Polizeihubschrauber

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Ein Eurocopter EC 135 der deutschen Bundespolizei

Polizeihubschrauber sind Hubschrauber einer Polizei, die als Führungs- und Einsatzmittel genutzt werden. Sie bieten u. a. hohe Geschwindigkeit und Unabhängigkeit vom Zustand des Geländes. Außerdem kann man mit ihnen große Geländeflächen schnell nach Personen, Gegenständen oder Fahrzeugen absuchen.

Ein Rettungseinsatz der Polizei Bayern

Polizeihubschrauber werden vor allem bei polizeilichen Einsätzen verwendet. Dies umfasst unter anderem:

  • Lokalisierung von flüchtigen oder vermissten Personen beziehungsweise Fluchtfahrzeugen (mobile Lagen),
  • Erfassung des Verkehrsgeschehens im Straßenverkehr, vor allem bei extrem stark frequentierten Autobahnen zur Hauptreisezeit,
  • Lieferung von Beweismaterial durch Foto- und Videografie,
  • Erfassung von Verbreitung bestimmter Substanzen oder Ereignissen im Umwelt- und Naturschutz (z. B. Gewässerverschmutzung, Waldbrände),
  • Aufspüren von Ereignisorten wie beispielsweise eine Absturzstelle eines Flugzeuges,
  • Rettung von Verunglückten im Gebirge oder unwegsamen Gelände,
  • Transport von Personen wie z. B.
    • verletzte, schwer erkrankte oder in Sicherheit zu bringende Personen,
    • Spezialeinheiten, z. B. SEK-Gruppen,
    • hochgestellten Politikern oder Funktionsträgern,
  • Aufklärung polizeilicher Großlagen wie risikobehafteten Demonstrationen oder Staatsbesuchen.

Ferner ist auch eine Mitwirkung bei der Brandbekämpfung mittels Löschwasser-Außenlastbehälter, oft mit Unterstützung sog. Flughelfer, möglich.

Organisation in Deutschland

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Eurocopter EC-145 im Einsatz für die hessische Landespolizei

Die deutschen Polizeien verfügen über diverse Polizeihubschrauberstaffeln. Die Landespolizeien haben mit Ausnahme der Polizei Bremen, der Polizei im Saarland und Polizei Schleswig-Holstein je eine Polizeihubschrauberstaffel. Bei der Polizei Mecklenburg-Vorpommern ist die Hubschrauberstaffel – zwei Eurocopter EC 135 – Teil der Wasserschutzpolizei Mecklenburg-Vorpommern. Bei der Polizei Hessen und Polizei Nordrhein-Westfalen lautet die Bezeichnung Polizeifliegerstaffel, da hier jeweils zwei Flächenflugzeuge zum Einsatz kommen.

Die größte Flotte einer Polizei in Deutschland hat die Bundespolizei. Die größte Flotte einer Landespolizei hat die Polizeifliegerstaffel Nordrhein-Westfalen mit sieben Hubschraubern und zwei Flächenflugzeugen. Die größte Hubschrauberflotte einer Landespolizei hat die Polizeihubschrauberstaffel Bayern mit acht Maschinen.

Die Bundespolizei verfügt über die Bundespolizei-Fliegergruppe mit Sitz in Sankt Augustin und ist die vorgesetzte Dienststelle für den Flugdienst der Bundespolizei. Ihr unterstellt sind vier Bundespolizei-Fliegerstaffeln mit Sitz in Fuhlendorf, Blumberg, Fuldatal, Oberschleißheim, der Luftfahrtbetrieb (früher: Bundespolizei-Fliegerstaffel Sankt Augustin) sowie der in Sankt Augustin ansässige Instandhaltungsbetrieb (früher: Zentrale Instandhaltungsstaffel ZIST) und die Luftfahrerschule für den Polizeidienst in Bonn-Hangelar.

Die Hubschrauberbesatzung besteht beim Flug nach Sichtflugregeln (VFR) in der Regel aus einem Piloten und einem Flugtechniker – früher: Bordwart, beim Flug nach Instrumentenflugregeln (IFR) immer aus zwei Piloten und gegebenenfalls zusätzlich einem Flugtechniker bzw. einem sog. Operator, welcher die Wärmebildkamera bedient.

Liste der Hubschrauberstaffeln der Bundespolizei und Landespolizeien

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Bundespolizei und die Bundesländer unterhalten folgende Hubschrauberstaffeln (Stand März 2012[1] mit späteren Ergänzungen):

Polizei Rufzeichen Stationierung Flotte
Wappen Bundesrepublik  Bundespolizei Pirol Sankt Augustin Eurcopter 120 Colibri (Schulungshubschrauber)

Eurcopter EC135 T2+

Eurcopter EC155 B

AS 332 L1 Super Puma

Fuhlendorf
Ahrensfelde-Blumberg
Fuldatal
Oberschleißheim
Wappen Baden-Württemberg  Baden-Württemberg Bussard  Stuttgart, Rheinmünster  6 Airbus Helicopters H145 D-3[2]
Wappen Bayern  Bayern Edelweiß  München 1, Roth 2  8 Eurcopter EC135 P3

 2 Airbus Helicopters H145 D-3 (sechs weitere bestellt)

Wappen Berlin  Berlin Pirol Berlin 3  Ahrensfelde-Blumberg  1 Eurcopter EC135 T2
Wappen Brandenburg  Brandenburg Adebar  Ahrensfelde-Blumberg  2 Eurcopter EC135 P2+
Wappen Hamburg  Hamburg Libelle  Hamburg-Fuhlsbüttel  2 Eurcopter EC135 P2
Wappen Hessen  Hessen Ibis  Egelsbach  3 Eurocopter EC145
Wappen Mecklenburg-Vorpommern  Mecklenburg-Vorpommern Merlin  Rostock-Laage  2 Eurcopter EC135 P1

 2 Airbus Helicopters H145 D-3 (bestellt)

Wappen Niedersachsen  Niedersachsen Phoenix  Hannover, Rastede  2 MD 902
 2 Eurcopter EC135 P2+

 2 Airbus Helicopters H145 D-3 (bestellt)

Wappen Nordrhein-Westfalen  Nordrhein-Westfalen Hummel  Düsseldorf, Dortmund  6 Airbus Helicopters H145 D-2+[3][4][5]
Wappen Rheinland-Pfalz  Rheinland-Pfalz Sperber  Koblenz-Winningen  2 Eurcopter EC135 P2+

 2 Airbus Helicopters H145 D-3

Wappen Sachsen  Sachsen Passat  Dresden  3 Eurcopter EC135 T2/T2e
Wappen Sachsen-Anhalt  Sachsen-Anhalt Ikarus  Magdeburg  2 Airbus Helicopters H145 D-3[6][7]
Wappen Thüringen  Thüringen Habicht  Erfurt  2 Eurocopter EC145
1 
aktuell Flughafen München, evtl. Umzug nach Oberschleißheim
2 
Otto-Lilienthal-Kaserne Roth
3 
Gemeinsam von der Polizei Berlin und der Bundespolizei betrieben[8]
  • 6. August 1996: Absturz eines MBB BO 105 der Hamburger Polizei in die Lübecker Bucht bei einer Übung. Alle fünf Besatzungsmitglieder kamen ums Leben.[9]
  • 24. November 1999: Absturz einer EC135P1 (Kennzeichen D-HMVB) der Polizeihubschrauberstaffel Mecklenburg-Vorpommern in der Nähe des Stavenhagener Ortsteils Basepohl nach einer Kollision mit Bäumen. Tödlich verletzt wurden drei der vier Besatzungsmitglieder.[10]
  • 17. Januar 2005: Absturz eines Sokol W-3A der sächsischen Polizei nahe Thalheim. Zwei der fünf Menschen an Bord kamen ums Leben.[11]
  • November 2007: Notlandung eines MD 900 (Kennzeichen D-HPNB, Rufzeichen Phoenix 92) der Polizei Niedersachsen auf dem Flughafen Hannover-Langenhagen beim Rückflug von einem Einsatz. Ursache des Unfalls mit drei leicht Verletzten war ein technischer Defekt am NOTAR-System. An der Maschine entstand Totalschaden.[12]
  • Januar 2010: Absturz eines MD 902 (Kennzeichen D-HPND, Rufzeichen Phoenix 94) der Polizei Niedersachsen auf einem schneebedeckten Acker nahe Elze (Wedemark) während eines Übungsflugs. Ursache des Unfalls mit drei leicht Verletzten war ein Pilotenfehler, vermutlich durch „diffuse Lichtverhältnisse“ (Whiteout). An der Maschine entstand Totalschaden.[13]
  • 10. Mai 2011: Absturz eines MD 900 der Polizei Baden-Württemberg in Engelsbrand bei Pforzheim. Drei Personen an Bord wurden schwer verletzt, der Hubschrauber zerstört.[14]
  • März 2013: Flugunfall am Berliner Olympiastadion
  • Februar 2016: Absturz eines EC 135 T2+ (Kennzeichen D-HVBB) der Bundespolizei in Bimöhlen, nahe dem Bundespolizei-Heliport Fuhlendorf, während eines Nachtsicht-Übungsflugs. Bei dem Unfall wurden der Pilot sowie der System-Operator tödlich und der Copilot schwer verletzt, an der Maschine entstand Totalschaden. Als ursächlich nennt der Untersuchungsbericht der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung einen „Kontrollverlust“ des steuernden Piloten über das Fluggerät.[15]
Wärmebildgerät
Suchscheinwerfer

Zur polizeilichen Ausrüstung gehören in Deutschland u. a.:

Das Innenministerium betreibt an 8 Flugeinsatzstellen den Flugdienst der österreichischen Exekutive. Die Hubschrauber der Flugpolizei stehen neben den polizeilichen Aufgabenstellungen (Fahndungen, Einsätze mit dem EKO Cobra, Sicherungseinsätze bei Großveranstaltungen, …) auch für Unverletztenbergungen, Hilfseinsätze im Rahmen von Brandbekämpfungen sowie Erkundungsflüge für andere Dienststellen der Länder (Lawinenwarndienst, Geologische Untersuchungen nach Felsstürzen, …) zur Verfügung. Neben verschiedenen Typen der Firma Eurocopter (21 Stück) ist auch ein Bell 206 B JetRanger im Einsatz.[16]

Standorte

Die Standorte der Flugpolizei werden als Flugeinsatzstellen (FESt) bezeichnet. Größter Standort ist die Flugeinsatzstelle Wien-Meidling, wo sich auch die Zentrale der österreichischen Flugpolizei sowie die eigene Hubschrauberflugschule des Bundesministeriums für Inneres befindet. Der FESt Wien ist auch als einziger Flugeinsatzstelle Österreichs eine Außenstelle angegliedert, die sich seit 2010 am Flughafen Wien befindet und unter anderem Flughafenüberwachungsflüge absolviert.

Der Helikopter der Kantonspolizei Zürich ist der einzige Polizeihubschrauber in der Schweiz. Er ist seit dem Jahr 2015 im Einsatz.[17]

Commons: Polizeihubschrauber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Polizeihubschrauber – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Karl Schwarz: Fliegende Streifenwagen – Polizeihubschrauberstaffeln in Deutschland. FlugRevue 2/2012, S. 34 ff.
  2. Polizeihubschrauber. Innenministerium Baden-Württemberg, abgerufen am 16. Januar 2017.
  3. U. Heeren: H145T2 Neuer Polizeihubschrauber für NRW - H145T2. In: www.polizeifliegerstaffel.de. Archiviert vom Original am 16. September 2016; abgerufen am 11. September 2016.
  4. Fliegerstaffel: Neue Hubschrauber-Flotte für die NRW-Polizei. In: RP Online. 7. September 2016, abgerufen am 11. September 2016.
  5. Fünf Rotorblätter erleichtern Einsätze. Abgerufen am 8. Oktober 2024.
  6. Neuer Polizeihubschrauber für Sachsen-Anhalt
  7. http://www.helionline.net/908-046876-130140/photogallery/55/361/57206///D-HSAB+20302.html
  8. Polizei-Heli „Pirol Berlin“ übergeben. bz-berlin.de, 6. Mai 2004, abgerufen am 10. Januar 2013.
  9. taz, die tageszeitung vom 7. August 1996: Fünf Tote bei Hubschrauberunglück
  10. Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung: Untersuchungsbericht 3X280-0/99. (PDF, deutsch, 948 kB) Februar 2001, abgerufen am 1. November 2021.
  11. Spiegel Online vom 17. Januar 2005: Retter verunglückten bei Suche nach suizidgefährdeter Frau
  12. Untersuchungsbericht 3X182-0/07, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, abgerufen am 15. Dezember 2017 (PDF, deutsch, 262 kB).
  13. Untersuchungsbericht 3X002-10, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, abgerufen am 15. Dezember 2017 (PDF, deutsch, 482 kB).
  14. Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung: Untersuchungsbericht zu einem Flugunfall mit einem Hubschrauber nahe Engelsbrand. Untersuchungsbericht
  15. Untersuchungsbericht BFU16-0185-3X, Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung, abgerufen am 28. Dezember 2018 (PDF, deutsch, 1,4 MB).
  16. Stefanie Grüssl et al.: Flugpolizei in Österreich einst und jetzt. Bundesministerium für Inneres, Abteilung II/7, Wien 2015, abgerufen am 10. Januar 2018.
  17. Zwei-Jahres-Bilanz zeigt: Einziger Polizeihelikopter der Schweiz muss immer öfter in die Luft, Limmattaler Zeitung vom 13. September 2017, abgerufen am 31. Januar 2021