Pneu Laurent
Pneu Laurent | |
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Rechtsform | SNC (Société en nom collectif) |
Gründung | 1952 |
Sitz | Avallon (Hauptsitz) |
Leitung | Bernard Pottier CEO |
Mitarbeiterzahl | 800, davon waren 180 Personen von 1990 bis 2016 im Brandenburgischen Oranienburg beschäftigt. |
Umsatz | 130 Mio. Euro (2009)[1] |
Branche | Chemische Industrie |
Website | [1] |
Pneu Laurent ist ein französisches Unternehmen, das Reifen industriell runderneuert. Es ist gleichzeitig eine Tochtergesellschaft des Michelin-Konzerns. Der Stammsitz befindet sich in Avallon (Burgund). Das Unternehmen ist der größte französische Runderneuerungs-Dienstleister und europäischer Marktführer bei der Wiederaufbereitung von Lkw-Reifen.[2][3] Im brandenburgischen Oranienburg, nördlich von Berlin, befand sich das einzige deutsche Werk, das Ende 2016 seine Filiale hier schloss.[4]
Unternehmenszahlen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]An den zwei Werksstandorten in Europa sind etwa 800 Mitarbeiter beschäftigt, davon 210 in Oranienburg. Die gesamte Produktionskapazität des Unternehmens liegt bei mehr als 5000 Einheiten oder etwa 82 Tonnen wiederverwertete Reifen täglich. Auf das Jahr umgerechnet werden zirka 1,4 Millionen Stück Lkw- und EM-Reifen sowie vorgefertigte Laufstreifen verkauft. Hierzu gibt es Vertriebsstandorte in Frankreich, Deutschland, Österreich, Polen, Dänemark, Belgien, Luxemburg, in den Niederlanden, in Tschechien und in der Schweiz.
Spezielle Technologie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Firma Pneu Laurent nutzt für die Herstellung der Laufstreifen die Technologie der RCL-Kalterneuerung. RCL steht hierbei als Kürzel für Recycling. Gemeinsam mit der Firma RECAMIC, ebenfalls eine Tochtergesellschaft des Michelin-Konzerns, werden diese unter der Bezeichnung MICHELIN Retread Technologies auf dem Weltmarkt vertrieben.
Das Verfahren RCL-Kalterneuerung wird ausschließlich bei Lkw-Reifen angewandt. Der Reifen erhält hierzu einen bereits vorher in einer Flachpresse vulkanisierten Laufstreifen. Dieser wird danach mit einer Bindegummimischung auf die Karkasse gelegt und in einem Autoklaven vulkanisiert. Mit diesem Verfahren können fast alle auf dem Markt existierenden Reifentypen runderneuert werden und auch spezifische Marktbedürfnisse berücksichtigt werden. Dieses vom Unternehmen selbst entwickelte Verfahren gilt als weltweit einzigartig und erhöht die Laufleistung gegenüber konventionell kaltrunderneuerten Reifen um bis zu 14 Prozent.[5]
Unternehmensgeschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Firma Laurent
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen wurde 1952 gegründet und befasste sich zunächst mit der industriellen Runderneuerung von PKW-Reifen. Später wurde diese Wiederaufarbeitung auch auf Lkw-Reifen ausgedehnt. Ab 1964 wurde das Unternehmen in den Michelin-Konzern eingebunden und ist seit 1973 dessen Tochtergesellschaft. In den 1970er-Jahren gehörte zum Unternehmen auch ein Standort in Rheinland-Pfalz. Aufgrund steigender Verkaufszahlen wurde 1981 für Deutschland die Laurent Reifen Vertriebs GmbH gegründet.
Von Reifen-Müller über den VEB Berliner Reifenwerk zu Scanrub
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der VEB Berliner Reifenwerk („Pneumant“) entstand 1968 aus dem Vorkriegshersteller Reifen-Müller, der bereits in den 1930er-Jahren mit Reifen-Runderneuerungen begonnen hatte, vorzugsweise für Lkw der Wehrmacht. 1990, im Jahr der deutschen Wiedervereinigung, übernahm das Unternehmen Viborg die Standorte Schmöckwitz und Oranienburg. Aus diesen wurde die Scanrub Reifenwerke GmbH gebildet. In Oranienburg ließ das Management im Jahr 2002 eine moderne vollautomatische Reifenaufbereitungsanlage mit einer Gesamtkapazität von etwa 55.000 t jährlich errichten.[6][7]
Zusammenschlüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Scanrub Reifenwerke GmbH und die Firma Laurent fusionierten schließlich im Jahr 2004 und bildeten die deutsche Laurent Reifen GmbH mit Hauptsitz in Oranienburg, wobei das Werk in Oranienburg Ende November 2016 geschlossen wurde.[8]
Zwischenfälle
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Während der Baumaßnahmen für die neue Reifenaufbereitungsanlage zündeten Brandstifter im April 2002 das zum Abtransport vorbereitete Altreifenlager auf dem ehemaligen militärischen Flugplatz der GSSD in Germendorf an. Vom Feuer betroffen war eine Freifläche von ca. 30.000 m², mit ca. 8000 t Reifen, was geschätzt ca. 1,5 Mill. Stück Reifen entspricht. Die Rauchschwaden waren bis nach Potsdam und Neuruppin zu sehen.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Homepage des Unternehmens (deutsch) ( vom 9. Juni 2013 im Internet Archive)
- Informationen und Bilder vom Feuer im April 2002 ( vom 3. Oktober 2005 im Internet Archive)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Mitteilung vom 29. Sept. 2010, abgerufen am 7. Okt. 2010 ( vom 2. Oktober 2010 im Internet Archive)
- ↑ Michelin: Comprehensive Retreading Operations (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Februar 2022. Suche in Webarchiven) auf www.tyrepress.com
- ↑ Laurent: Runderneuerte aus Deutschland für ganz Europa in Reifenpresse.de vom 20. Sep. 2007, abgerufen am 7. Okt. 2010
- ↑ Reifenhersteller Pneu Laurent schließt Werk in Oranienburg, auf MAZ-online, abgerufen am 26. Februar 2021.
- ↑ 14 Prozent mehr Laufleistung für runderneuerte Lkw-Reifen, Webseite der Fachzeitschrift STEINE + ERDEN, abgerufen am 7. Okt. 2010
- ↑ In Oranienburg entsteht weltweit modernste Reifen-Recyclinganlage ( vom 8. September 2012 im Webarchiv archive.today), Meldung vom 11. April 2002, abgerufen am 7. Okt. 2010
- ↑ Wirtschaftskrimi beim Berliner Reifenwerk. In: Neue Reifenzeitung 9/2000, S. 95–97 (PDF-Dokument über yumpu.com).
- ↑ reifenpresse.de vom 30. November 2016, Laurent-Reifen-Runderneuerung hat letzte Reifen ausgeliefert – Demontage läuft, abgerufen am 12. September 2019.