Piu Donne
Più Donne (italienisch für „mehr Frauen“) ist eine politische Bewegung, die 2019 im Kanton Tessin anlässlich des 50. Jahrestags der Einführung des kantonalen Frauenstimmrechts entstanden ist.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]2018 hatte die Tessiner Politikerin Tamara Merlo, ehemaliges Mitglied der Grünen und Mitglied des Grossen Rates des Kantons Tessin, die Idee[1], eine rein weibliche politische Liste zu gründen[2].
Beim 50. Jahrestag der Einführung des kantonalen Wahlrechts für Frauen konkretisierte sich die Idee[3]: Eine Liste mit 51 Kandidatinnen wurde erstellt, wovon 47 für das Parlament und vier für den Staatsrat kandidierten, wobei die meisten von ihnen zum ersten Mal kandidierten.[2][4][5]
Laut dem Politologen Nenad Stojanovic hatte diese "wilde" Liste wenig Aussicht auf Erfolg, aber ihre Existenz "unterstreicht das Problem der wenigen Politikerinnen im Tessin, wo sie im Vergleich zum nationalen Durchschnitt weniger vertreten sind "[4]. Die Liste sorgte für eine Überraschung, als sie fast 2 % der Stimmen und zwei Sitze (Tamara Merlo und Maristella Patuzzi, ebenfalls eine ehemalige Grüne)[6] erhielt. Bei diesen Wahlen stieg die Zahl der von Frauen besetzten Sitze im Kantonsparlament von 23 auf 31[7]. 2019 beantragte Più Donne nach einem Zusammenschluss mit anderen unabhängigen Parteien, die ebenfalls nicht genügend Sitze hatten, um eine Fraktion zu bilden, an den thematischen Ausschüssen des Parlaments teilnehmen zu dürfen. Ihr Antrag wurde abgelehnt.[8][9]
Più Donne kandidierte auch bei den Tessiner Kommunalwahlen 2021.[10][11][12][13] Zwei ihrer Kandidatinnen wurden in den Gemeinderat (Legislative) der Stadt Lugano gewählt: Tamara Merlo und Isabelle Ruf.[14]
Politische Ziele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das erste Ziel der politischen Liste ist es, dafür zu sorgen, dass es "mehr Frauen in den Institutionen gibt, wo Entscheidungen getroffen werden". Più Donne will ausserdem "die Gleichstellungsfrage vorantreiben", indem sie sie zu einer Priorität für Frauen und das ganze Land macht, und "alle Bedingungen verbessern, die Frauen daran hindern, eine echte Gleichstellung zu erreichen "[15]
Analyse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut Andrea Pilotti und Oscar Mazzoleni, Politologen an der Universität Lausanne, stellte bei den Wahlen 2019 "die Liste Più Donne die wichtigste Neuerung in der kantonalen politischen Landschaft dar"; durch ihre Präsenz "trägt sie dazu bei, die Frage der Frauenvertretung in der Politik und allgemeiner die Frage der Chancengleichheit stärker auf die kantonale politische Agenda zu setzen".[16]
Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Schweiz aktuell - Keine Frauen in der Tessiner Regierung - Play SRF. Abgerufen am 3. März 2023.
- ↑ a b Una lista tutta... rosa. Tamara Merlo, "donne, dimostriamo che ci siamo!" 13. Dezember 2018, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ 50 anni di voto alle donne - SGCDS (CAN) - Repubblica e Cantone Ticino. Abgerufen am 3. März 2023.
- ↑ a b Au Tessin, gouverner reste une affaire d'hommes. In: Le Temps. 28. Februar 2019, ISSN 1423-3967 (letemps.ch [abgerufen am 3. März 2023]).
- ↑ «Quattro anni fa squallore e sessismo. Ora tocca alle donne». 7. Februar 2019, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ Succès historique des femmes au Grand Conseil tessinois. In: Le Temps. 9. April 2019, ISSN 1423-3967 (letemps.ch [abgerufen am 3. März 2023]).
- ↑ La quota rosa in Parlamento aumenta da 23 a 31. 8. April 2019, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ MPS, PC e Più Donne vogliono un posto nelle Commissioni. 18. April 2019, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ Niente seggio per MPS, PC e Più Donne nelle Commissioni. 2. Mai 2019, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ Elezioni e identità delle donne - di Tamara Merlo - Ticinolive. Abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ Lugano: Più Donne. 14. Februar 2020, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ "Le liste minori di Lugano". rsi, 11. März 2021, abgerufen am 3. März 2023.
- ↑ Più Donne sbarca a Lugano. 14. Februar 2020, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ Lugano, Ticino&Lavoro: ‘Ora puntiamo al Gran Consiglio’. 20. April 2021, abgerufen am 3. März 2023 (italienisch).
- ↑ "Si presenta la lista "Più Donne"". In: rsi. 7. Februar 2019, abgerufen am 3. März 2023.
- ↑ Andrea Pilotti, Oscar Mazzoleni, «La contesa per le elezioni parlamentari ticinesi del 2019 Candidature, eletti ed elette», Les Cahiers de l'IEP, 2022, p. 67 (online lesen)