Wyssokoje (Kaliningrad, Slawsk)
Siedlung
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Wyssokoje (russisch Высокое, deutsch Popelken, 1938 bis 1945 Markthausen, litauisch Papelkiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Slawsk im Rajon Slawsk.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wyssokoje liegt 32 Kilometer südöstlich der einstigen Kreisstadt Polessk (Labiau) und 28 Kilometer südwestlich der heutigen Rajonshauptstadt Slawsk (Heinrichswalde) an einer Nebenstraße, die von der russischen Fernstraße A 216 (ehemalige deutsche Reichsstraße 138, heute auch Europastraße 77) bis nach Majowka (Georgenburg) nördlich von Tschernjachowsk (Insterburg) führt. Bis 1945 war der Ort Bahnstation an der Bahnstrecke Juckeln–Mehlauken der Insterburger Kleinbahnen. Heute besteht nur noch Bahnanschluss über Salessje-Nowoje (Mehlauken, 1938 bis 1946 Liebenfelde) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Sowetsk (Königsberg–Tilsit).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das einst Popelken[2] genannte ehemalige Kirchdorf wurde am 9. April 1874 Amtsdorf und damit namensgebend für einen neu errichteten Amtsbezirk[3] im Kreis Labiau im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 waren in Popelken 1.193 Einwohner registriert[4]. Ihre Zahl stieg bis 1933 auf 1.250 und betrug 1939 noch 1.221[5]. Am 3. Juni – amtlich bestätigt am 16. Juli – des Jahres 1938 wurde Popelken aus ideologischen Gründen der Beseitigung fremdländisch klingender Ortsnamen in „Markthausen“ umbenannt, und auch der Amtsbezirksname wurde in „Amtsbezirk Markthausen“ geändert.
In Kriegsfolge kam der Ort 1945 mit dem nördlichen Teil Ostpreußens zur Sowjetunion und erhielt 1947 die russische Bezeichnung „Wyssokoje“.[6] Gleichzeitig wurde der Ort Sitz eines Dorfsowjets. Zwischen 1947 und 1963 war der Ort dem Rajon Bolschakowo zugeordnet, bis er dann in den Rajon Slawsk wechselte. Von 2008 bis 2015 gehörte Wyssokoje zur Landgemeinde Bolschakowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Slawsk.
Amtsbezirk Popelken/Markthausen (1874–1945)
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 9. April 1875 wurde Popelken Sitz eines gleichnamigen Amtsbezirks, der am 25. August 1938 in „Amtsbezirk Markthausen“ umbenannt wurde und bis 1945 zum Kreis Labiau gehörte. Anfangs waren sechs Kommunen eingegliedert, am Ende waren es noch vier[3]:
Name | Änderungsname 1938 bis 1946 |
Russischer Name | Bemerkungen |
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Eszerningken, 1936 bis 1938: Escherningken |
Gutfließ | Krasnaja Dubrawa | |
Mehlawischken | Liebenort | ||
Paggarszwienen, 1936 bis 1938: Paggarschwienen |
Krauseneck | 1928 nach Florlauken (1938–1936: Blumenfelde) eingegliedert | |
Popelken | Markthausen | Wyssokoje | |
Szallgirren, 1936 bis 1938: Schallgirren |
Schliebenwalde | 1938 nach Escherninken eingegliedert | |
Uszkampen, 1936 bis 1938: Uschkampen |
Kleinmarkthausen | 1928 nach Popelken eingegliedert | |
ab 1884: Wartenburg |
Am 1. Januar 1945 gehörten noch Gutfließ, Liebenort, Markthausen und Wartenburg zum Amtsbezirk Markthausen.
Wyssokowski selski Sowet/okrug 1947–2008
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Dorfsowjet Wyssokowski selski Sowet (ru. Высоковский сельский Совет) wurde im Juni 1947 zunächst im Rajon Tschernjachowsk eingerichtet.[6] Im Juli 1947 gelangte der Dorfsowjet in den neu geschaffenen Rajon Bolschakowo.[7] Seit 1963 gehörte der Dorfsowjet zum Rajon Slawsk. Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Wyssokowski selski okrug (ru. Высоковский сельский округ). Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neu gebildete Landgemeinde Bolschakowskoje selskoje posselenije eingegliedert.
Ortsname | Name bis 1947/50 | Bemerkungen |
---|---|---|
Dubrowka (Дубровка) | Spannegeln | Der Ort wurde 1947 umbenannt. Er gehörte zunächst zu den Dorfsowjets Kalinowski und Bolschakowski. |
Krasnaja Dubrawa (Красная Дубрава) | Eszerningken/Escherningken, 1938–1945: „Gutfließ“ | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Krasnoje (Красное) | Lindicken | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kalinowski. |
Lugowoje (Луговое) | Schuppinnen | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kalinowski. Er wurde 1997 aus dem Ortsregister gestrichen.[8] |
Malinowka (Малиновка) | Sprakten | Der Ort wurde 1947 umbenannt. |
Mostowoje (Мостовое) | Kallwischken, 1938–1945: „Hengstenberg“ | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kalinowski. Später gelangte er wieder dorthin. |
Nowaja Derewnja (Новая Деревня) | Ernstwalde | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kalinowski. Er wurde vermutlich vor 1988 an den Ort Krasnoje angeschlossen. |
Sowetskoje (Советское) | Korehlen | Der Ort wurde 1950 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Bolschakowski. |
Wesnowo (Весново) | Wasserlauken, 1938–1945: „Wasserlacken“ | Der Ort wurde 1947 umbenannt und gehörte zunächst zum Dorfsowjet Kalinowski. |
Wyssokoje (Высокое) | Popelken, 1938–1945: „Markthausen“ | Verwaltungssitz |
Der im Jahr 1947 umbenannte Ort Nowaja Schisn (Bittkallen), der zunächst ebenfalls in den Wyssokowski selski Sowet eingeordnet worden war, kam dann (vor 1975) aber zum Salessowski selski Sowet.
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kirchengebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Von der einstigen evangelischen Pfarrkirche in Popelken steht heute lediglich noch eine Turmruine mit Resten der westlichen Außenmauern des Kirchenschiffs[9]. Die Kirche wurde 1768/69 errichtet als Nachfolgebau eines aus dem Jahre 1640 stammenden Gotteshauses. Bei der Kirche handelte es sich um einen verputzten rechteckigen Ziegelbau[10] mit einem Kanzelaltar aus dem 19. Jahrhundert und einem Taufengel von 1720. Aufgrund von Fremdnutzung als Halle zum Trocknen von Getreide sowie fehlender Instandhaltungsmaßnahmen verfällt das im Zweiten Weltkrieg unversehrt gebliebene Gebäude zusehends.
Kirchengemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Popelkener evangelische Kirchengemeinde wurde 1626 gegründet[11]. Bereits von Anfang an bestand eine Pfarrstelle, die im Jahre 1900 um eine zweite aufgestockt wurde. Zum Kirchspiel der Kirche Popelken gehörten bis 1945 insgesamt 47 Ortschaften. 1925 zählte die Gemeinde 6.800 Gemeindeglieder. Sie war dem Kirchenkreis Labiau in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union zugeordnet.
Heute liegt Wyssokoje im Einzugsbereich der in den 1990er Jahren neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Bolschakowo (Groß Skaisgirren, 1938 bis 1946 Kreuzingen), einer Filialgemeinde in der Kirchenregion der Salzburger Kirche in Gussew (Gumbinnen) in der Propstei Kaliningrad[12] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.
Schule
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Schulunterricht wurde in Popelken bereits im 17. Jahrhundert erteilt[13]. Zwischen 1677 und 1683 ist ein Lehrer Stefan Schwarz aktenkundig. Bereits vor dem Ersten Weltkrieg war die Volksschule in Popelken vierklassig und wurde von Schulkindern auch aus Uszkampen/Uschkampen (Kleinmarkthausen), Mehlawischken (Liebenort) und Mehlathal (Liebenhof) besucht. Bis 1901 war hier noch eine Präparandenanstalt untergebracht. Im Jahre 1927 wurde ein neues Schulgebäude errichtet.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Ort verbunden
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Adam Friedrich Schimmelpfennig[13] (1699–1763), Liederdichter, Autor litauischer Literatur, Gesangbuchherausgeber und Übersetzer der Bibel in die litauische Sprache, war von 1726 bis 1763 Pfarrer[14] an der Kirche Popelken
- Arthur Gütt (1891–1949), Arzt und als Eugeniker Verfechter der Nationalsozialistischen Rassenhygiene
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
- ↑ D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Markthausen
- ↑ a b Rolf Jehke, Amtsbezirk Popelken/Markthausen
- ↑ Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Labiau
- ↑ Michael Rademacher: Landkreis Labiau (russ. Polessk). Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ a b Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
- ↑ Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 25 июля 1947 г. «Об административно-территориальном устройстве Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 25. Juli 1947: Über den administrativ-territorialen Aufbau der Oblast Kaliningrad)
- ↑ Nachdem er schon im Ortsverzeichnis mit Stand von 1988 nicht mehr auftauchte.
- ↑ Кирха Попелькена - Высокое Die Kirche Popelken in Wyssokoje bei prussia39.ru (mit Fotos aus dem Jahre 2012)
- ↑ Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 2: Bilder ostpreussischer Kirchen, Göttingen, 1968, Seite 61, Abb. 194
- ↑ Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, Seite 465
- ↑ Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad ( vom 29. August 2011 im Internet Archive)
- ↑ a b Wyssokoje - Popelken/Markthausen bei ostpreussen.net
- ↑ Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 113