Postolin (Sztum)
Postolin (deutsch Pestlin) ist ein Dorf in der Stadt- und Landgemeinde (Gmina) Sztum (Stuhm) im Powiat Sztumski (Stuhmer Kreis) der polnischen Woiwodschaft Pommern.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kirchdorf liegt im ehemaligen Westpreußen, etwa sechs Kilometer südlich von Stuhm (Sztum), 22 Kilometer westsüdwestlich von Christburg (Dzierzgoń) und sieben Kilometer westnordwestlich von Niklaskirchen (Mikołajki Pomorskie).
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Wie hier und in der Umgebung gefundene Urnengräber der Vorzeit belegen, liegt die Gemarkung des Dorfs in sehr altem Siedlungsgebiet.[1] Ältere Ortsbezeichnungen sind Pastoline (1237),[2] Pastelina (1249), Postelyn (1295), Postelen sowie Poesteln (1309), Postelyn sowie Postolyn (15. Jh.), Pesteln (1518, 1531), Postelyn (1532, 1548) und Pesteln (1599).[3] Hier stand einst eine Preußenburg, die 1236 vom Deutschen Orden erobert wurde. Der Orden gründete hier das Kirchspiel „Pastoline“, das am 28. Januar 1237 erwähnt wurde, als der Landmeister Hermann Balk den Dietrich von Dypenow mit Landbesitz ausstattete.[2] Ein deutsches Dorf wurde hier erst durch die am 12. März 1295 vom Deutschordens-Komtur Heinrich von Wilnowe in Marienburg dem Heinrich von Radino ausgehändigte Handfeste gegründet, wonach dem Dorf 60 Hufen Land zu kulmischem Recht – davon acht Hufen für die Pfarre – verliehen und den Dorfbewohnern das Recht zugestanden wurde, Märkte abhalten zu dürfen.[3][2]
Im Jahr 1945 gehörte das Dorf Pestlin zum Landkreis Stuhm im Regierungsbezirk Marienwerder im Reichsgau Danzig-Westpreußen des Deutschen Reichs. Pestlin war Sitz des Amtsbezirks Pestlin.
Im Januar 1945 wurde Pestlin von der Roten Armee besetzt. Nach Beendigung der Kampfhandlungen wurde die Region seitens der sowjetischen Besatzungsmacht zusammen mit ganz Hinterpommern und der südlichen Hälfte Ostpreußens – militärische Sperrgebiete ausgenommen – der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen. Pestlin wurde unter der polnischen Ortsbezeichnung „Postolin“ verwaltet. Die einheimische deutsche Bevölkerung wurde von der polnischen Administration mit wenigen Ausnahmen aus Pestlin vertrieben.
Demographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
---|---|---|
1783 | – | königliches Dorf nebst einer katholischen Kirche und einem Freischulzen-Gut, Amt Stuhm, 50 Feuerstellen (Haushaltungen), in Westpreußen[4] |
1818 | 237 | königliches Dorf, Amt Stuhm[5] |
1852 | 652 | Dorf[6] |
1864 | 683 | Dorf, darunter 44 Evangelische und 632 Katholiken[7] |
1885 | 659 | am 1. Dezember, davon 38 Evangelische, 618 Katholiken und drei Juden[8] |
1910 | 677 | Landgemeinde, am 1. Dezember, darunter 15 Evangelische, 657 Katholiken und vier Juden; 636 Personen mit polnischer Muttersprache[9] |
1933 | 747 | [10] |
1939 | 759 | [10] |
Kirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die örtliche katholische Pfarrkirche, die schon im 13. Jahrhundert gegründet worden war, wurde 1855 umfangreich renoviert. Das Kirchengebäude und seine Geschichte sind von Schmid 1909 ausführlicher beschrieben worden.[2]
Die Protestanten der hier bis 1945 anwesenden Dorfbevölkerung gehörten zur evangelischen Pfarrei Stuhm.[11]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Pestlin, Dorf, Kreis Stuhm, Regierungsbezirk Marienwerder, Provinz Westpreußen. In: Meyers Gazetteer, mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Pestlin (meyersgaz.org).
- Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868 (Google Books).
- Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen, Band 13), Danzig 1909, S. 304–311 (Google Books).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Abraham Lissauer: Die prähistorischen Denkmäler der Provinz Westpreussen und der angrenzenden Gebiete, Engelmann, Leipzig 1887, S. 150 (Google Books).
- ↑ a b c d Bernhard Schmid: Die Bau- und Kunstdenkmäler Pomesaniens – 3. Kreis Stuhm (= Die Bau- und Kunstdenkmäler der Provinz Westpreussen, Band 13), Danzig 1909, S. 304–311 (Google Books).
- ↑ a b Friedrich Wilhelm Ferdinand Schmitt: Geschichte des Stuhmer Kreises. Thorn 1868, S. 207–209 (Google Books).
- ↑ Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Zweiter Theil welcher die Topographie von West-Preussen enthält. Anhang (mit neu beginnender Seitenzählung): Volständige Topographie vom West-Preußischen Cammer-Departement, Marienwerder 1789, S. 166 (Google Books).
- ↑ Alexander August Mützell und Leopold Krug: Neues topographisch-statistisch-geographisches Wörterbuch des preussischen Staats. Band 4: P–S, Halle 1823, S. 26, Ziffer 910 (Google Books).
- ↑ Topographisch-statistisches Handbuch des Preußischen Staats (Kraatz, Hrsg.). Berlin 1856, S. 276 (Google Books).
- ↑ Emil Jacobson: Topographisch-statistisches Handbuch für den Regierungsbezirk Marienwerder. Danzig 1868. Ortschaft-Verzeichnis des Regierungsbezirks Marienwerder, S. 200–201, Ziffer 100 (Google Books).
- ↑ Königliches statistisches Bureau: Gemeindelexikon für das Königreich Preußen. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1885. Band II: Provinz Westpreußen, Berlin 1887, S. 70–71, Ziffer 50 (Google Books).
- ↑ Königlich Preußisches Statistisches Landesamt: Gemeindelexikon der Regierungsbezirke Allenstein, Danzig, Marienwerder, Posen, Bromberg und Oppeln. Auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1910 und anderer amtlicher Quellen. Berlin 1912, Heft III: Regierungsbezirk Marienwerder, 3. Kreis Deutsch Krone, S. 74–75, Ziffer 50 (Google Books).
- ↑ a b Michael Rademacher: Kreis Stuhm. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Agathon Harnoch: Chronik und Statistik der evangelischen Kirchen in den Provinzen Ost- und Westpreußen, Neidenburg 1890, S. 519–520 (Google Books).
Koordinaten: 53° 52′ N, 19° 3′ O