunden werden u. a. Zeit Online, die Süddeutsche Zeitung, der Tagesspiegel, Beltz, der rbb und Rowohlt genannt.[2]

2021 wurde Photocase noch in einer Übersicht von heise.de als eine der besten Stockfoto-Dienste neben Adobe Stock, Alamy, Getty Images, iStock, Shutterstock und kostenlosen Angeboten wie Pexels und Pixabay genannt.[8]

Eine englischsprachige Photocase-Seite wurde nicht betrieben (Stand August 2024). Die Seite mit moderierten Galerien war nur über die de-Adresse erreichbar.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Marius Müller: PhotoCase im Test – unser Testbericht mit sämtlichen Erfahrungen, Kostenmodellen, Vor- und Nachteilen sowie weiteren Informationen – Vergleich bzw. Ratgeber 2024. In: Stern, 2024. Zuletzt abgerufen am 29. August 2024.
  2. a b c d e f g Vgl. Mike Faust: Photocase. Älteste deutsche Stockbilder-Plattform schließt Ende 2024. In: golem.de vom 27. August 2024. Zuletzt abgerufen am 27. August 2024.
  3. Vgl. Impressum auf photocase.de. Zuletzt abgerufen am 27. August 2024.
  4. Die Preise für Credits variierten. Im August bot das Unternehmen 25 Credits zum Preis von 55 € an, 50 Credits für 100 €, 100 Credits für 190 €, 250 Credits für 445 €, 500 Credits für 820 € und 1000 Credits für 1.500 €, d. h. die Abnahme einer höheren Zahl von Credits wurde mit einem Rabatt 'belohnt'. Vgl. www.photocase.de/preise, zuletzt abgerufen am 28. August 2024.
  5. a b c d e f Vgl. Dittmar [Frohmann] u. a.: Feierabend bei Photocase (Blogbeitrag). In: photocase.de im August 2024. Zuletzt abgerufen am 28. August 2024.
  6. Gegen die Flut an kostenlosen Fotos versuchte sich die Plattform 2022 mit ihren Fotografinnen und Fotografen im Rahmen einer eigenen Kampagne „#NotForFree Eine Kampagne für bezahlten Content“ („Kostenlose Bilder zerstören den Markt und ersticken die Kreativität, denn von Likes kann man weder die Miete noch die Zeche zahlen.“) zu wehren, bei der Unterstützerinnen und Unterstützer ein eigenes Foto mit dem Slogan hochladen konnten. Im August 2024 warb die Kampagnenseite auf der Plattform mit 35 entsprechenden Fotos. Vgl. www.photocase.de/not-for-free. Zuletzt abgerufen am 28. August 2024.
  7. Pro verkauftes Bild lockten 2 Punkte, pro hochgeladenem Foto in den letzten 12 Jahren gab es 12 Punkte zusätzlich. In Abhängigkeit von den Punkte gab es ab 0 Punkten 20 % Provision, ab 50 Punkten 23 % Provision, ab 100 Punkten 25 % Provision, ab 500 Punkten 30 % Provision, ab 1.000 Punkten 35 % Provision, ab 5.000 Punkten 40 % Provision, ab 10.000 Punkten 45 % Provision und ab 50.000 Punkten 50 % Provision. Fotografinnen und Fotografen wurden somit zum Hochladen gut verkäuflicher Fotos durch das Unternehmen angespornt (Incentive). Vgl. Marius Müller: PhotoCase im Test – unser Testbericht mit sämtlichen Erfahrungen, Kostenmodellen, Vor- und Nachteilen sowie weiteren Informationen – Vergleich bzw. Ratgeber 2024. In: Stern, 2024. Zuletzt abgerufen am 29. August 2024.
  8. Vgl. Christian Rentrop: Die besten Stockfoto-Dienste: Bilder für Website, Blog & Co. Professionelle Fotos für kommerzielle und private Nutzung. In: heise.de vom 28. Juni 2021. Zuletzt abgerufen am 27. August 2024.