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Baldriane

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Baldriane

Echter Baldrian (Valeriana officinalis)

Systematik
Asteriden
Euasteriden II
Ordnung: Kardenartige (Dipsacales)
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Unterfamilie: Baldriangewächse (Valerianoideae)
Gattung: Baldriane
Wissenschaftlicher Name
Valeriana
L.

Baldriane (Valeriana) sind eine Pflanzengattung in der Unterfamilie der Baldriangewächse (Valerianoideae) innerhalb der Familie der Geißblattgewächse (Caprifoliaceae). Die 150 bis 300 Arten sind in Eurasien und in der Neuen Welt weitverbreitet.[1]

Der medizinisch verwendete Echte Baldrian (Valeriana officinalis) hat weiße bis rosafarbene, doldenartige Blütenstände und gefiederte Laubblätter und erreicht Wuchshöhen von 50 bis 100 Zentimetern.

Echter Baldrian (Valeriana officinalis)
Blütendiagramm von Valeriana

Vegetative Merkmale

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Bei Baldrian-Arten handelt sich um ausdauernde, krautige Pflanzen und manchmal Sträucher wie Valeriana microphylla in den Anden. Die Laubblätter sind einfach oder geteilt.

Generative Merkmale

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Die – mit Ausnahme des zweihäusigen Kleinen Baldrians – zwittrigen Blüten sind drei- bis fünfzählig mit doppelter Blütenhülle. Die Blütenkronblätter sind verwachsen. In jeder Blüte gibt es nur drei Staubblätter. Die drei Fruchtblätter sind zu einem unterständigen Fruchtknoten verwachsen.

Inhaltsstoffe und ihre Wirkung

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Sämtliche Baldrian-Arten enthalten Alkaloide und vor allem ätherische Öle (Monoterpene und Sesquiterpene), die (nach der Trocknung) charakteristisch und für manche Menschen unangenehm riechen, da teilweise Zersetzung zu niederen Carbonsäuren wie Valeriansäure eintritt. Für die schlaffördernde und beruhigende Wirkung sind vor allem die Sesquiterpene verantwortlich. Diese Effekte beinhalten eine Modulation der Erregungsübertragung und Funktion von GABA-Rezeptoren.[2][3] Neueren Erkenntnissen zufolge gilt jedoch das Zusammenspiel mehrerer Inhaltsstoffe als wahrscheinlicher Faktor für die schlaffördernde Wirkung des Baldrians. Dabei sollen besonders die in Baldrian enthaltenen (Schlaf-)Lignane eine wesentliche Rolle spielen.

Aus der Baldrianwurzel (Radix valerianae) können Extrakte, aber auch ethanolische oder wässrige Auszüge (Baldriantinktur) hergestellt werden.

Je nach Auszugs- bzw. Extraktionsmittel, welches zur Herstellung des Extraktes verwendet wird, variiert auch dessen inhaltsstoffliche Zusammensetzung. In Untersuchungen konnte nachgewiesen werden, dass schlaffördernde Lignane nur in Extrakten, die mit dem Extraktionsmittel Methanol aus der Pflanze gewonnen wurden, in ausreichender Menge enthalten sind. Bei Auszügen, welche mit Ethanol extrahiert wurden, konnte die Lignan-Wirkung nicht festgestellt werden.[4]

Getrocknete Baldrianwurzel

Anwendung bei Schlafstörungen

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Wurzelextrakte des Baldrians (Valeriana officinalis) werden seit langem bei Schlafstörungen empfohlen. Allerdings hat eine systematische Analyse[5] von randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien nur 16 Arbeiten gefunden, die wissenschaftlichen Kriterien standhalten. Diese untersuchten eine Gesamtgruppe von 1093 Patienten. Trotz grundsätzlicher Eignung dieser Studien hatten die meisten erhebliche methodische Probleme und die verabreichten Baldrian-Mengen, ihre Zubereitung und Dauer der Anwendung wiesen beträchtliche Schwankungen auf. Sechs dieser 16 Studien fanden eine zweideutige Wirkung, d. h. sowohl Verbesserung des Schlafes oder auch nicht, aber insgesamt überwogen die Vorteile (d. h. Baldrian zeigte eine Verbesserung der Schlafqualität). Es gibt also nach wie vor Forschungsbedarf: der Vorteil von Baldrian ist nicht zweifellos nachgewiesen und könnte nur bei bestimmten Personen wirken.[5]

Der botanische Name geht über mittellateinisch valeriana (für die Pflanze Baldrian, insbesondere für Echter Baldrian[6]) entsprechend seiner Herkunft auf lateinisch Valeria, die römische Provinz Valeria in Pannonien, zurück.[7] Der deutsche Name stammt über spätmittelhochdeutsch baldriān (mit Einschiebung des Gleitlauts „d“) vom lateinischen ab[8][9] und ist möglicherweise volksetymologisch angelehnt an den Namen des nordischen Lichtgottes Balder (Baldur), Sohn des Odin und der Frigga.

Noch im 19. Jahrhundert hießen Valeriana-Arten auch Narden.[10]

Systematik und Verbreitung

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Die Gattung Valeriana wurde 1753 von Carl von Linné in Species Plantarum, Band 1, Seite 31, aufgestellt.[11][12] Synonyme für Valeriana sind Aretiastrum (DC.) Spach, Astrephia Dufr., Belonanthus Graebn., Phuodendron (Graebn.) Dalla Torre & Harms, Phyllactis Pers. und Stangea Graebn.[13]

Das weite Verbreitungsgebiet der Gattung Valeriana reicht von den gemäßigten Gebieten Eurasiens und der Neuen Welt bis Afrika. Sie gedeiht hauptsächlich in den Waldregionen Eurasiens, zum Teil auch in Nordamerika und in den Tropen Südamerikas. Es gibt mit Valeriana wallichii auch eine rein indische Art.

Valeriana acutiloba var. pubicarpa
Valeriana alliariifolia
Habitus, Laubblätter und Blütenstände von Valeriana apula
Blütenstände des Arizona-Baldrian (Valeriana arizonica)
Haselwurzblättriger Baldrian (Valeriana asarifolia)
Echter Speik (Valeriana celtica)
Berg-Baldrian (Valeriana montana)
Pyrenäen-Baldrian (Valeriana pyrenaica)
Felsen-Baldrian (Valeriana saxatilis)
Zwerg-Baldrian (Valeriana supina)
Dreiblättriger Baldrian (Valeriana tripteris)
Knolliger Baldrian (Valeriana tuberosa)

In der Gattung Valeriana gibt es 150 bis 250 Arten (Auswahl):[13][1]

  • David Jeffrey Ockendon: Valeriana L. In: Thomas Gaskell Tutin et al.: Flora Europaea. Band 4, Cambridge University Press 1976, ISBN 0-521-08717-1. S. 52–55.
  • David Aeschimann, Konrad Lauber, Daniel Martin Moser, Jean-Paul Theurillat: Flora alpina. Ein Atlas sämtlicher 4500 Gefäßpflanzen der Alpen. Band 1–3. Haupt Verlag, Bern/Stuttgart/Wien 2004, ISBN 3-258-06600-0.

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r Deyuan Hong, Fred R. Barrie, Charles D. Bell: Valerianaceae. In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China. Volume 19: Cucurbitaceae through Valerianaceae, with Annonaceae and Berberidaceae. Science Press / Missouri Botanical Garden Press, Beijing / St. Louis 2011, ISBN 978-1-935641-04-9, S. 666 (englisch). Valeriana – textgleich online wie gedrucktes Werk. (Abschnitte Beschreibung, Verbreitung und Systematik)
  2. Ortiz et al.: Effects of Valeriana officinalis extracts on [3H]flunitrazepam binding, synaptosomal [3H]GABA uptake, and hippocampal [3H]GABA release. Neurochem Res. 1999; 24 (11): S. 1373–1378. PMID 10555777
  3. Santos et al.: Synaptosomal GABA release as influenced by valerian root extract--involvement of the GABA carrier. In: Arch Int Pharmacodyn Ther. Volume 327, Issue 2, 1994, PMID 7979830. S. 220–231.
  4. K. Sichardt et al.: Modulation of postsynaptic potentials in rat cortical neurons by valerian extracts macerated with different alcohols: involvement of adenosine A(1)- and GABA(A)-receptors. Phytother Res 2007; 21(10):932-7.
  5. a b Stephen Bent, Amy Padula, Dan Moore, Michael Patterson, Wolf Mehling: Valerian for sleep: a systematic review and meta-analysis. In: The American Journal of Medicine. Band 119, Nr. 12, Dezember 2006, ISSN 1555-7162, S. 1005–1012, doi:10.1016/j.amjmed.2006.02.026, PMID 17145239, PMC 4394901 (freier Volltext).
  6. Vgl. etwa Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 159 (Valeriana).
  7. Helmut Genaust: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. Birkhäuser, Basel/Stuttgart 1976, ISBN 3-7643-0755-2, S. 378–379.
  8. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 45–46.
  9. Johann Christoph Adelung: Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart. Leipzig 1793, Band 1, S. 698–699, Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3Dhttp%3A%2F%2Fdaten.digitale-sammlungen.de%2F~db%2Fbsb00009131%2Fimages%2Findex.html%3Fid%3D00009131%26fip%3Dqrseneayasdasyztseayaxdsydxseayaenfsdr%26no%3D13%26seite%3D357~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D
  10. Aulus Cornelius Celsus, Eduard Scheller, Walther Frieboes: Aulus Cornelius Celsus über die Arzneiwissenschaft in acht Büchern. 2. Auflage. F. Vieweg & Sohn, 1906, S. 589.
  11. Carl von Linné: Species Plantarum. Band 1. Stockholm 1753, S. 31 (Online – Erstveröffentlichung von Valeriana digitalisiert bei Biodiversity Heritage Library).
  12. Valeriana bei Tropicos.org. Missouri Botanical Garden, St. Louis, abgerufen am 26. April 2018.
  13. a b c d e Valeriana im Germplasm Resources Information Network (GRIN), USDA, ARS, National Genetic Resources Program. National Germplasm Resources Laboratory, Beltsville, Maryland.
  14. a b c d e f g h i j k l m n USDA-Datenblatt: Verbreitung der Gattung Valeriana in den USA
  15. a b Tatyana Shulkina: Valerianaceae. In: Botanisches Institut im. V.L. Komarova (Hrsg.): Ornamental Plants From Russia And Adjacent States Of The Former Soviet Union. Rostok, St.Petersburg 2004, ISBN 978-5-94668-032-5, Valeriana (Online – Abschnitt Beschreibung, textgleich mit gedrucktem Werk).
  16. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v w x y z E. von Raab-Straube, T. Henning: Valerianaceae. Datenblatt Valeriana. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  17. a b c d e D. J. Ockendon: Valeriana. In: T. G. Tutin, V. H. Heywood, N. A. Burges, D. M. Moore, D. H. Valentine, S. M. Walters, D. A. Webb (Hrsg.): Flora Europaea. Volume 4: Plantaginaceae to Compositae (and Rubiaceae). Cambridge University Press, Cambridge 1976, ISBN 0-521-08717-1, S. 52–55 (englisch, eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche). (aus dem unveränderten Nachdruck von 2010, ISBN 978-0-521-15367-6)
  18. a b c d e f g h Yasin Nasir: Valerianaceae. In: Eugene Nasir (Hrsg.): Flora of Pakistan. Band 101. Islamabad, 1976, OCLC 632358004, Valeriana, S. 2 (online bei efloras.org – Abschnitt Beschreibung, textgleich mit gedrucktem Werk).
  19. Vgl. auch Otto Zekert (Hrsg.): Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570. Hrsg. vom österreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft für Geschichte der Pharmazie. Deutscher Apotheker-Verlag Hans Hösel, Berlin 1938, S. 151 (Phu: Valeriana phu L.; Phu minus: Valeriana L., zweihäusiger Baldrian).
  20. Baldriane. auf FloraWeb.de, abgerufen am 15. April 2012
  21. Manfred A. Fischer, Karl Oswald, Wolfgang Adler: Exkursionsflora für Österreich, Liechtenstein und Südtirol. 3., verbesserte Auflage. Land Oberösterreich, Biologiezentrum der Oberösterreichischen Landesmuseen, Linz 2008, ISBN 978-3-85474-187-9, S. 808.
Wiktionary: Baldrian – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Baldrian (Valeriana) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien