Pischelsdorfer Wiesen
Die Pischelsdorfer Wiesen (auch als „Pischelsdorfer Fischawiesen“ bezeichnet) sind ein Naturschutzgebiet und Teil eines Natura 2000-Gebietes in der Gemeinde Götzendorf an der Leitha im Bundesland Niederösterreich (Bezirk Bruck an der Leitha). Das zu den artenreichsten Biotopkomplexen Österreichs zählende Schutzgebiet umfasst eine Fläche von 15,2 Hektar und ist der Rest einer ehemals ausgedehnten Wiesenlandschaft der sogenannten Feuchten Ebene.[1][2]
Ökologische Bedeutung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Pischelsdorfer Wiesen kommen auf engem Raum feuchte Senken neben Halbtrockenrasen vor. Dieses Lebensraummosaik ist ein Grund für die große Artenvielfalt. Die Ursache der feuchten Senken ist der spezielle Wasserhaushalt, bei dem das Grundwasser an die Oberfläche tritt.[3]
Fauna und Flora
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Pischelsdorfer Wiesen wurden 680 Schmetterlingsarten nachgewiesen.[4] Zahlreiche gefährdete Heuschreckenarten wie die vom Aussterben bedrohte Heideschrecke (Gampsocleis glabra) und die Steppen-Beißschrecke (Platycleis montana) haben im Schutzgebiet einen Rückzugsort.[1]
Die feuchten Mulden sind ideale Habitate für unterschiedliche Amphibien wie die Rotbauchunke (Bombina bombina), den Springfrosch (Rana dalmatina), den Kleinen Wasserfrosch (Pelophylax lessonae) oder den Europäischen Laubfrosch (Hyla arborea).[5]
Reptilien wie die Zauneidechse (Lacerta agilis) oder die Ringelnatter (Natrix natrix) wurden nachgewiesen. Der Lebensraum, wie er in den Pischelsdorfer Wiesen gegeben ist, eignet sich auch ideal für die vom Aussterben bedrohte Wiesenotter (Vipera ursinii). Untersuchungen im Jahr 1991 konnten jedoch keinen Nachweis erbringen. Auch wurde befunden, dass der verbliebene isolierte Restlebensraum zu klein für die Erhaltung der Art ist.[5]
Gefährdete Vogelarten wie der Große Brachvogel (Numenius arquata), der Kiebitz (Vanellus vanellus), das Braunkehlchen (Saxicola rubetra), die Grauammer (Emberiza calandra syn. Miliaria calandra), die Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) oder die Beutelmeise (Remiz pendulinus) brüten hier noch. Einige der früher vorkommenden Brutarten wie die Schafstelze (Motacilla flava) oder die Bekassine (Gallinago gallinago) bleiben inzwischen aus.[1]
Am bekanntesten sind die Pischelsdorfer Wiesen wegen ihrer botanischen Besonderheiten: Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris), Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe), Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis), Feuchtwiesen-Prachtnelke (Dianthus superbus subsp. superbus), Groß-Kreuzblume (Polygala major), Zotten-Lein (Linum hirsutum), Gelber Lein (Linum flavum), Wanzen-Knabenkraut (Anacamptis coriophora), Becherglocke (Adenophora liliifolia), Steppen-Glockenblume (Campanula sibirica) oder Sibirische Schwertlilie (Iris sibirica) sind nur eine kleine Auswahl der hier vorkommenden Pflanzenarten.[1][6]
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Zotten-Lein (Linum hirsutum)
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Sumpf-Siegwurz (Gladiolus palustris)
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Gelber Lein (Linum flavum)
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Wanzen-Knabenkraut (Orchis coriophora)
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Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe)
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Gewöhnlicher Teufelsabbiss (Succisa pratensis)
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Groß-Kreuzblume (Polygala major)
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Becherglocke (Adenophora liliifolia)
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Steppen-Glockenblume (Campanula sibirica)
Schutzkategorien und Gebietsausweisungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Naturschutzgebiet wurde 1966 verordnet. Es umfasst laut Verordnung (Stand: Oktober 2014) die Grundstücke Nr. 2309, 2310, 2311, 2312 und 2313 in der Katastralgemeinde Pischelsdorf.[7]
1989 wurde das Naturschutzgebiet vom Europarat zum Biogenetischen Reservat erklärt.
Im Jahr 1998 wurde das Natura 2000-Vogelschutzgebiet „Feuchte Ebene – Leithaauen“ an die EU-Kommission gemeldet. Die Pischelsdorfer Wiesen sind ein Teil des Vogelschutzgebietes.[8] Im Jahr 2009 wurde das Vogelschutzgebiet dann rechtsgültig verordnet.[9]
Die Pischelsdorfer Wiesen sind auch Teil des gleichnamigen, aber nicht gleichflächigen Fauna-Flora-Habitat-Gebietes (kurz „FFH-Gebiet“) „Feuchte Ebene – Leithaauen“, das ebenfalls im Jahr 1998 gemeldet wurde.[10] Im Jahr 2011 wurde das FFH-Gebiet rechtsgültig verordnet.[11]
Eingriffe und Gefährdung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch Entwässerungsmaßnahmen im Nahbereich des Naturschutzgebietes werden die Pischelsdorfer Wiesen mit ihren empfindlichen Arten beeinträchtigt, ebenso durch Begehen und Befahren der Flächen. Auch wird das Gebiet als erheblich zu klein angesehen, um Arten wie dem Großen Brachvogel sein Bruthabitat zu erhalten.[12]
Bereits 1999 wurde von der zuständigen Behörde angegeben, dass der Schutzstatus für die Erreichung der Schutzziele im Biogenetischen Reservat nicht ausreichend wirksam ist und dass es Konflikte durch die angrenzende landwirtschaftliche Nutzung (Dünger- und Pestizideintrag) gibt. Schon damals war die Erweiterung des Naturschutzgebietes auf 27 Hektar vorgesehen[13], was bislang (Stand: Juli 2014) noch nicht erfolgt ist.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Naturschutzbund Niederösterreich: Factsheet zu den Pischelsdorfer Fischawiesen, 1 p. ( des vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. [PDF]
- ↑ Grundstücksdatenbank im NÖ Atlas, abgerufen am 19. Juli 2014.
- ↑ Naturschutzbund Niederösterreich: Gebietsbeschreibung zum Naturschutzgebiet „Pischelsdorfer Fischawiesen“ ( des vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. [HTML]
- ↑ Friedrich Kasy (1985): Die Schmetterlingsfauna des Naturschutzgebietes „Pischelsdorfer Fischawiesen“, östliches Niederösterreich. In: Zeitschrift der Arbeitsgemeinschaft Österreichischer Entomologen, 36. Jahrgang, S. 1–27 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ a b Werner Kammel (1992): Zur Situation der Wiesenotter, Vipera ursinii rakosiensis (MEHELY, 1894) (Squamata: Serpentes: Viperidae), in Niederösterreich. In: Herpetozoa 5, S. 3–11 (zobodat.at [PDF]).
- ↑ Fotografien von Pflanzen in den Pischelsdorfer Wiesen am 25. Juni 2012 [HTML]
- ↑ Niederösterreichische Landesregierung (2014): Verordnung über die Naturschutzgebiete, Landesgesetzblatt 5500/13, 33. Novelle vom 30. Oktober 2014, 42 pp. [PDF]
- ↑ Europäische Umweltagentur (2013): Standarddatenbogen zum Natura 2000-Vogelschutzgebiet „Feuchte Ebene – Leithaauen“ (AT1220V00), Stand: Ende 2013, abgerufen am 12. Juli 2014 [HTML]
- ↑ Niederösterreichische Landesregierung (2009): Verordnung über die Europaschutzgebiete, Landesgesetzblatt 5500/6, 3. Novelle vom 29. Juli 2009, 66 pp. ( des vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. [PDF]
- ↑ Europäische Umweltagentur (2013): Standarddatenbogen zum Natura 2000-FFH-Gebiet „Feuchte Ebene – Leithaauen“ (AT1220000), Stand: Ende 2013, abgerufen am 12. Juli 2014 [HTML]
- ↑ Niederösterreichische Landesregierung (2011): Verordnung über die Europaschutzgebiete, Landesgesetzblatt 5500/6, 5. Novelle vom 18. März 2011, 146 pp. ( des vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. [PDF]
- ↑ Energie- und Umweltagentur Niederösterreich: Naturschutzgebiet Pischelsdorfer Wiesen – Ein Nebeneinander von trocken und feucht, abgerufen am 12. Juli 2014 [HTML]
- ↑ Ingrid Klaffl, Irene Oberleitner, Maria Tiefenbach (1999): Biogenetische Reservate und Biosphärenreservate in Österreich.Umweltbundesamt, Report R-161. 238 S. [PDF]
Koordinaten: 48° 1′ 35,2″ N, 16° 31′ 22,9″ O